Im MADONNA-Talk

'Wünsche mir einen Mann, der mich beschützt'

Teilen

Dagmar Koller will noch einmal durchstarten. Auch wenn die Trauer um Zilk noch groß ist, wünscht sie sich einen "Beschützer".

Der Titel der Talkshow ihres geliebten Helmut Zilk († 24. Oktober 2008) beschreibt sie trefflich: Dagmar Koller ist eine Lebenskünstlerin – eine Überlebenskünstlerin. Denn „die Einsamkeit“, so erklärt sie im sehr persönlichen Gespräch, „überkommt mich noch jeden Abend. Dann bin ich so verzweifelt. Manchmal drohe ich im Chaos zu versinken.“ Doch spätestens am nächsten Tag in der Früh, wenn Dagmar Koller am Schreibtisch die unzählige Post, die sie täglich erreicht, beantwortet, hat sie alles wieder im Griff. Was die Trauer um ihren „Zilk“ anbelangt, sei sie in der letzten Phase angekommen – die Psychologie kennt fünf Stufen der Trauer –, jener der Akzeptanz.

Energisch
Deshalb, und um nicht eine der „alten Witwen zu werden, die sich gegenseitig erzählen, wie viele Jahre sie täglich ihre Männer am Friedhof besuchen“, will der umtriebige Bühnenstar noch einmal „ganz von vorne anfangen.“ 70 lebenslustige Jahre jung, 53 Kilo schlank und voll Energie hat sie sich nach einem sechswöchigen Sommerurlaub in ihrem Haus an der Algarve für den Herbst viel vorgenommen. „Ich will einen Galaabend im kleinen Rahmen veranstalten, bei dem ich alle Lieder singe, die in meinem Leben wichtig sind“, verrät Koller, die letztes Jahr mit dem Leading Ladies Award ausgezeichnet wurde, erstmal im Gespräch mit MADONNA. Außerdem auf ihrem Plan: Ein weiteres spannendes Buchprojekt.

Sie sind sich beim Leading Ladies Award mit Sylvie van der Vaart herzlich in die Arme gefallen. Woher kennen Sie sich?
Dagmar Koller:
Ich habe Sylvie bei „Let’s Dance“ gesehen und war sofort fasziniert. Der Begriff Barbiepuppe ist ja nur ein Hilfsausdruck, so schön war diese Sylvie im Fernsehen! Ich habe, nur weil sie so schön war, die Sendung geschaut. Dann hat der Moderator gesagt, dass sie diese schlimme Krankheit hatte. Und dann habe ich sie gleich ins Herz geschlossen, weil ich mir immer so eine Tochter gewünscht hätte. Wir haben uns sofort und herzlich umarmt, weil ich sie einfach gleich in mein Herz geschlossen habe. Sylvie ist so, wie sie ist. Zart und stark. Ein tolles Mädel!

Ich darf sagen: So wie Sie. Ich höre, Sie planen sehr viel.
Koller:
Ich glaube, auch wenn ich den Helmut noch so sehr im Kopf und im Herzen habe, dass ich jetzt wieder meinen Weg gefunden habe. Und als ich bei eurem Leading Ladies Award war und der Moderator Frank Hoffmann gesagt hat: Einmal Schauspieler, immer Schauspieler, ist bei mir der Groschen gefallen. So geht es mir ja auch, auch wenn ich die letzen 38 Jahre komplett mit Helmut Zilk gelebt habe. Aber ich habe mich dann hier in der Wohnung im Wohnzimmer auf den Boden gelegt und Musik gehört. Und jetzt möchte ich – nicht wie in der Volksoper vor ein paar Jahren mit Riesenorchester – einen Galaabend mit Liedern machen, die mich mein Leben hindurch bewegt haben. Ich möchte nur vor wenigen Freunden singen, und der Erlös soll Power4me zugute kommen.

