Stephanie Taussig

''Wir ziehen nicht nach Hollywood''

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Sie ist jetzt „Frau Oscar“ und erklärt in MADONNA, was der Preis für den großen Preis ist. „Unser Leben wird öffentlich!“

Leider konnte sie den wohl wichtigsten Moment in der Schauspielkarriere ihres Mannes nicht an seiner Seite verbringen. Denn die Karten zur Oscar-Verleihung im Kodak Theatre in Los Angeles sind handverlesen. Doch via TV im österreichischen Konsulat in L. A. verfolgte Stephanie Taussig (40) mit den Adoptivkindern Leonie und Louis den großen Sieg. Gleich nach der glamourösen Verleihung des ersten Austro-Oscars an Stefan Ruzowitzkys Werk Die Fälscher eilte Markovics zu seiner Familie. Im offenen MADONNA-Interview spricht Stephanie Taussig, ebenfalls Mimin, über die große Freude, aber auch über die Schattenseiten des Oscars.

Wie haben Sie die aufregenden Tage in Los Angeles erlebt?

Stephanie Taussig: Verschiedenste Gefühle kommen aus allen Richtungen. Natürlich große Freude! Aber auch Unsicherheit, was das jetzt für unsere Zukunft, besonders unser Privatleben bedeutet. Aber hauptsächlich seltsam...

Seltsam?

Taussig:
Den Oscar kennt man von Kind an. Und man hat nichts damit zu tun! Man sieht die goldene Statue und weiß: Sie ist ungreifbar. Jetzt wirkt das Ganze absolut unwirklich: wie in einem Traum. Man sitzt plötzlich in dieser Riesenlimo und kurvt durch Hollywood.

Haben Sie und Ihre Familie auch Angst vor der neuen Realität?

Taussig: Wir werden damit umgehen, wenn wir die Auswirkungen spüren. Es ist noch alles schwer vorstellbar, der Medien-Hype, der Jubel, der Nationalstolz. Aber dennoch: Es ist das gute Recht einer Nation, auf ihre Landsleute stolz zu sein. Und es wird für uns schwerer sein, fortan ein zurückgezogenes Privatleben führen zu können – das wir brauchen und das mir sehr wichtig ist! Das gehört zu uns.

Was bedeutet der Oscar für den österreichischen Film?

Taussig:
Ich hoffe sehr, dass es einen Aufschwung geben wird: Ich erwarte mir, dass jetzt mehr möglich sein wird, dass auch Projekte abseits des Mainstream bessere Chancen haben.

Bricht eine neue Ära an?

Taussig:
Man muss noch abwarten, um die genauen Effekte beurteilen zu können: Welche Konsequenzen hat die große Berichterstattung? Wie groß wird der Neid sein? Wer wird wen wie vereinnahmen? Aber ich hoffe das Beste.

Ist es auch für Sie und Ihren Mann eine Genugtuung – trotz aller Skeptiker – das alles hier erreicht zu haben?

Taussig:
Nicht, was das Schauspielen betrifft. Vielleicht ist es eher eine Genugtuung für die Produzenten.

Sie haben bei der Reise nach L. A. Ihre Koffer verloren...

Taussig:
Karls Koffer sind verschwunden. Wir reisten deshalb gleich nur mit Handgepäck los. Dennoch ist der Flug in eine 36-Stunden-Odyssee ausgeartet. Karls eingepackter Smoking reist noch immer durch die Welt und wird den Oscar nie erleben...

Wie sehen die Kinder den Oscar-Erfolg des Vaters?

Taussig:
Es sind auch bei ihnen zwiespältige Emotionen: Es ist aufregend. Sie haben etwas Tolles erlebt. Doch jetzt müssen sie lernen, mit der Öffentlichkeit umzugehen.

Ihrem Sohn Louis sind die Tränen gekommen, als der Oscar verkündet wurde.

Taussig:
Das überrascht mich nicht. Wir waren alle enorm gerührt. Es war mir wichtig, dass wir in diesem Moment zu dritt sind. Natürlich hätte ich mich gefreut, wenn auch Karl dabeisein hätte können. Doch ich war bis kurz davor relativ gelassen – wahrscheinlich, weil ich so müde war. Aber dann kommt plötzlich der Adrenalinschub: Der Umschlag wird geöffnet, und dann dieser Moment! Das ist Freude pur!

Planen Sie neue Filmprojekte gemeinsam mit Ihrem Mann?

Taussig: Ich
habe als Schauspielerin eine Auszeit genommen und konzentriere mich auf eine neue Herausforderung. Ich mache gerade die Ausbildung als Montessori-Lehrerin: Ich arbeite irrsinnig gerne mit Jugendlichen. Das heißt aber nicht, dass ich nie mehr in den Schauspielberuf zurückkehren will. Es ist nach wie vor meine Herzensangelegenheit. Ich genieße es, die Oscar-Freude nicht als Schauspielerin mitzuerleben – sondern als Partnerin.

Würden Sie auch nach Hollywood ziehen wollen?

Taussig:
Eindeutig nein. Ich lebe wahnsinnige gerne in Österreich. Ich fühle mich daheim sauwohl. Ich bin zwar in Amerika geboren und habe als Kind auch dort gelebt: Aber es ist eben eindeutig nicht mein Land.
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