Leben am Limit

Xenija Sobtschak zittert vor Patenonkel Putin

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Die Politikerin soll in ihrer Heimat Russland gefährdet sein – u. a. wegen Wladimir Putin, der noch dazu ihr Taufpate ist.

Die vielen Leben der Xenija Sobtschak sind um ein weiteres Kapitel reicher – wenn auch aus traurigem Grund. Die russische Politikerin, Ex-It-Girl und Moderatorin lebt in Angst. Denn: In den letzten Jahren hatte sie sich gegen ihren Taufpaten Wladimir Putin gewandt. Jetzt droht die russische Regierung wegen des Kriegs auch noch mit einem Mediengesetz, das bis zu 15 Jahren Haft für „Fake News“ zur „militärischen Sonderoperationen in der Ukraine“ (O-Ton Kreml) vorsieht: Die 40-Jährige ist in ihrer Heimat nicht mehr sicher!

Xenija Sobtschak zittert vor Patenonkel Putin
© Getty
× Xenija Sobtschak zittert vor Patenonkel Putin

Gegen Wladimir Putin, den langjährigen Freund ihrer Familie, verlor Sobtschak bei der Präsidenschaftswahl 2018.

Paris Hilton Russlands

Als Tochter von Anatoli Alexandrowitsch Sobtschak, dem ehemaligen Bürgermeister von St. Petersburg, wuchs die 1981 Geborene in wohlhabenden Verhältnissen auf. Anatoli fungierte damals als politischer Ziehvater von Waldimir Putin – sie wurde dessen Patentochter. Als ihr Vater 2000 starb, zog sie nach Moskau, wo sie u. a. Internationale Beziehungen studierte. Dann fielen die Hüllen: In ihren frühen 20ern machte sie sich in der Moskauer Szene als „Paris Hilton Russlands“ einen Namen und ließ keine Partys aus.

Xenija Sobtschak zittert vor Patenonkel Putin
© Getty
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Die „Paris Hilton Russlands“ mit Mode-Ikone Jean Paul Gaultier um 2000.

Demonstrationen der Opposition

Ab 2004 gab sie in einer russischen Reality-TV-Show Beziehungstipps. Neben weiteren Moderationen und Auftritten fand sie 2011 in der Politik einen Sinn: So ließ sie sich neben einer von ihr gehosteten Talkshow mit Putinkritiker Alexej Nawalny auch bei Demonstrationen der Opposition blicken. Nach einer Beziehung zu Politiker Ilja Jaschin heiratete sie 2013 den Schauspieler Maxim Vitorgan. 2016 krönte ihr gemeinsamer Sohn das Glück, kein Happy End gab’s 2018: Scheidung! Im September 2019 gab sie Theaterregisseur Konstantin Bogomolov das Ja-Wort.

Ihr Motto: „Gegen alle“

2017 kandidierte Sob­tschak bei den Präsidentschaftswahlen, ihr knackiges Motto: „Gegen alle“. Sie wollte nicht als Politikerin, sondern als Bürgerin gesehen werden – die das Land, seine Führung und die herrschende Korruption ändern wollte. Als liberale Demokratin richtete sie sich gegen ihren Taufpaten: „Natürlich ist Putin für einige ein Tyrann und Diktator. Andere sehen ihn als Russlands Bewahrer. Ich bin in einer schwierigen Situation, Putin hat meinem Vater geholfen, ihm praktisch das Leben gerettet.“ Das rief Kritiker:innen auf den Plan, die sie als Alibi-Kandidatin bezeichneten – die in Realität keine Chance auf das Amt habe und Putin damit eine Abstimmung, die nach echter Wahl aussah, ermöglichte. Die Sache blieb undurchsichtig, die Russ:innen nahmen ihr den Sinneswandel nicht ab. Einen Skandal lieferte sie mit ihrem Sager über die annektierte Krim: „Nach internationalem Recht gehört die Krim zur Ukraine. Punkt.“

Unberechenbar und gefährlich

Auch nach dem Einzug der Russen in der Ukraine ist sich Sobtschak ihrer Rolle als TV-Persönlichkeit bewusst. Auf Social Media sprach sie den Krieg direkt an: „Ich möchte alle daran erinnern, dass wir unsere journalistische Arbeit einfach machen und versuchen, sie objektiv zu machen, ohne Emotionen nachzugeben.“ Und weiter: „Leider ist unsere Arbeit heute um ein Vielfaches unberechenbarer und gefährlicher geworden.“ Damit meint sie das neue Gesetz, das Medien stark zensiert. Laut Berichten soll die Blondine mit jüdischen Wurzeln nach Israel geflüchtet sein – auf Instagram (9,3 Mio. Fans) macht sie den Eindruck, noch immer in ihrer Heimat zu sein. Sie postet zum Krieg, will aufklären und erzählt von realen Schicksalen. Dies sind vermutlich die wichtigsten Auftritte ihres Lebens.

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