Eitelster Machtkampf

Operette Opernball

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„Wiener Blut“ – das geniale Motto für den Opernball 2009! Heinzl gegen Haider, Lugner gegen die Presse, Wirtschaftsbosse gegen das Feiern und „Gott“ Holender gegen alle.

(c) Kernmayer, kl. Bild (c) Pauty Sie ist Lugners Opernballgast ... Wem verdanken wir die Seifenoper mit dem aufgeblasenen Begleitorchester aus virtuosen Schaumschlägern? Wer ist „schuld“, dass der Opernball zur Frack-würdigen Posse verkommen ist? Sie glauben, der Lugner? Oh, nein. Der hat vor 29 Jahren nur hautnah erlebt, wofür er fortan lebte. In Wahrheit begann der gnadenlose Kampf um Meter und Sekunden in der medialen Wahrnehmung mit einer echten Prinzessin.

1990 kam nämlich Monacos Caroline auf private Einladung ihrer seit damals wohl noch weitschichtigeren Wiener Verwandten, Christa Mayerhofer, zur urgemütlichen Walzernacht im trauten Kreis. Gekrönte Häupter hatten stets am Ball der Bälle gefunkelt: Beatrix, Sophie & Juan Carlos oder Philip – freilich zu Zeiten, als die Freitreppe ihren Namen noch verdiente. Direktor Karajan grüßte die hohen Herrschaften per Handschlag, von einem braven „Bündel“ Bildberichterstatter beiläufig behelligt. Nostalgie!

Chaos um Caroline
Das gemeingefährliche G’riss um die gänzlich entgeisterte Grimaldi läutete die Ära des Opernballs als Angriffs-Arena der Adabeis ein. Caroline (erst stieg man ihr auf die Schleppe, dann schleppte man sie auf die Stiege) verschanzte sich regungslos in der Loge, rauchte in drei Stunden gefühlte 80 Marlboro, floh panisch im Pulk ihrer schlanken zwei Bodyguards – und hat seither nie wieder ein Opernhaus betreten ...

„Cinderella“ Belafonte
Der Baumeister der Nation aber errichtete darob das Fundament seines österreichischen „Weltruhms“. Er kaufte seinem Mausi einen „König“ für eine Nacht: Karibik-Kehle Harry Belafonte. Der King of Calypso tanzte 1992 Mörtels ersten Apokalypso: „Ich fühle mich wie Cinderella. Ich muss meine Kleidung ja bis Mitternacht zurückbringen.“ Von Trump bis Collins, von Naddel bis Fergie, von zwei Baywatch-Bojen bis zu einer Dita Strip-Teese – unterm Strich rechnete es sich regelmäßig. Heuer nun, mit „Desperate Housewife“ Nicollette Sheridan, die er (analog zu Paris Hilton) als „Sheraton“ bezeichnet, ist Lugner erstmals prominenter als sein Stargast.

Links: Dominic Heinzl, rechts: Alfons Haider. Bilder (c) Prader, SingerEitelkeit und Eifersucht
Das wurmt den „Rigips-Danilo“ im Beton-Frack. Zu wenig Presse-Echo! Die Höchststrafe ... Dennoch wuchs die Eifersucht des Operndirektors auf den „eitlen Maurer“. Als er den Vollzahler Lugner nicht und nicht aus der elitären Location hinausekeln konnte, richtete sich „der Zorn Gottes“ (Ioan Holender gilt als, gelinde gesagt, „aufbrausend“) gegen den „faden ORF“. Dominic Heinzl (ATV) sollte Alfons Haider (zwölf Opernbälle) killen. Wieder nix. Nur Benimm-Papst Elmayer-Schäfer fiel um sein Alles Walzer um. Arabella Kiesbauer hieß Fräulein Annabella, Neo-Organisatorin Desirée Treichl-Stürgkh Frau Gürtler, die er zuvor als Frau Diplomkaufmann Lugner verletzte, und der TV-Logenflüsterer Wagner-Trenkwitz verflüssigte sich gar zum Herrn Müller-Thurgau.

Tobisch „tobt“
Holender geriet jäh in ungewohnten Gegenwind. Ball-Routinier Androsch sprach von „unzumutbarer Verholenderung“ und sagte ab. Die Ex-Ballmutti Tobisch rügte ihn als „ungezogen“ und fügte hinzu: „Er hat den Ball so lang verhöhnt, bis er ihn selbst für sein Ego benützte ...“ Als Netrebkos „Kutscher“ blieb in der Tat der Wams das Spannendste (2007).

Würstel um 7 Euro
Die bloße Eintrittskarte kostet jene 230 €, die der Hausherr, wie er werbewirksam tönte, „privat nie und nimmer“ dafür zahlen würde. Für das Paar Würstel um satte 7 € gilt wohl Ähnliches wie für manchen Hauptdarsteller: Gefüllte Haut, teuer verkauft ...
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