KPÖ-Wahlsiegerin

Elke Kahr im MADONNA-Talk

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Elke Kahr holte für die KPÖ in Graz den Wahlsieg ein. Der Talk über Nächstenliebe, Luxus und ihre Kindheit als Adoptivtochter.

"Es tut mir so leid, dass ich erst jetzt Zeit habe“, entschuldigt sich Elke Kahr (51) höflich, als wir sie am Dienstag nach ihrem fulminanten Wahlerfolg endlich erreichen. „Ich bin es ja gar nicht gewohnt, dass so viele Journalisten mit mir reden wollen – und unseren Bürgersprechtag haben wir heute auch noch.“ Und wenn sich die überzeugte KPÖ-Klubobfrau und Grazer Gemeinderätin etwas nicht nehmen lässt, dann für ihre „Schäfchen“ persönlich da zu sein. Auch nach der Wahl.

Hautnah
MADONNA sprach mit der Mutter eines erwachsenen Sohnes (Lebensgefährte Franz Parteder, 65, zählt zu den KPÖ-Urgesteinen) über ihre Gründe, 3.600 Euro ihres Gehalts monatlich abzugeben, ihren Idealismus und ihre geliebten Eltern, die nicht ihre leiblichen sind.


Frau Kahr, haben Sie Ihren Wahlsieg schon realisiert?
Elke Kahr:
Ich bin natürlich sehr glücklich. Aber richtig realisiert habe ich unser tolles Ergebnis erst ein, zwei Tage nach der Wahl. Mit einem Ergebnis in diesem Ausmaß habe ich sicher nicht gerechnet!

So mancher würde sagen, dass der Zuspruch der Grazer mehr Ihrer Persönlichkeit als der Linie der KPÖ galt...
Kahr:
Ich bin die Spitzenkandidatin und seit sieben Jahren auch die Verantwortliche unserer Partei in Graz. Da ist man als Person in der Wahrnehmung eben doch ein bisschen mehr im Vordergrund als viele andere, die aber genauso tolle Arbeit geleistet haben. Es könnte aber auch daran liegen, dass ich die letzten Jahre über viel persönlichen Kontakt zu den Menschen hatte, der über bloßes Händeschütteln hinausging. Ich habe mir tatsächlich ihre Anliegen angehört – bei mir im Büro, aber auch bei Hausbesuchen. Ich habe versucht, mich dann darum zu kümmern, auch wenn ich nicht immer alles lösen konnte. Manchmal tut es den Menschen aber auch einfach nur gut, einmal über ihre Probleme zu sprechen und zu wissen, dass eine Politikerin für sie greifbar ist. Das ist man ja gar nicht mehr gewöhnt.  

Haben Sie und die KPÖ so viel richtig gemacht – oder die anderen Parteien so viel falsch?
Kahr:
Beides wird stimmen. Es werden sicherlich viele Proteststimmen darunter sein. Genauso aber auch viele WählerInnen, die uns schon jahrelang ihr Vertrauen schenken.

Sie bezeichnen sich selbst als Marxistin...
Kahr:
Ich halte den Marxismus für die menschlichste Antwort auf viele gesellschaftspolitische Probleme in unserer Welt. Es geht darum, dass jeder Mensch dieselben Chancen im Leben vorfinden sollte. Sprich, dass man dafür sorgt, dass die Einkommensschere nicht noch weiter auseinandergeht. Das wird aber leider falsch interpretiert. Der Marxismus bedeutet nicht Gleichmacherei. Es müssen nicht alle gleich viel verdienen und besitzen. Es muss nur eine gerechtere Verteilung geben.

Lesen Sie das ganze Interview in ihrer aktuellen MADONNA!

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