Die Spuren der Berliner Mauer

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Vor 20 Jahren bestimmte die Mauer das Stadtbild Berlins: Auf einer Länge von mehr als 40 Kilometern ragte der "antifaschistische Schutzwall" in die Höhe. Heute ist davon kaum noch etwas zu merken. Nach der Wende wurden fast alle der etwa 45.000 Betonklötze von Mauerjägern in kleine Teile zerlegt oder komplett abtransportiert.

Zum 20. Jahrestag des Mauerfalls am 9. November gehen aber immer mehr Menschen auf Suche nach den Resten der Mauer. Das Brandenburger Tor ist ein guter Ausgangspunkt für einen solchen Rundgang. Während heute täglich hunderte Touristen frei unter dem Berliner Wahrzeichen durchlaufen, wirkte die Gegend zu Zeiten der Teilung gespenstisch leer. Denn auch direkt vor dem Brandenburger Tor waren in den frühen Morgenstunden des 13. August 1961 Barrikaden errichtet worden, die später zu einer festen Mauer ausgebaut wurden.

Eine Reihe Pflastersteine, die den einstigen Verlauf der Mauer markiert, führt zum Potsdamer Platz. An der Ecke vor dem modernen Bahn-Hochhaus stehen sieben einzelne Mauersegmente. Ein Mann in Volkspolizei-Uniform bietet "Original DDR-Visum mit Stempel" an, auf einigen Mauerteilen kleben Kaugummis, Touristen haben ihre Initialen auf den Beton gekritzelt. Tatsächlich aber verdeutlichen die Blöcke, wie markant die Mauer die Stadt teilte, wie sie mitten über Straßen lief und Berlin in zwei Teile riss.

Das ist auch am nahen Martin-Gropius-Bau zu sehen: "Die Straße vor dem Gropiusbau gab es während der Teilung nicht", erklärt Klaus Kowatsch, der schon seit 1990 Bewohner und Besucher durch die Stadt führt. "Schließlich verlief die Grenze so, dass der Bürgersteig direkt am Gebäude zwar vor der Mauer lag, dennoch zum Ostteil der Stadt gehörte und von den Menschen im Westen daher nicht benutzt werden durfte." Deswegen wurde der Eingang zu den Ausstellungsräumen zwangsweise zur Südseite verlegt. Erst seit dem Mauerfall kann der Bau wieder über seinen eigentlichen Haupteingang betreten werden.

Nebenan verdeutlicht eines der drei größten Original-Mauerstücke eindrucksvoll diesen Verlauf: Auf rund 200 Meter Länge sind zahlreiche hellgraue Betonklötze zu sehen, die zwar unter Denkmalschutz stehen, zuvor aber noch von allzu euphorischen Mauerspechten arg in Mitleidenschaft gezogen wurden. "Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet an diesem Ort die Mauerreste erhalten wurden", erklärt Kowatsch. Denn dort spiegeln sich zentrale historische Ereignisse wieder: Hinter der Mauer befindet sich das Gelände, auf dem während der NS-Zeit die Hauptquartiere von Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt lagen. Gegenüber war nach 1936 das Reichsluftfahrtministerium untergebracht.

Auch der legendäre Checkpoint Charlie, den zu DDR-Zeiten nur Ausländer und Diplomaten passieren durften, ist ein Besuchermagnet. Das Grenzkontrollhäuschen der amerikanischen Streitkräfte wurde 1990 abgebaut, später jedoch durch einen Nachbau ersetzt. Heute schießen Touristen beinahe im Minutentakt Fotos von der Straßenecke. Außerdem nutzen viele die Gelegenheit, um einen Abstecher ins Museum "Haus am Checkpoint Charlie" zu machen.

Mit der S-Bahn geht es in den Norden, in die Bernauer Straße, wo der zweite große Mauerrest der Stadt steht. Eine etwa 200 Meter lange Betonfront erinnert daran, dass in dieser Straße nach dem Mauerbau zahlreiche Menschen aus Häuserfenstern in den Westen sprangen und einige dabei den Tod fanden. Deutlich weiter im Osten finden Besucher schließlich das wohl bekannteste Mauerstück: die 1,3 Kilometer lange East Side Gallery. 1990 bemalten Künstler aus aller Welt dieses längste erhaltene Stück Mauer mit riesigen Wandbildern.

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