Liste mit Polanski-Unterstützern wird immer länger

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Von Woody Allen bis Wim Wenders: Die Liste internationaler Stars, die sich für eine sofortige Freilassung von Oscarpreisträger Roman Polanski einsetzen, wird immer länger. Am Dienstagmittag hatten nach Angaben der französischen Autorenvereinigung SACD bereits mehr als 100 Weggefährten des in der Schweiz verhafteten Regisseurs eine entsprechende Erklärung unterzeichnet.

Neben Allen und Wenders finden sich unter anderem die Namen von Pedro Almodóvar, Monica Bellucci, David Lynch, Ettore Scola, Martin Scorsese, Tilda Swinton und Tom Tykwer auf der Liste. Die Regisseure, Schauspieler und Autoren nennen es "unannehmbar, dass eine internationale Kulturveranstaltung zur Ehrung eines der größten zeitgenössischen Cineasten in eine Polizeifalle verwandelt" wurde.

Polanski war am Samstag bei seiner Ankunft in der Schweiz wegen einer mehr als 30 Jahre zurückliegenden Sexualstraftat verhaftet worden. Er sollte dort bei einem Filmfest für sein Lebenswerk geehrt werden. Ihm droht in den USA ein Verfahren wegen Vergewaltigung einer 13-Jährigen. Die US-Behörden haben seine Auslieferung beantragt.

Polanski hat in seinem Gefängnis in Zürich bereits am Montag viel Besuch bekommen. Seine Frau, die französische Schauspielerin Emmanuelle Seigner, tröstete ihn und zeigte sich nach eigenen Angaben "schockiert aber kampfeslustig".

Wie Schweizer Medien am Dienstag berichteten wurde der prominente Gefangene gegen Abend vom französischen Konsul in der Schweiz, Jean-Luc Fauré-Tournaire, sowie dem polnischen Botschafter Jaroslaw Starzyk besucht. Beide Länder wollen sich für eine Freilassung Polanskis einsetzen, der am Samstag wegen eines über 30 Jahre zurückliegenden Sexualdeliktes in Zürich verhaftet worden war.

Unterdessen berichtet die Boulevardzeitung "Blick" am Dienstag detailliert, dass sich Polanski seit Jahren völlig unbehelligt und niemals versteckt im Prominentenurlaubsort Gstaad im Berner Oberland aufgehalten habe. Er besitzt dort ein Ferienhaus, ein "Chalet". Zuletzt sei er dort im August gewesen. "Er zeigt sich in der Region gerne und oft. Seit Jahrzehnten. Man sah ihn überall. Warum man ihn jetzt gerade verhaften musste, ist schon überraschend", wird Tourismusdirektor Roger Seifritz zitiert. Nach Angaben der dortigen Polizeibehörden war von einem Haftbefehl nichts bekannt.

Die Schweiz war in die internationale Kritik geraten, weil sie Polanski gerade jetzt anlässlich einer Auszeichnung beim Filmfestival in Zürich festgenommen hatte. Die "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ) stellt unter der Überschrift "Dumm gelaufen" am Dienstag fest, dass die Verhaftung Polanskis "kein Meisterstück der Diplomatie" gewesen sei. "Die Politik will rechtlich einwandfrei handeln - und produziert eine politische Peinlichkeit", schreibt das Blatt. Sollte Polanski seitens der Schweizer Behörden in den vergangenen Jahren vermittelt worden sein, er sei hier willkommen, dann sei seine plötzliche Verhaftung zumindest problematisch, schreibt die Zeitung weiter.

Die Staatsanwaltschaft in Los Angeles, die nach eigenen Angaben dem bisher erst provisorischen noch das definitive Auslieferungsgesuch folgen lassen will, hat dafür noch 60 Tage Zeit. Polanskis Anwalt Lorenz Erni aus Zürich will aber schon jetzt die Freilassung seines Mandanten beantragen, wie Polanskis Pariser Anwalt Hervé Temime am Montag mitgeteilt hatte. Dafür haben die Anwälte insgesamt zehn Tage Zeit. Bei einer Absage können sie das höchste Schweizer Gericht, das Bundesgericht, anrufen. Dasselbe Vorgehen wiederholt sich nach Eintreffen des endgültigen Auslieferungsersuchens.

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