First Ladies

Highnoon für harte Damen

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Michelle vs. Cindy. Die eine kämpft mit Herz, die andere besticht durch Eleganz. Wer landet im Weißen Haus?

(c) apDie Kontraste zwischen den beiden First Ladys der US-Wahlschlacht 2008 könnten auffälliger kaum sein: Auf der einen Seite die elegante, coole, zupackende Afroamerikanerin Michelle Obama, Ehefrau des als „schwarzen Kennedy“ umjubelten Demokraten-Stars Barack.

Eine 44-jährige Karrieristin, die sich aus einfachen Verhältnissen durch akademische Brillanz in die Chefetagen hocharbeitete – und ihren harschen Stil aus Zeiten des Kampfes für die Rechte der Schwarzen nie ganz abgelegte.

Ihr gegenüber: die oft unnahbar und steif wirkende Ex-„Rodeo-Queen“ und zweite Frau des Vietnam-Helden John McCain. Eine 54-jährige Millionärs-Tochter eines Biervertrieb-Königs aus Arizona, die sich abseits materieller Sorgen Zeit ihres Lebens Karitativem widmen konnte – und deren konservative Eleganz im rechten Amerika gut ankommt. Kurz: Die schwarze Powerfrau gegen die blonde Bier-Baroness.

Entscheidung im November

Die schillernden Ladies könnten das Match ihrer Gatten um das Oval Office am 4. November mitentscheiden. Denn beide sind nicht bloß artige „Cheerleader“ für ihre Politiker-Gatten: Michelles dominierende Rolle wurde offensichtlich, als sie bei Obamas Siegesrede den „Fist Bump“, das coole Anstoßen mit Fäusten, initiierte: „Klar, wer da die Hosen anhat“, so TV-Kommentatoren. Pflichtbewusst stellt Barack seine Gattin bei jeder Rede als „Fels des Obama-Haushaltes“ vor.

Bodenständige Michelle
Offen schrieb Obama in seiner Biografie Hoffnung wagen von Wutausbrüchen, als Michelle die häufige Abwesenheit durch seine „egoistischen Politambitionen“ beklagte, während sie als „Single Mom“ die Töchter Malia (9) und Sasha (7) großziehe. Und sie klärte verzückte Fans über irdische Züge des „Polit-Gottes“ auf: „Er schnarcht wie ein Holzfäller“. Auch schicke sie ihn mitunter mit dem Mistkübel vor die Türe.

Reiche Cindy
Die unnahbare Cindy hält wenig von solcher Detailtreue über ihr Privatleben, inklusive der drei Kids Meghan (22), Jack (20) und Jimmy (18), sowie der Adoptivtochter Bridget (18) aus Bangladesch. Doch auch ihre Rolle als starke Frau an der Seite des kandidierenden Kriegshelden ist offensichtlich: Als McCain 1982 für den Senat kandierte, pumpte sie Teile ihres Privatvermögens in die Kampagne.

Cindy McCain leitet heute den Familienbetrieb Hensley & Co, den größten Lieferanten der Budweiser-Bierfirma Anheuser Busch. Ihr Privatvermögen wird auf 100 Millionen Dollar geschätzt. Wie sehr sie McCain neben dem Borgen ihres Firmen-Privatjets sonst unter die Arme greift, wird vehement diskutiert. Stoisch stand sie auch im Februar neben ihrem fahlen Senatoren-Gatten, als dieser Berichte über eine frühere angebliche Sex-Affäre mit einer Lobbyistin dementieren musste.

Styling-Duell
Ebenso wie über ihre Rolle als mögliche First Ladys (Michelle einflussreich à la Hillary; Cindy zurückhaltend à la Laura Bush) diskutiert Amerika auch über das Mode-Duell der beiden „Stil-Ikonen“. Suze Yalof Schwartz vom Glamour-Magazin in der New York Post analysiert: „Beide kleiden sich auf ihre Art elegant und geschmackvoll“.

Michelle lasse mit tollen Kleidern, kunstvollen Ledergürteln, ihren schwungvoll zurückfrisierten Haaren und dezentem Make-up nostalgische Gefühle an die glorreichen Tage aufkommen, als Audrey Hepburn Hollywood und Jackie Kennedy als First Lady die Welt verzauberten.

Cindy vertraut hingegen auf Klasse-Designer wie Escada und Carolina Herrera. Mitunter ist sie jedoch fast zu perfekt durchgestylt. Ihr Stil sei klassisch, „upperclass“. Schwartz: „Mit ihren hellblonden Haaren und dem dramatischen Make-up erinnert sie an Krystle Carrington aus dem TV-Serienklassiker der Achtziger Dynastie.

Wie alles begann
Auf völlig unterschiedliche Art lernten die beiden Ladys übrigens auch ihre Männer kennen: Michelle und Barack trafen sich als Top-Universitäts-Absolventen in der Anwaltskanzlei Sidley Austin. Sie werkten dort als einzige Afroamerikaner. Bei ihrem ersten „Date“ gingen sie ins Kino.

McCain hingegen lernte die wohlbehütete Cindy, die in ihrer Uni-Zeit eher als Cheerleaderin für Furore sorgte, bei einem Cocktailempfang in Hawaii, dem Urlaubsdomizil ihrer Eltern, kennen. Bei ein paar Hors D´Oeuvres verliebte sich die 24-Jährige in den 18 Jahre älteren Marine-Offizier in der blütenweißen Uniform.

Besser lassen sich die unterschiedlichen Welten der beiden Paare kaum illustrieren.
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