Der Sinn von Recycling in der Outdoor-Mode

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Outdoor - das verheißt unberührte Wildnis, eiskalte Bäche, frische Luft und verschneite Hänge. Und so verwundert es nicht, dass immer mehr Hersteller von Funktionstextilien mit dem Ökogedanken werben. Aber ist das Recycling, das häufig beworben wird, ökologisch sinnvoll? Die Antwort lautet "Jein".

Ökolinien sind bei Wander- oder Wintersportklamotten zum Massenphänomen geworden. Der Hersteller Patagonia aus den USA ist Vorreiter bei ökologischer Outdoor-Mode - 77 Prozent der Kleidungsstücke aus der aktuellen Kollektion enthalten Patagonia zufolge "e-Fasern": Gemeint sind Bio-Baumwolle, chlorfreie Wolle, Recycling-Polyester und Hanf. 65 Prozent seien recycelbar. Pyua aus der Schweiz bietet ausschließlich Recyceltes an. Die Kunststoffe werden geschmolzen, granuliert und dann erneut ausgesponnen, erklärt sagt Prof. Maike Rabe, Expertin für Textilveredlung und Ökologie an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach. Gerade PET-Flaschen böten sich als Sekundär-Rohstoff für Fasern an, weil es sich um ein sehr reines Material handele.

"Gefärbtes Polyester kann man nur zu einheitlichem grauen oder schwarzem Granulat recyceln", erklärt Prof. Joachim Marzinkowski von der Universität Wuppertal. Daraus lassen sich zwar keine leuchtend roten oder gelben Fasern spinnen. Für dunkelfarbige Outdoor-Textilien sei eine Verwendung aber vorstellbar. Der Umweltchemiker hält diese Form des Recyclings für ökologisch sinnvoll, auch wenn sie "eine Herausforderung" sei. Den Kunststoff einzuschmelzen und neu zu spinnen, verbrauche genauso viel Energie wie die Verarbeitung des Primärrohstoffs. "Sie sparen aber die Energie, die zur Herstellung des Ursprungsmaterials benötigt wird."

Aber praktische Fragen sind zum Teil noch offen. Damit eine Wiederverwertung überhaupt funktionieren kann, muss der zu recycelnde Rohstoff möglichst rein vorliegen, erklärt Prof. Marzinkowski. Dafür sei es zunächst wichtig zu wissen, woraus eine Outdoorjacke - Futter, Außenstoff, Verschlüsse und eingebaute Membrane - genau besteht. Kommen hier verschiedene Materialien zum Einsatz, müssten die vor dem Recycling säuberlich getrennt werden - was mühsam und teuer ist.

Um das zu vermeiden, müsste eine Jacke möglichst zu 100 Prozent etwa aus Polyester bestehen. "Aber Polyester ist als Außenmaterial nicht gut geeignet, wenn es mit Fettstoffen in Kontakt kommt", sagt Marzinkowski. Sonnencreme etwa hinterlässt Flecken, die schwer zu entfernen sind. Um die zu vermeiden, müsste das Obermaterial mit einem Fluorcarbonharz beschichtet werden. "Ich weiß nicht, welchen Einfluss das auf ein Recycling hat."

Außerdem müssen sortenreine Textilien erst einmal beim Recyclingunternehmen ankommen. Die Hersteller von Outdoor- und Wintersportkleidung haben dazu unterschiedliche Ideen entwickelt: Patagonia zum Beispiel stellt in Fachgeschäften Boxen auf - Verbraucher können ihre alten Jacken und Hosen dort hineinwerfen. Solche Systeme seien "ein notwendiger Schritt, damit das Recycling funktioniert", sagt Marzinkowski. Klamotten-Recycling ist also alles andere als einfach. Sollte man es deswegen besser lassen? "Nein", sagt Prof. Rabe. Denn Rohstoffe wie Öl sind endlich.

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