Angelika Holender im Interview

"Ioan ist eine echte Glucke!"

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Schein & Sein. Ihr Mann ist der gefürchtete Staatsoperndirektor. Doch zu Hause, sagt Angelika Holender, ist er ganz anders.

Wenn er zu Hause laut wird, "rede ich einfach nicht mit ihm", verrät Angelika Holender (48) in ihrer einnehmenden, natürlichen Art. Sie weiß, wovon sie spricht. Ihr Mann ist Staats-operndirektor Ioan Holender (73).

Erfolgreich und gefürchtet

"Ich weiß, dass viele Leute Angst vor ihm haben", gibt die Lehrerin zu. "Vor allem, wenn er so laut wird." Doch im Kreis seiner Familie wird der Patriarch zum liebevollen Vater. Gegenüber Sohn Livio (16) und Tochter Alina (10) verhält er sich regelrecht "wie eine Glucke", gesteht die Schweizerin.
"Er fiel auf die Knie." Seit 19 Jahren ist Angelika Holender mit Ioan verheiratet. "Es war Liebe auf den ersten Blick. Ioan ist vor mir auf die Knie gefallen“, verrät sie im MADONNA-Interview im gemütlichen Wohnzimmer des bescheidenen Hauses im 19. Bezirk, in dem nicht Ordnung, sondern Behaglichkeit Vorrang hat.

Ihr Mann ist als strenger Direktor der Wiener Staatsoper bekannt. Herrscht zu Hause auch ein rauer Ton?
Angelika Holender:
Ich weiß, dass viele Leute Angst vor ihm haben, aber zu Hause ist Ioan selten laut. Im Gegenteil: Er ist ein sehr liebevoller Vater, eine echte Glucke. Hätte seine Kinder gern 24 Stunden um sich.
Dafür hat er beispielsweise Elisabeth Gürtler, als Sie noch Opernball-Organisatorin war, zum Weinen gebracht.
Holender: Dabei ist er mit ihr grundsätzlich gut. Manchmal hat sie ihn wohl genervt. Wenn er in Fahrt ist, ist er schwer zu bremsen. Ich habe ihm gesagt, ich rede überhaupt nicht mit ihm, wenn er laut wird.

Kann er sich entschuldigen?
Holender:
Ja, das kann er. Ich sage ihm manchmal: "Jetzt hast du danebengegriffen. Ruf an, und entschuldige dich." Das macht er dann auch. Viele Leute, die ihn beruflich kennen und dann privat kennenlernen, sagen, er ist ja eigentlich ganz anders. Aber Ioan kann sehr verletzend sein, weil er so direkt ist. Wenn man ihm etwas schenkt, das ihm nicht gefällt, sagt er: "So ein Blödsinn" und nimmt das Präsent nicht an.

War er schon immer so?
Holender:
Als ich ihn kennengelernt habe, war er umgänglicher (lacht). Aber diese raue Schale bei ihm ist ja auch Angst. Er darf nicht zu viel an sich heranlassen, muss in seinem Job Härte zeigen. Das ist für ihn selbst oft schwierig. Er ist ja nicht herzlos.

Wie haben Sie ihn eigentlich kennengelernt?
Holender:
Ich habe in Luzern an der Oper als Dramaturgin gearbeitet. Mein Mann sagt immer, das sind die Sargnägel des Theaters (lacht). Bei einer Premiere, es war Hochzeit des Figaro, haben wir uns kennengelernt. Am Tag danach hat er sich bei mir verabschiedet, ist vor mit auf die Knie gefallen und hat mir coram publico die Hand geküsst. Da hatte ich schon Herzklopfen. Es war Liebe auf den ersten Blick!

Vor 19 Jahren haben Sie in Lech geheiratet. Dort haben Sie auch eine Ferienwohnung.
Holender:
Wohnung ist übertrieben. Wir hausen zu viert auf 36 Quadratmetern mit unserem Hund Pongo. In den Energieferien waren wir dort. Zu Ostern, Weihnachten und im Sommer sind wir auch dort. Es ist sehr klein, aber wir sind ja den ganzen Tag draußen.

Und abends gehen Sie essen?
Holender:
Essen gehen wir nicht, weil mein Mann am liebsten zu Hause isst.

Ist Ihr Mann ein Macho?
Holender:
Nein, gar nicht.

Dann ist er geizig?
Holender:
Nein, aber übertrieben sparsam, vor allem mit sich selbst. Am Wochenende rennt er mit alten, verdreckten Hosen rum. Wenn ich sage, die müssten wir wenigstens einmal waschen, sagt er nein, weil sie dann auseinanderfallen. Als er aus Rumänien nach Wien kam, hatte er nichts. Deshalb hat er immer eine gewisse Existenzangst und überlegt, ob wir uns das alles leisten können. Die Kinder, die Reisen. Wir können uns das leisten.

Ihre Kinder besuchen eine Privatschule?
Holender:
Ja, die International School, auf der ich – ich bin studierte Volksschullehrerin – auch als Vertretung unterrichte. Gerade hatte ich die Klasse meiner Tochter.

Ist die nicht genervt, wenn die eigene Mutter unterrichtet?
Holender:
Nein, überhaupt nicht. Und auch mein Sohn ist froh, wenn ich da bin.

Ihr Mann hat angekündigt, 2010 als Staatsoperndirektor in Pension zu gehen. Mit 75!
Holender:
Ich bin so froh, dass er bis jetzt arbeitet, weil ich dann meine Ruhe habe (lacht). Wenn er zu Hause ist, kümmert er sich um alles. Aber wir reden oft über die Pensionierung. Er fürchtet sich, weil es auch Macht abgeben bedeutet, sein Umfeld verändert. Es wird sicher schwer für uns, weil ein neuer Abschnitt beginnt. Unser Sohn ist dann 18 und geht bald aus dem Haus. Alina ist dann zwölf. Und ich fürchte, dass mein Mann einen Pensionsschock bekommt.

Er muss dann wenigstens nicht mehr auf den Opernball.
Holender:
Eine Befreiung für ihn (lacht), weil ihm der Ball auf die Nerven geht. Wir gehen nicht gerne auf Events.

Als einer der wichtigsten Kulturmanager des Landes wird es für ihn nicht leicht, sich ab 2010 der Gartenarbeit zu widmen...
Holender:
Das tut er jetzt schon (lacht). Und er hat angefangen, wieder Tennis zu spielen. Nichtstun kann er nicht.

Hat Ihnen der Altersunterschied von 25 Jahren jemals zu Schaffen gemacht?
Holender:
Bis jetzt wirklich nicht, weil mein Mann so agil und sportlich, wirklich sehr jugendlich ist. Aber ich denke oft, wie ist es in zwei Jahren, wenn ich 50 bin und er vielleicht plötzlich alt wird, weil er nicht mehr gefordert ist? Das kann natürlich passieren.
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