Das soll gerecht sein?

30 Jahre Haft für Opfer, 2 Jahre für den Peiniger

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Tondalo Hall und ihre Kinder sind Opfer häuslicher Gewalt. Ihr Peiniger bekam nur 2 Jahre Haft, Tondalo 30 Jahre. Warum?

Tondalo Hall ist Mutter. Eine Mutter ist rechtlich dazu verpflichtet, ihre Kinder zu schützen. Die Amerikanerin hat dies nicht geschafft. Dafür wurde sie jetzt zu 30 Jahren Haft verurteilt, obwohl sie selbst Opfer häuslicher Gewalt war. Was war passiert?

Sieben gebrochene Rippen
Die gemeinsame Tochter von Tondalo Hall und ihrem Partner Robert Braxton Jr. ist gerade Mal 2 1/2 Monate alt, als ihr Vater sich im Jahr 2006 selbst für Kindesmisshandlung anzeigt. Er brach seinem Baby sieben Rippen, einen Zeh und einen Oberschenkelknochen. Tondalos 20 Monate alter Sohn hatte sogar 12 Rippenbrüche. 
Robert plädierte auf schuldig in beiden Fällen und wurde auf 2 Jahre Haft verurteilt.
Vor Gericht wurde klar gestellt, dass Tolando ihren Kindern nie etwas angetan hatte, dass sämtliche Gewalt tatsächlich von Robert ausging. Sie wurde dennoch verurteilt, da sie versagt hatte, einzuschreiten und ihre Kinder vor der Gewalt zu schützen. Tondalo wurde deshalb zu 30 Jahren Haft verurteilt.

Tondalo sitzt, Robert nicht
Tondalo's Verurteilung war Rechtskräftig, obwohl sie selbst Opfer von Robert Braxtons Gewaltausbrüchen war. In den Gerichtsdokumenten ist zu lesen, dass sie gewürgt und geschlagen wurde, dass Braxton Dinge nach ihr warf und sie zusammenschrie. Selbst die Richterin gab zu, dass Tondalo ehrliche Angst vor ihrem Partner hatte und dass sie ein klassisches Opfer häuslicher Gewalt darstellt.  Dennoch: Seit ihrer Verurteilung 2006 sitzt Tolando in Haft. Robert Braxton Jr. ist bereits seit mehreren Jahren wieder auf freiem Fuß.

28 Frauen teilen ihr Schicksal
Tondalo ist nicht die einzige Frau und Mutter in den USA, die eine längere Haftstrafe bekommt als ihr Peiniger. Insgesamt 28 Frauen in 11 verschiedenen Staaten sind bis zu lebenslänglich verurteilt, weil sie ihre Kinder nicht vor der Gewalt geschützt haben. Ihre Verurteilungen werden als Warnungen angesehen. Mütter sollten ihre Kinder mit aller Kraft beschützen, auch wenn ihr eigenes Leben dadurch in Gefahr gerät. Wer dies nicht tut, wandert in den Knast. Diese Argumentation verschiedener amerikanischer Richter ist die haarsträubende Erklärung, warum die Opfer länger sitzen als die Peiniger.

BuzzFeed News und die Frauen-Hilfsorganisation Ultraviolet kämpft für die Rechte von Tondalo und den anderen 27 Frauen. Mit Hilfe einer Petition, die bereits 44.000 Unterschriften umfasst, wollen sie bewirken, dass Tondalo aus dem Gefängnis frei kommt.
Doch das eigentliche Problem ist noch größer. In 29 US-Bundesstaaten ist es strafbar, wenn man als Elternteil seine Kinder nicht vor Gewalt beschützen kann. Höchstmaß der Haftstrafe: Lebenslänglich. So wird ein falsches Signal gegeben, dass Opfer zu Tätern macht, das Opfer Angst macht, sich als solche zu melden, und das Tätern freies Spiel erlaubt.
Nicht nur Tondalo muss frei kommen. Auch die Rechte müssen sich ändern.
 

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