Mailänder Modeschauen: Starke Auftritte der Erben

Teilen

Kräftige Farben, opulente Drucke und die Röcke anrüchig kurz: Die Versace-Frau wird im Frühjahr/Sommer 2010 alle Blicke auf sich lenken. Was die italienische Edelmarke am Freitagabend über den Laufsteg der noch bis Mittwoch gehenden Mailänder Defilees der Milano Moda Donna schickte, war sexy, glamourös und eine große Hommage an Gianni Versace.

All die bevorzugten Stilmittel des 1997 ermordeten Designers tauchten wieder auf. Die barocken Druckbilder wirkten wie seinem Archiv entnommen. Ein Farbspektrum, das kräftige, sommerliche Nuancen von Gelb, Rosa oder Türkis umfasst, gehört ebenso zum Vermächtnis des Hauses wie das fast schon provozierende Spiel mit Sex und Verführung. Donatella Versace konzentriert sich auf die Stärken der Marke. Die als Nachfolgerin ihres Bruders zunächst umstrittene inzwischen jedoch anerkannte Mailänderin betont mit Korsageeinsätzen aus Metall die Figürlichkeit der neuen Silhouette. Die Rückenausschnitte fallen tief, Transparenz ist allgegenwärtig. Über manchen Druck legt sich eine Plastik-Schicht. Ziernähte in Kontrastfarben sind ein Beispiel aus der Vielzahl an Details, genietete Lederborten ein anderes.

Unter dem Namen Gianfranco Ferre entwerfen inzwischen die beiden Designer Roberto Rimondi und Tommaso Aquilano. Die Nachfolger des 2007 verstorbenen Mailänders erweisen sich dieser Aufgabe mehr als gewachsen. Intelligent spielen sie mit Volumen, Lagen und Drapierungen. Ihr Stoffbild bietet fast schwerelos wirkenden Voile ebenso wie dreidimensionale, mit Gold akzentuierte Relief-Strukturen.

Auch wo Jil Sander draufsteht, ist längst nicht mehr Jil Sander drin, sondern Raf Simons. Der Belgier lenkt das Erbe der Hamburger Edelpuristin immer stärker in Richtung Textilkunstwerk. Simons zeigte am Freitagabend eine Kollektion, die ihre Stärke aus dem Spiel der Kontraste zog. Zarte Netze werden an markanten Stellen mit blickdichtem Strick aufgefüllt. Einige Jacken wirken wie auseinandergenommen und wieder neu zusammengefügt. Klare Linien wechseln sich mit komplexen Konstruktionen ab. Aufgepinnte Stofffähnchen bringen Bewegung auf die Oberfläche der Kleider. Das Farbspektrum ist entweder mit Weiss, Sandstein und Elfenbein sehr hell oder mit Mitternachtsblau tief dunkel.

Gabriele Colangelo schließlich gehört zu den vielversprechendsten Nachwuchshoffnungen der italienischen Mode. Schlichte Minikleider mit raffinierten Schnitten oder die in verschiedenen Blaunuancen changierenden Oberflächen synthetischer Stoffe unterstrichen am späten Freitagabend seine große Begabung.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.