Jenseitig
05.03.2010
Die Handtaschl-Preisträger des Frauennetzwerk Medien 2009: Christian Ortner und Dietmar Mascher
Wo leben diese Männer und in welcher Zeit?
Das neue "Handtaschl" ist da: Bereits zum sechsten Mal prämiert das
Frauennetzwerk Medien "jenseitige" Äußerungen über Frauen in der
öffentlichen Diskussion oder medialen Berichterstattung mit der Trophäe in
knallrosa.
Bewertet werden "offensichtlicher Sexismus ebenso wie
herabwürdigende Äußerungen, klischeehafte Darstellungen oder völlige
Ignoranz gegenüber Frauen und ihren Leistungen", so die Vorsitzende des
unabhängigen Vereins der Medienfrauen, Karin Strobl.
"Diese Auszeichnung gleichermaßen ehrlich verdient" hätten sich für das
Jahr 2009 Dietmar Mascher und Christian Ortner, so Strobl:
"Journalisten,
die eine schlechtere Bezahlung von Frauen gegenüber Männern mit geringerer
Leistungsbereitschaft rechtfertigen (Mascher) oder im Fall einer
Einkommensgerechtigkeit gar ,logisch zwingend' (Ortner) einen Staatsbankrott
an die Wand malen".
Beide bezogen sich auf eine Forderung von
Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek nach gleicher Bezahlung für gleiche
Leistung. Dietmar Mascher, Wirtschafts-Ressortleiter der
OÖNachrichten, stellte gleich Willen und Möglichkeiten von Frauen massiv in
Frage: "Es hat vielleicht mit Leistung, Leistungsbereitschaft und auch
ein bisschen mit Angebot und Nachfrage zu tun".
Christian
Ortner, Kolumnist und Autor mit eigenem Online-Blog, das sich als "Das
Zentralorgan des Neoliberalismus" versteht, sah gar den Staatsbankrott heran
dräuen: "Unterschiede in der Bezahlung von Frauen und Männern zu
verhindern, hieße (...) logisch zwingend (...) steigende Lohnstückkosten,
geringere Wettbewerbsfähigkeit, letztlich erhöhte Insolvenzneigung."
An der Auszeichnung vorbeigeschrammt ist Wirtschaftskammer-Präsident Christoph
Leitl, dem trotz einschlägiger Statistiken "bisher jedenfalls
kein Betrieb untergekommen (sei), wo eine Kraft weniger Gehalt bekommt, nur
weil sie eine Frau ist." Weiters nominiert waren u.a. der Kärntner
Landeshauptmann Gerhard Dörfler mit seiner Äußerung, Frauen
seien zu sensibel für die Politik, ihm sei es lieber, sie kochten "um zehn
Uhr abends noch eine frische Brennnesselsuppe", ohne dabei "abgehetzt und
müde" zu sein.
Und Niki Lauda, der "allen Müttern"
ausrichtete, Männer nicht zum Kinderdienst zu "vergewaltigen".
Bisherige Handtaschl-Preisträger waren u.a. Wolfgang Ambros, Kurt
Bergmann, der ehemalige ORF-Chefredakteur Werner Mück, Wirtschaftsminister
Reinhold Mitterlehner, u.a.
Das Frauennetzwerk Medien, das heuer seinen 10. Geburtstag feiert, ist ein Forum für persönliche Kontakte und Informationen für Frauen, die in und mit Medien arbeiten. Der parteiunabhängige Verein mit über 300 Mitgliedern organisiert neben dem "Handtaschl", u.a. die Expertinnendatenbank mit, führt Mentoringprogramme durch, lädt zum "karriere.TALK", und betreibt eine eigene Jobbörse. Internet: www.frauennetzwerk.at