Zukunft von Dior

Rätselraten um Galliano-Nachfolge

07.03.2011

Spekulationen am Rande der Pariser Pret-a-Porter Schauen: Wie gehts es mit Dior weiter?

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© Getty Images
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Dior-Nachfolge
Die Pariser Pret-a-Porter-Schauen wurden zur großen Spekulationsbörse: Wo ist John Galliano? Was wird aus dem geschassten Designer ? Wer wird sein Nachfolger beim  Hause Dior? Konkrete Antworten auf diese Fragen gab es keine, dafür aber umso mehr Diskussionen und Gerüchte.

Die Medien spekulierten weiter über den Aufenthaltsort des 50-jährigen Galliano, der am vergangene Woche wegen antisemitischer Pöbeleien von Dior hinausgeworfen wurde. Die "New York Times" berichtete vor wenigen Tagen, Galliano unterziehe sich in den USA einer Entziehungskur wegen seiner Alkoholsucht.



Schwierigkeiten mit Realität
Unterdessen berichteten immer mehr Menschen aus Gallianos Umfeld über dessen Trunksucht sowie Schwierigkeiten, sich in der Realität zurechtzufinden. Der Tod seines Lebensgefährten vor vier Jahren sowie der Selbstmord seines Kollegen Alexander McQueen im vergangenen Jahr sollen dem Briten zugesetzt haben. Eine Quelle aus dem Umfeld des Luxusunternehmens LVMH, zu dem das französische Modehaus Dior gehört, sagte, es habe schon seit längerer Zeit Probleme mit Gallianos Alkoholkonsum und verbalen Ausfällen gegeben. Es sei schon früher erwogen worden, ihn zu entlassen.

Die Modeszene schwankt zwischen Entsetzen über die antisemitischen Äußerungen, Bedauern und schlichtem Leugnen der Vorgänge. Die US-Stylistin Patricia Field ("Sex And The City") verteidigte John Galliano und bezeichnete das Ganze im Fachblatt "Women's Wear Daily" als "Farce".

Im Internet treibt diese Diskussion zuweilen absurde Blüten: Auf einigen Websites kursiert ein Video, das die Nichte von Christian Dior, Françoise, bei ihrer Hochzeit mit dem englischen Nazi-Führer Colin Jordan 1963 zeigt. Einige Blogger führen dies gegen die antirassistischen Statements des Modehauses Dior in der Sache Galliano ins Felde. Das steht aber im krassen Gegensatz zur gegenwärtigen Wirklichkeit: Dior-Chef Sidney Toledano, der selbst jüdischen Glaubens ist, hatte in einer bewegenden Rede am Freitag vor der Schau an Christian Diors Schwester erinnert, die in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert worden sei.

Modenschau mit letzten Entwürfen für Dior
Auf dem Laufsteg war Galliano aber weiterhin präsent, wenn auch lediglich mit seinen Entwürfen und nicht in Person. Bei dem Defilee von Gallianos letzten Entwürfen für Dior war statt des Designers am Schluss das Atelier-Team auf den Catwalk gekommen; und seine eigene Kollektion sollte am Sonntag nicht mehr als große Schau, sondern nur mehr im kleinen Rahmen gezeigt werden. Das Modehaus Galliano sprach von einer Art "Tableau Vivant", einer kurzen Präsentation von etwa 30 Entwürfen an Models. Und da er selbst nicht mehr in Paris sein soll, rechnete niemand mit seinem Kommen.



Mögliche Nachfolger...
Das Rätselraten um seinen möglichen Nachfolger ging inzwischen munter weiter. Hoch gehandelt werden der Israelo-Amerikaner Alber Elbaz (derzeit Lanvin) sowie der Antwerpener Haider Ackermann. Andere in der Szene diskutierte Namen für die Dior-Nachfolge sind Hedi Slimane (früher für die Dior-Männerlinie verantwortlich) sowie Riccardo Tisci, der für Givenchy entwirft. Anders als die vorher genannten macht Tisci sowohl Pret-a-Porter als auch Haute Couture und ist damit sozusagen doppelt qualifiziert. Givenchy und Dior gehören zu den wenigen Modehäusern, die auch die 'Hohe Schneiderkunst', beherrschen.
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