Das Freilichtmuseum Gamle By mitten in Århus

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In Dänemark findet man überall ein "Gamle By", schließlich heißt es nichts anderes als "alte Stadt". Aber ein ganz spezielles Gamle By gibt es nur in Århus. Direkt neben modernen Bürotürmen liegt dort ein kleines Viertel, das wie aus der Zeit gefallen erscheint. Eine Welt für sich mitten in der größten Stadt Jütlands. Die Straßen haben dort noch Kopfsteinpflaster, die Häuser oft Fachwerkfassaden.

Das Gamle By von Århus war allerdings nicht immer an dieser Stelle: Es ist ein Freilichtmuseum voller historischer Gebäude, die aus allen Teilen des Landes dorthin gebracht wurden. Fast 400 000 Besucher kommen jedes Jahr, um sich das anzusehen.

"Jedes Haus stand ursprünglich an einem anderen Ort", sagt Mitarbeiterin Merete Pallesen. Bis auf das mit den klassizistischen Säulen am Eingang, in dem die Kasse untergebracht ist: Es ist die Kopie des Steueramtes am Stadttor von Korsør. "Wir haben hier Häuser fast aus jeder Stadt des Landes." Es gibt eine alte Buchdruckerei, eine Wassermühle, einen Ziegeleischuppen, das Theater aus Helsingør, eine Bäckerei, in der Kuchen und Brot verkauft werden, ein Postamt, eine Schmiede und ein Spritzenhaus, das Anfang des 19. Jahrhunderts in Århus erbaut wurde.

Es gibt eine Goldschmiede und eine Uhrmacherwerkstatt und auch das Dänische Uhrenmuseum mit einer eindrucksvollen Sammlung, zu der etliche gewaltige Uhrwerke gehören, die in der Frühen Neuzeit in Kirchtürmen ihren Dienst taten. Mit bislang gut 75 Gebäuden ist Gamle By das größte Museum dieser Art in Dänemark - und hat auch noch andere Rekorde zu bieten: das kleinste Haus des Landes zum Beispiel, ein Plumpsklo. Gamle By ist ein "lebendiges Museum": Auf der Straße begegnen Besucher dem Pastor im Talar, der freundlich grüßt, einem Bäcker, der gerade auf dem Weg zur Backstube ist, oder zwei Landfrauen mit Kopftüchern und der Tracht des 19. Jahrhunderts.

"Das erste Haus überhaupt, das nach Gamle By gebracht wurde, ist ein Kaufmannshof aus Århus", erzählt Pallesen. Mit seinen Bleiglasfenstern aus dem 16. Jahrhundert, schweren Eichentruhen, Alkoven und prunkvollen Wandmalereien zeigt er noch immer, dass seine Bewohner einst keine armen Leute waren. Ein Zimmer ist im Stil des 18. Jahrhunderts eingerichtet, ein Wohnzimmer so, wie es Mitte des 19. Jahrhunderts aussah: bürgerlich gediegen mit Harfe und Klavier für die Hausmusik.

Fast alle Häuser sind begehbar und eingerichtet wie in längst vergangenen Zeiten. Die Apotheke mit ihren Arzneischränken ist in einem Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert untergebracht, mit einem Apothekergarten aus der Zeit um 1750, in dessen Beeten Heilkräuter wachsen. Gärten gibt es gleich fünf - genauso viele Gärtner kümmern sich darum, dass der Buchsbaum oder die Rosen geschnitten werden.

Lebendiges Museum heißt aber noch mehr: Die Wohnkultur vergangener Jahrhunderte soll in Gamle By erfahrbar werden. Wer in ein Haus kommt, muss sich nicht wundern, wenn in der Küche gerade Holzscheite in den Ofen gelegt werden, um Feuer zu machen, oder wenn auf dem Herd schon ein Riesentopf mit Suppe kocht und eine Köchin gerade kräftig umrührt. Im Wohnzimmer des Schneidermeisters liegen Stofffetzen unter dem Tisch, auf dem Stummen Diener hängt ein Anzug, gleich daneben steht eine Nähmaschine.

Gamle By ist schon jetzt groß und wächst immer noch. Mittlerweile sind eine Reihe von Gebäuden aus dem 20. Jahrhundert dazugekommen, darunter ein Eisenwarenladen. Ein ganzer Straßenzug mit Wohnungen soll noch folgen, eingerichtet mit Möbeln aus den 70er Jahren zum Beispiel. Das sind für die jüngsten Besucher schließlich auch schon die Zeiten, in denen Oma und Opa noch jung waren.

INFOS: www.visitdenmark.com, www.dengamleby.dk

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