Nicht heiß - aber begehrt: Lange Männerunterhosen

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Wenn die Temperaturen ins Minus rutschen und die Eiseskälte das Männerbein hochkriecht, wird sie aus den Untiefen der Wäscheschublade gekramt: die lange Unterhose. Sie ist wohl alles andere als der erotische Traum von Frauen - trotzdem kaufen sie diesen Winter besonders viele.

"Lange Unterhosen? Die sind so gut wie alle weg", ruft Mitarbeiterin Josephin Cieslarzyk vom Textilladen "Strauss Innovation" in der Berliner Friedrichstraße und zeigt auf das Regal, in dem nur noch einige weiße Exemplare aus dem Dauersortiment liegen. "Bei den Temperaturen geht warme Kleidung vor Ästhetik", sagt sie. Obwohl lange Unterhosen vorrangig als "Funktionswäsche" dienen, achten die Käufer auf das Aussehen: "Die gestreiften Modelle kommen diesen Winter besonders gut an", sagt Cieslarzyk.

Auch der Wäschehersteller Schiesser (Radolfzell am Bodensee) bestätigt den regen Verkauf der "Long Johns". Diesen Winter wurden dreimal so viele geordert als durchschnittlich. Käufer wählen beim Material seit eh und je Baumwolle, wie Schiesser berichtet. Man(n) trägt sie im zugigen Fußballstadion, als Veräufer auf diversen Wintermärkten und natürlich bei sämtlichen Wintersportarten.

Allerdings seien es nicht die Herren der Schöpfung, die im Ladenregal zur langen Unterhose greifen. "70 Prozent werden von Frauen gekauft", sagt Cieslarzyk von Strauss Innovation. Genauso verhält es sich beim Hersteller Witt Weiden (Weiden). Sie freuen sich wohl insgeheim darauf, sich die gemütlichen Schlabberhosen von ihrem Liebsten auszuleihen.

Die lange Unterhose ist kein Modetrend, sondern lebt jeden Winter erneut auf, meint Mark Weimreuter, Modeassistent beim Männermagazin "Men's Health". "Sie ist ein gutes Mittel, um einen Stil zu brechen." So hätten Designer diesen Winter lange Unterhosen mit Overalls kombiniert. Bei Fotoshootings achte man darauf, nur perfekte Männerbeine in die Unterhosen zu stecken. Die Bilder würden ganz besonders aufwendig in Szene gesetzt, um die "Liebestöter" für den Käufer attraktiv zu machen. "Trends hin oder her. Der Nutzwert bleibt der wichtigere Aspekt", findet Weimreuter.

US-Präsident John F. Kennedy soll auf seine "Long Johns" geschworen haben. Bei Außenauftritten konnte er so auf behäbige lange Mäntel verzichten - was zu seinem jugendlichen Image beitrug. Bei einer Auktion im Jahr 1998 wurden sogar zwei Paar Kennedy-Unterhosen für 3.450 Dollar (etwa 2.380 Euro) versteigert.

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