Politiker Josef Leitner in Karenz

Prölls Vize als Daddy Cool

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Niederösterreichs SPÖ-Chef und Stellvertreter von Erwin Pröll ist jetzt in Karenz.

Felix ist glücklich. Nicht nur, weil das sein Name ist, sondern weil er in seinen ersten Wochen tatsächlich von Mama und Papa gemeinsam betreut wird. Naja, vielleicht ist auch in erster Linie Mama Elvira (31) glücklich, weil ihr jemand ein bisschen Arbeit abnimmt und ein paar Stunden Schlaf verschafft... Egal.

Spitzenpolitiker in Karenz

Alltag eines Vaters in Karenz. Anstatt politische Sitzungen abzuhalten, gibt Josef Leiter seinem kleinen Felix das Fläschchen.

Wickeln. Beim ersten Sohn Moritz war Josef Leitner "noch unsicher" - bei Felix meistert er die Babyversorgung souverän.

Hausmann. "Ich versuche meine Frau auf im Haushalt so gut wie möglich zu unterstützen, damit sie auch einmal Zeit für sich hat", so der SPA-Chef Niederösterreichs.

Happy Family. Spitzenpolitiker Josef Leitner stellt für seine Kids Felix und Moritz die Karriere hinten an. Auch seine Frau Elvira freut sich, dass er sich für die Karenz entscheiden hat.

Glücklich. Auch Sohn Moritz (1) freut sich, dass Papa zu Hause ist.


Jedenfalls ist der Vollzeit-Politiker Josef Leitner (39) aus Wieselburg in Niederösterreich seit genau einer Woche im Papamonat. Und das, obwohl er SPÖ-Chef des Landes ist und noch dazu der Stellvertreter des mächtigsten Landeshauptmannes Österreichs, Erwin Pröll (ÖVP). Wie das alles geht? „Mit Prioritäten und einer Stunde Erreichbarkeit pro Tag.“ Warum er sich aber das Wagnis „Vaterschaft hautnah“ antut und was er noch alles zu lernen hat, erzählt er im MADONNA-Talk.
Herr Leitner, Sie sind Spitzenpolitiker, führen die SPÖ in Niederösterreich an und sind der Stellvertreter von Erwin Pröll. Fällt das gar nicht auf, wenn Sie einen Monat weg sind?
Josef Leitner: Ich habe mich ganz bewusst für diese Auszeit entschieden, denn ich will bei meinem zweiten Kind Felix diese erste Zeit miterleben. Für meine Aufgaben in der Politik habe ich einerseits eine Stellvertreterin, nämlich Landesrätin Karin Scheele, nominiert und andererseits bin ich jeden Tag eine Stunde erreichbar. Das muss sich ausgehen, es ist eine Frage der Prioritäten.
Was hat Sie denn dazu bewogen, diesen Papamonat zu nehmen?  
Leitner: Eigentlich war es schon klar, als ich bei der Geburt von Felix am 8. Juni dabei war. Ich habe ihn gewaschen und gewogen und ich wusste, dass ich von diesem Gefühl in Zukunft mehr haben möchte. Außerdem ist mir das bei unserem ersten Sohn Moritz (eineinhalb Jahre, Anm.) so nicht gelungen und auch für ihn möchte ich jetzt da sein.
Dann wissen Sie sicher auch noch genau, wie schwer und groß Felix bei der Geburt war, oder?
Leitner: Ja, sicher. Er war 49 Zentimeter groß und hat 3,3 Kilogramm gewogen. Mittlerweile wiegt er übrigens 4,5 Kilogramm, denn er isst quasi den ganzen Tag. Meine Frau Elvira stillt ihn und dazwischen bin ich für das Flascherl zuständig. Zumindest ein bisschen Arbeitsteilung...
Wie sieht also jetzt ein Tag bei Ihnen aus, so ganz ohne Sitzungen und politische Arbeit?
Leitner: Also, langweilig wird mir nicht. Normalerweise wache ich auf, wenn unser älterer Sohn, der Moritz, wach wird. Er kommt dann noch kurz ins Bett und kuschelt mit uns, dann stehe ich mit ihm auf. So hat meine Frau zumindest Zeit, Felix in aller Ruhe zu stillen. Moritz und ich sind dann diejenigen, die zur Bäckerei fahren – entweder im Kinderwagen oder im Auto und holen Gebäck. Jaja, auch als Vater hat man schon früh am Morgen seine Termine.  
Fühlen Sie sich noch unsicher bei der Kinderarbeit? Wie geht’s mit wickeln, Fläschchen machen, Kinder ins Bett bringen?
Leitner: Richtig unsicher fühle ich mich nicht mehr, weil ich schon viel gelernt habe beim Moritz. Da war ich wirklich noch ängstlich, weil ich nicht wusste, was ich mit dem Knäuel eigentlich machen soll. Aber mittlerweile habe ich – hoffe ich – ein gutes Gespür für meine Jungs gefunden.
Sie haben ja jetzt auch viel Tagesfreizeit, geht es Ihnen ab, nicht angerufen, nicht bedient, nicht immer verlangt zu werden?  
Leitner: Ich werde die ganze Zeit verlangt und zwar viel vehementer als normalerweise. Wir haben seit letztem Jahr einen schönen Garten, da werde ich zum Ballspielen verlangt, zum Wassereinlassen in den Kinderpool und zu sonst noch tausend Sachen.
Noch mal zur Politik: Können Vollzeitpolitiker denn eigentlich so einfach in Karenz gehen?
Leitner: Nein, eigentlich nicht, denn ich falle in ein seltsames Beschäftigungs-Kons­trukt, für das man solche Ausnahmen gar nicht schaffen kann. Ich kriege auch kein Karenzgeld, aber darum geht es mir auch nicht.  
Sind Sie für Ihre Frau wirklich eine Hilfe zu Hause?
Leitner: Ich versuche es. Zumindest kann ich die beiden Buben zeitweise beschäftigen, sodass sie auch mal etwas für sich hat. Zumindest für eine Stunde pro Tag.
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