Ikone Obermaier

Heiss wie nie: Sexy Sixties

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68er-Ikone Uschi Obermaier ist mit 62 so schön wie eh und je. Der Talk über das Älterwerden & ihr neues Leben in den USA.

Wird im Alter immer schöner: Uschi Obermeier in der aktuellen "Mey"-Kampagne. Bild: (c) DPA
Ich fühle mich wie 30!“, strahlt Uschi Obermaier und genauso sieht sie aus – keine Dellen, keine Fettpölsterchen, keine Makel. Mit 62 Jahren zog sich das weltbekannte Groupie und „Kommune 1“-Mitglied für die neue Kampagne des Unterwäsche-Labels Mey aus und sieht auch 40 Jahre nach ihrem Durchbruch als Sexsymbol so schön wie eh und je aus.

Nicht umsonst gehörte Obermaier zu den gefragtesten Models, zierte das Cover der US-Vogue und des Playboys und war die Geliebte von Mick Jagger, Keith Richards und Rainer Langhans, für den sie in die „Kommune 1“ zog. Eine ihrer liebsten Anekdoten: Um Langhans eine Affäre heimzuzahlen, verführte sie Jimi Hendrix. „Jimi war der Schönste aller meiner Männer“, so Obermaier.

Das Jawort gab sie allerdings Dieter Bockhorn, dem Betreiber des Galerie-Cafés Adler in Hamburg. Mit ihm reiste sie ab 1976 in Bussen um die Welt, bis Bockhorn 1983 bei einem Motorradunfall in Mexiko starb und sie in Los Angeles sesshaft wurde, um als Schmuckdesignerin (Anm.: die Schmucklinie ist auf www.schmuck.de erhältlich) ihr Leben zu finanzieren. Im MADONNA-Interview spricht Obermaier über das Geheimnis ihrer Jugend, ihr „neues“ Leben in den Bergen und ihre Träume.

Uschi Obermaier 1998 in Müchen. Bild: (c) DPADas Interview in Auszügen

MADONNA: Sie modeln mit 62 für eine Dessous-Firma. Wie kam es dazu?

Uschi Obermaier: (lacht) Eigentlich war es ein Missverständnis. Meine Agentin rief mich während meines Thailand-Urlaubes an, um mir von der Kampagne zu erzählen. Die Verbindung war sehr schlecht. Statt Dessous habe ich Schuhe verstanden. Da habe ich natürlich sofort Ja gesagt.

Als ich dann zurück in Deutschland war und erfuhr, dass es eigentlich um Unterwäsche geht, dachte ich mir: ‚Ups, soll ich das wirklich machen?‘ Aber ja – Frauen mit 60 wollen auch schöne Unterwäsche tragen. Und die Fotos sind ja wirklich super geworden.

Wie schaffen Sie es, mit 62 noch so jung auszusehen?

Ich habe gute Gene. Und das Wichtigste ist, dass ich noch voll begeisterungsfähig bin. Ich fühle mich wie 30, weil mein Leben noch immer aufregend ist. Ich mache weder Sport noch halte ich Diät. Ich esse alles, was mir Spaß macht, das Maß ist wichtig.

Wie gehen Sie mit dem Älterwerden um?

Es ist schon oft sehr frustrierend, wenn man sieht, dass Körperteile nicht mehr so fest und straff sind, wie sie früher waren. Wenn ich mich im Spiegel ansehe und damit hadere, sage ich mir: So gut wie heute wirst du nie wieder aussehen. Also geh raus und genieße den Tag.

Obermaier war in den 1970er-Jahren Muse, Stil-Ikone und mit zahlreichen Künstlern eng befreundet.Sie werden als Ikone der 68er Jahre gefeiert. Wer sind die Ikonen von heute?

Das ist schwierig. Früher gab es so viele ganz besondere Leute, heute ist die Gesellschaft abgeflacht – es gibt kaum noch Typen. Am ehesten würde ich Kate Moss als Ikone bezeichnen.

Sehen Sie sich selbst als Ikone?

Überhaupt nicht, da ich ja nur mein tägliches Leben mit seinen Auf und Abs sehe. Aber wenn die anderen mich als Ikone bezeichnen, ist es mir ganz recht. In den USA bin ich unbekannt. Da kann ich mich so schlecht benehmen, wie ich will. Das ist sehr angenehm. Und wenn ich wie jetzt in Deutschland bin, genieße ich den Rummel. Das geht runter wie Honig.

Warum sind Sie in die USA ausgewandert?

Ich bin mit meinem Mann lange durch die Welt gereist. Als der Bockhorn (Anm.: Dieter Bockhorn) 1983 starb, ließ ich mich in Los Angeles nieder.

Wie können wir uns Ihr Leben in L.A. vorstellen? Ist es so glamourös wie früher?

Nein, ich lebe zurückgezogen in den Bergen – in Topanga, zwischen Santa Monica und Malibu. Für den jetzigen Stand in meinem Leben ist das genau der richtige Platz. Ich habe viel Freiraum, viel Natur. Wenn ich jünger gewesen wäre, wäre es nichts gewesen.

Das Wichtigste für mich ist, viel Zeit für meine Freunde zu haben. Ich lebe zwar ruhiger, aber noch immer so intensiv, wie ich es mir nie hätte träumen lassen. Ich reise noch viel herum und eine gute Party nehme ich immer gerne mit.

Gehören Ex-Lover wie Mick Jagger und Keith Richards noch zu Ihrem Freundeskreis?

Nein, bei mir geht es nach dem Herzen und nicht darum, wer jemand ist.

Sie haben keine Kinder. War Nachwuchs nie ein Thema?

Es ist einfach nicht passiert. Ich war einmal schwanger, da war ich in Asien und habe das Kind aus unerklärlichen Gründen verloren. Das sollte vermutlich einfach so sein – also eine Art Bestimmung.

Im Rückblick betrachtet war es auch gut so, denn sonst hätte ich nie das Leben führen können, das ich jetzt führe oder geführt habe. Es gäbe nichts in meinem Leben, das ich verändern hätte wollen – bis auf einige kleine Dummheiten, die ich mir sparen hätte können. Mein ganzes Leben war eben ein steter Lernprozess (lacht).
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