New Yorks neue Regentin

Amerikas einflussreichste Medien-Lady

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Die eiserne Lady. Jill Abramson ist die erste Frau an der Spitze der einflussreichen ‚New York Times‘. Und sie regiert mit harter Hand. Ein Porträt.

ihr Triumph über die Machos der Medienbranche ist auch ein Erfolg für ­alle übrigen Frauen, die um einen Platz in dieser Männerdomäne kämpfen. Jill Abramson (57) wurde vor vier Monaten zur Chefredakteurin der New York Times ernannt – die erste Frau in der 160-jährigen Geschichte der Zeitung und die einzige an der Spitze eines führenden US-Blatts.

Frauenpower
„Ich habe nicht Karriere gemacht, weil ich eine Frau bin, sondern weil ich die Beste für diesen Job bin“, wird Abramson nicht müde zu betonen. „Denn als Frau ist man sicher nicht auf der Schokoladenseite der amerikanischen Zeitungslandschaft gelandet.“ Ausgerechnet bei der New York Times, von der die Leser auch moralische Orientierung erwarten, wurden Frauen laut einer ehemaligen Redakteurin wie „Menschen zweiter Klasse“ behandelt. Die wenigen Damen, die es tatsächlich in das Männerreich der Times schafften, wurden bei gleicher Arbeit systematisch schlechter bezahlt. Erst eine Sammelklage von 550 Frauen brachte die Diskriminierung 1974 vor Gericht. Zu diesem Zeitpunkt war Abramson zwar noch Geschichtsstudentin in Harvard, doch die toughe Journalistin war selbst nie pingelig, wenn es darum ging, ihre Rechte als Frau einzufordern.

Eiskalte Kämpferin
Wenig verwunderlich, dass sie den Ruf genießt, eine eiskalte Kämpferin zu sein, der man besser nicht in die Quere kommen sollte, wenn einem die eigene Karriere lieb ist. So geschehen im Jahr 2001. Da machte ihr Vorgänger Howell Raines den Fehler, sie als „lahm“ zu bezeichnen. Kurzerhand beschwerte sie sich beim Verleger und gab deutlich zu verstehen, dass sie nur eines glücklich machen würde: „Raines’ Sohle von meinem Hintern zu entfernen.“ Die Konsequenz: Raines musste gehen, Abramson wurde befördert.

Beinhart
Aktionen wie diese haben der ziemlich abgebrühten New Yorkerin den Respekt ihrer Kollegen eingebracht. Böse Zungen wollen jedoch wissen, dass es sich dabei viel um Angstverhalten handle. In Konferenzen soll sie wie eine Inquisitorin agieren, sie feuert Fragen ab und unterbricht rüde, wenn sie etwas nicht interessiert. „Sie war nie besonders gut darin, dafür zu sorgen, dass Leute sich wohlfühlen“, so ein Ex-Mitarbeiter. Das soll sich in ihrer neuen Position als Chefredakteurin allerdings verändert haben. Angeblich findet sie immer öfter lobende Worte für Artikel, die ihr besonders gefallen, grüßt freundlich und sucht das Gespräch mit ihren Mitarbeitern. Trotzdem ist ihr Ruf eindeutig: „Tough ist noch das niedlichste Kompliment für sie“, weiß Abramsons ehemaliger Boss Bill Keller. „Sie hat mehr Eier in der Hose als die New York Yankees.“

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