Naturkosmetik ist im Kommen

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Nach Modemachern haben nun auch die Kosmetikhersteller die Lohas entdeckt: die Anhänger des "Lifestyle of Health and Sustainability", also einer gesunden und nachhaltigen Lebensweise. Statt mit Reformhaus-Image kommt die neue Naturkosmetik mit hellen Farben und ist so zum Lifestyle-Accessoire geworden. Doch automatisch verträglicher und besser als konventionelle Produkte ist sie nicht.

"Im Groben kann man sagen, dass diese Produkte nur Zutaten beinhalten, die in der Natur vorkommen oder naturnah sind", sagt Laura Gross von der Verbraucher Initiative in Berlin. Synthetische Farb-, Duft und Konservierungsstoffe wie etwa Formaldehyd, Paraffine, Silikone und Benzylalkohol sind tabu. "Die Hersteller von Naturkosmetik haben sich zudem verpflichtet, selbst keine Tierversuche durchzuführen", erklärt Hanne Vedder von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart.

"Der Vorteil ist, dass es bei den Naturprodukten jahrhundertealte Erfahrungen gibt", sagt Gross. Zudem enthielten die Salben, Lotionen und Duschgels in der Regel weniger Inhaltsstoffe - und damit auch weniger potenziell allergene Stoffe. Sie sind ganz einfach reiner. "Das schränkt aber auch ein."

Bei Naturkosmetik gilt wie bei konventionellen Produkten: Erst mal ausprobieren. Inzwischen gibt es auch von den Naturprodukten Proben in Apotheken, Reformhäusern oder Drogerien. "Am besten trägt man die Creme erstmal zwei bis drei Tage in der Ellenbeuge auf", rät eine Expertin. Da würde sich schnell herausstellen, ob man das jeweilige Produkt verträgt. Ein "Riesenproblem" sei, dass viele natürliche Stoffe wie etwa Vanillin, Zimt, Lavendel- oder Teebaumöl hochpotente Allergene sind.

Die häufig für Kinderpflegemittel verwendete Ringelblume - auch Calendula genannt - verursache bei empfindlicher Haut oft Hautrötungen, und auch der sogenannte Peru-Balsam sei nicht jedermanns Sache. Nicht ganz unproblematisch sind außerdem natürliche Färbemittel wie Kobalt, Nickel oder Henna.

Daher sollte unbedingt auf der Verpackung stehen, was drin ist. "Bei allen Inhaltsstoffen mit den Vorsilben Bromo-, Jodo-, Chloro-, oder Floro- sollte man skeptisch werden", warnt Gross. Ansonsten sei besondere Sorgfalt bei der Handhabung geboten. "Da meist keine Konservierungsstoffe enthalten sind, muss man auf die Haltbarkeit achten und penibel für saubere Hände sorgen, damit die Produkte nicht verunreinigt werden." Gross rät, eher kleine Tuben und Tiegel zu kaufen und diese dunkel und kühl zu lagern. Ob die Naturkosmetika aus der Apotheke oder als preiswerte Ausführung aus der Drogerien kommen, spiele keine Rolle.

Manche der Mittel haben allerdings einen eigenartigen Geruch. "Natürliche Duftstoffe wie Rosenöl sind sehr teuer, andere wie Sanddorn oder Lavendel für viele noch sehr gewöhnungsbedürftig", sagt Gross. Lange Zeit hätten diese Produkte nur sehr wenige Käufer angesprochen, fügt Hanne Vedder hinzu. Doch nun werde mit der Naturkosmetik auch ein Lebensgefühl verkauft und damit die Aura absoluter Natürlichkeit. "Letztendlich ist es eine ideologische Frage, ob man sich für die Naturprodukte entscheidet", sagt Gross.

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