Sie haben wieder ein Stück Lebensfreude zurückerlangt ...
Koller:
Ja, ich weiß um die fünf Phasen der Trauer. Und auch wenn mir der Helmut jeden Tag fehlt: Ich bin bei der letzten Stufe, der Akzeptanz, angelangt. Auch wenn das für viele Witwen vielleicht früh ist. Viele meiner FriedhofsFreundinnen erzählen mir ja: „Ich gehe schon dreizehn Jahre täglich zu meinem Mann.“ So möchte ich nicht werden. Das hätte Helmut nie gewollt. Ich bin zu jung, um nur auf den Friedhof zu gehen! Deshalb hat mir dieser Frank Hoffmann so einen Knacks gegeben. Ich bin dann die ganze Nacht wach gelegen und habe gedacht: Ich will wieder auf der Bühne stehen. Deswegen mache ich im Herbst einen Galaabend im ganz kleinen Rahmen. Für 60 oder 80 Freunde. Ich möchte Lieder singen, die mein Leben begleitet haben. Ganz überraschend. Das wird ganz anders sein, als viele es von mir erwarten. Ich will es für Freunde machen. Ich will ja nichts verdienen daran. Das Geld möchte ich Power4me spenden. Aber ich werde mal eine ganz andere Dagmar Koller zeigen.

Außerdem schreiben Sie an einem neuen Buch. Titel: „Die Kunst, eine Frau zu sein.“ Eine, die Ihnen, trotz aller Selbstständigkeit, gelungen ist, warum und wie?
Koller:
Es geht unter anderem auch darum, wie man als Frau Karriere macht neben einem starken Mann. Und ich möchte mit dem Buch jeder Frau Kraft und Stärke geben, dass sie begehrenswert ist, wenn sie Frau bleibt. Das geht natürlich nur, wenn man eine gewisse Intelligenz hat. Jede Frau hat die Chance, dass das Frauliche sehr liebenswert ist. Ich hatte auch viele Schwierigkeiten und Komplexe. Ich vergesse nie, als der Zilk und ich noch nicht so lang zusammen waren, hat er ein Foto von mir gemacht, wie ich mit dem T-Shirt in den Pool springe. Ich komme raus, und man hat natürlich alles gesehen. Und ich hatte nie einen großen Busen. Aber der Helmut hat seinen Freunden heimlich das Foto geschickt. So stolz war er auf meinen kleinen Busen. Da bin ich dann drauf gekommen, wenn einer wie der Zilk das schön findet, kann es nicht so falsch sein (lacht).

Sie haben einmal, trotz der Komplexe, die Sie während Ihrer Karriere auch immer ehrlich angesprochen haben, gesagt, dass Sie noch keinen Tag erlebt haben, an dem Sie sich nicht begehrenswert gefühlt hätten...
Koller:
Wissen Sie, wie man das genießt? Ich schaue jeden Morgen in den Spiegel und sehe: Ich habe gegen all diese Zeichen der Zeit so gekämpft. Aber ich wusste immer um mein Körpergefühl als Tänzerin, und ich bin sicher immer begehrenswert geblieben, weil ich immer lieb und anschmiegsam war, ohne dabei mein Hirn, meinen Intellekt und meinen Kopf auszuschalten. Ich war immer anschmiegsam und weich; auch wenn meine beste Freundin sagt: Bei dir gibt es nur heiß oder kalt. Aber ich habe immer gespürt, da ist jemand, der mich gerne mag. Ich glaube, dass mein neues Buch „Die Kunst, eine Frau zu sein“ auch ein gutes Buch für Männer ist. Ein sehr gutes.

Apropos Männer: Helmut Zilk war und bleibt Ihre große Liebe. Aber könnten Sie sich vorstellen, noch einmal einen starken Mann an Ihrer Seite zu akzeptieren?
Koller:
Ich hatte drei sehr große Lieben in meinem Leben: Die Bühne, die Fans und vor allem den Helmut. So eine Lebensliebe werde ich nie wieder erleben und will es auch nicht. Ich bin ein wenig des Kämpfens müde und wünsche mir einen Freund, einen Mann, der mich beschützt. