Jenseitig

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Die Handtaschl-Preisträger des Frauennetzwerk Medien 2009: Christian Ortner und Dietmar Mascher

Wo leben diese Männer und in welcher Zeit?

Das neue "Handtaschl" ist da: Bereits zum sechsten Mal prämiert das Frauennetzwerk Medien "jenseitige" Äußerungen über Frauen in der öffentlichen Diskussion oder medialen Berichterstattung mit der Trophäe in knallrosa.
Bewertet werden "offensichtlicher Sexismus ebenso wie herabwürdigende Äußerungen, klischeehafte Darstellungen oder völlige Ignoranz gegenüber Frauen und ihren Leistungen", so die Vorsitzende des unabhängigen Vereins der Medienfrauen, Karin Strobl.

"Diese Auszeichnung gleichermaßen ehrlich verdient" hätten sich für das Jahr 2009 Dietmar Mascher und Christian Ortner, so Strobl:
"Journalisten, die eine schlechtere Bezahlung von Frauen gegenüber Männern mit geringerer Leistungsbereitschaft rechtfertigen (Mascher) oder im Fall einer Einkommensgerechtigkeit gar ,logisch zwingend' (Ortner) einen Staatsbankrott an die Wand malen".
Beide bezogen sich auf eine Forderung von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek nach gleicher Bezahlung für gleiche Leistung. Dietmar Mascher, Wirtschafts-Ressortleiter der OÖNachrichten, stellte gleich Willen und Möglichkeiten von Frauen massiv in Frage: "Es hat vielleicht mit Leistung, Leistungsbereitschaft und auch ein bisschen mit Angebot und Nachfrage zu tun".
Christian Ortner, Kolumnist und Autor mit eigenem Online-Blog, das sich als "Das Zentralorgan des Neoliberalismus" versteht, sah gar den Staatsbankrott heran dräuen: "Unterschiede in der Bezahlung von Frauen und Männern zu verhindern, hieße (...) logisch zwingend (...) steigende Lohnstückkosten, geringere Wettbewerbsfähigkeit, letztlich erhöhte Insolvenzneigung."

An der Auszeichnung vorbeigeschrammt ist Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl, dem trotz einschlägiger Statistiken "bisher jedenfalls kein Betrieb untergekommen (sei), wo eine Kraft weniger Gehalt bekommt, nur weil sie eine Frau ist." Weiters nominiert waren u.a. der Kärntner Landeshauptmann Gerhard Dörfler mit seiner Äußerung, Frauen seien zu sensibel für die Politik, ihm sei es lieber, sie kochten "um zehn Uhr abends noch eine frische Brennnesselsuppe", ohne dabei "abgehetzt und müde" zu sein.
Und Niki Lauda, der "allen Müttern" ausrichtete, Männer nicht zum Kinderdienst zu "vergewaltigen".
Bisherige Handtaschl-Preisträger waren u.a. Wolfgang Ambros, Kurt Bergmann, der ehemalige ORF-Chefredakteur Werner Mück, Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner, u.a.

Das Frauennetzwerk Medien, das heuer seinen 10. Geburtstag feiert, ist ein Forum für persönliche Kontakte und Informationen für Frauen, die in und mit Medien arbeiten. Der parteiunabhängige Verein mit über 300 Mitgliedern organisiert neben dem "Handtaschl", u.a. die Expertinnendatenbank mit, führt Mentoringprogramme durch, lädt zum "karriere.TALK", und betreibt eine eigene Jobbörse. Internet: www.frauennetzwerk.at

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