Abschlag vor dem Tafelberg: Golfen in Kapstadt

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Der gemeine Fußballfan ist nicht unbedingt dafür bekannt, als Ausgleich zu golfen. Doch wer in Südafrika die anderen Rasenplätze abseits der Stadien besucht, darf in der Provinz Western Cape nicht nur den traumhaften Ausblick auf Tafelberg, Weinberge und Atlantik genießen, sondern auch eine Betreuung, die zu Hause Profis vorbehalten ist.

Rund 150 Rand - umgerechnet etwa 15 Euro - kostet es, sich eine Runde lang wie Tiger Woods oder Ernie Els zu fühlen: Dafür trägt der Caddy die Tasche, berechnet die Entfernung zum Grün und zeigt die optimale Puttlinie. Viele Gäste können dabei noch einiges lernen. Denn die Caddies haben meist einstellige Handicaps.

Einer der Caddies ist Fredi. Der 40-Jährige ist seit mehr als 20 Jahren auf den Grüns zu Hause. Seit einiger Zeit arbeitet er im Golfclub Strand, etwa 40 Kilometer von Kapstadt entfernt. Sein Handicap ist 4 - doch das verrät er höchstens auf Nachfrage. "Ich will die Spieler, die ich begleite, nicht verunsichern", sagt Fredi. "Aber ich gebe ihnen gerne Tipps."

In Südafrika spielt man zügig, aber Hektik und Drängeln sind fehl am Platz. Spaß und Geselligkeit zählen. Und nach neun gespielten Löchern ist erst mal "Halbzeit" - 10 bis 15 Minuten ist Halfway-Pause und Zeit für einen kleinen Snack, ein kaltes Getränk oder einen Kaffee. Alle Clubs haben dafür extra sogenannte Halfway-Houses, in denen eine schnelle Bedienung garantiert ist.

Die Golfplätze in und um Kapstadt sowie in der Weinregion bei Stellenbosch, rund 50 Kilometer entfernt, sind sehr unterschiedlich. Rund 20 Plätze lassen sich von Kapstadt aus innerhalb von 90 Minuten erreichen. Die Bandbreite reicht von flachen Spielbahnen bis hin zu sogenannten Bergziegenplätzen. Auch die Greenfee-Preise klaffen weit auseinander: Von 300 bis mehr als 1000 Rand, umgerechnet etwa 30 bis 100 Euro.

Spitzenpreise verlangen allerdings nur wenige neue Resorts, die sich durch Exklusivität und Plätze in einem Topzustand auszeichnen. Gepflegte Plätze in schönem Ambiente kann man auch zu günstigeren Preisen spielen. Auf dem De Zalze Golfclub bei Stellenbosch etwa schlägt der Spieler vor einer Bergkulisse ab, umgeben von Weinbergen. Und von den Bahnen des Atlantic Beach Golf Estate bei Kapstadt ist über das Meer nicht nur der Tafelberg zu sehen, sondern auch Robben Island, wo Nelson Mandela einige Jahre gefangen gehalten wurde. Über das Fairway laufen wie selbstverständlich Springböcke.

Auffällig ist in allen Golfclubs rund um Kapstadt die Freundlichkeit in den Proshops - ob am Telefon beim Buchen oder beim Einchecken vor dem Start. Der Golfer hat stets das Gefühl, willkommen zu sein. Und er ist es auch: "Die Golfer vom anderen Ende der Welt sind sehr wichtig, denn sie bringen ein weiteres Einkommen für den Club", sagt Strand-Clubmanager Cornie Blom. Viele "Overseas" haben längst Mitgliedschaften. Ein Viertel der rund 900 vollzahlenden Mitglieder im Club weilt laut Blom nur einige Wochen oder Monate pro Jahr in Südafrika. Vielleicht sind es nach der Fußball-WM ein paar mehr.

INFO: www.kingdavidgolfclub.co.za, www.strandgolfclub.co.za, www.atlanticbeachgolfestate.co.za, www.golfdezalze.com

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