Dolphin-Aid-Gründerin im Talk

Kirsten Kuhnert: 'Ich habe Wunder erlebt'

21.04.2011

Schicksal wird zu Chance. Nach einem Unfall holten Delfine Kuhnerts Sohn zurück ins Leben.

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© Nomi Baumgartl für Vogue, EPA
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Wir haben von Geburt an eine Karte, auf der alles drauf steht“, ist sich Kirsten (genannt „Kiki“) Kuhnert, 50, sicher. „Und glauben sie mir: Ich hätte meine gern zurückgegeben und gesagt: ,Ich nehme zwei neue!‘ “ Denn was die warmherzige Deutsche erlebt hat, ist das Schlimmste, was einer Mutter passieren kann. Just zur Taufe ihrer Tochter Kira am 18. Juni 1994 passiert das Unfassbare: Ihr Sohn Tim, liebevoll Timmy genannt, ist nur wenige Sekunden allein und ertrinkt in einem Pool des Golfclubs, wo die Tauffeierlichkeit stattfindet. Timmy kann reanimiert werden, liegt aber 15 Monate im Koma, verliert Sprache und die Beherrschung seines Körpers. „Irgendwann auf der schrecklichen Intensivstation einer Universitätsklinik habe ich geträumt“, erzählt Kuhnert heute, „dass Timmy mit Delfinen schwimmt und lacht.“

Mission
Kuhnert gründet „Dolphin-Aid“, einen Verein, der Patienten mit verschiedensten Diagnosen durch Delfin-Therapie hilft. Sie erlebt mit Sohn Timmy „jeden Tag ein kleines Wunder“ (so auch der Titel ihres Buches). Die Delfin-Therapie holt ihn zurück ins Leben. „Zum Schluss galt Tim nicht mehr als geistig behindert, sondern lediglich als orthopädisch eingeschränkt.“ Dann, an einem sonnigen Tag 2008, „dem schönsten in unserem Leben“ – Kuhnert lebt mit Tim und Tochter Kira in Florida –, passiert das Unbegreifbare. Tim stirbt. Er ist 17 Jahre alt. Die Todesursache ist nicht bekannt. Kuhnert kann bis heute nicht darüber reden. Nur so viel: „Mit Dolphin-Aid weiterzumachen, ist meine Mission. Tim hätte es so gewollt.“ Kiki Kuhnert, die starke, zarte Frau, ist 2011 als Leading Lady in der Kategorie „soziales Engagement international“ nominiert.

1995 haben Sie „Dolphin-Aid“ gegründet. Wie groß und umfangreich ist Ihr Verein?
Kirsten Kuhnert: 
Seit der Gründung 1995 haben wir mehr als 30 Millionen Euro gesammelt und damit mehr als 3.000 Kindern geholfen und noch viele mehr beraten.

Wie kam es zu „Dolphin Aid“?
Kuhnert:
Mein Sohn hatte, als er zwei Jahre alt war, einen Ertrinkungsunfall und lag danach 15 Monate lang im Koma. Irgendwann auf der schrecklichen Intensivstation einer Universitätsklinik habe ich geträumt, dass er mit Delfinen schwimmt und dabei lacht. Nach 15 Monaten ist mein Sohn dann erwacht, und als er mit Delfinen geschwommen ist und gelacht hat, habe ich geweint. Aus diesem Gefühl heraus hatte ich das Bedürfnis, Müttern, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, die Wege, die ich gegangen bin, etwas zu verkürzen und eine Organisation zu gründen, bei der man Informationen bekommt und sich fallen lassen kann.

Was können Delfine, was Ärzte, Therapeuten nicht können?
Kuhnert:
Meine Theorie ist, dass Delfine sich bewahrt haben, was uns Menschen abhandengekommen ist: die bedingungslose Zuwendung und das völlige Einstellen auf das Gegenüber – ohne Vorbehalte. Egal, ob blind, traumatisiert oder ängstlich. Die Delfine interessiert das nicht. Sie nehmen ihr Gegenüber genauso an und kommen ihm mit einer unglaublichen Liebe entgegen.

Wie hat Tim die Delfintherapie geholfen?
Kuhnert:
Zwei Wochen vor seinem Tod hat er einen Brief bekommen, in dem stand, „Tim Kuhnert ist nicht geistig behindert. Er ist lediglich orthopädisch eingeschränkt.“ Das hat er sich selbst erkämpft, das war sein letztes Vermächtnis.

Sie haben viele Menschen glücklich gemacht. Wer macht denn Sie glücklich?
Kuhnert:
Ich habe eine Handvoll Freunde, wahrscheinlich mehr als der Durchschnitt, mit denen ich durch dick und dünn gehen kann und die sehr inspirierend und fordernd sind. Ich treffe jeden Tag neue Menschen und niemand spricht mit mir über das Wetter oder Mode, was ich als Gnade empfinde. Außerdem habe ich eine unglaublich tolle Tochter, die große Lust hat, mich an ihrem Leben teilhaben zu lassen. Und ich habe auch viele schöne Erinnerungen.

Spenden Sie für Dolphin-Aid!
Werden Sie Vereinsmitglied bei Dolphin-Aid oder spenden Sie der Organisation von Kirsten Kuhnert. Infos: www.dolphin-aid.de

Nominieren Sie HIER Ihre Leading Ladies 2011

© Kernmayer

oder per Mail an leading.ladies@oe24.at

Kirsten Kuhnert ist für den Leading Ladies Award 2011 in der Kategorie 'soziales Engagement international' nominiert.

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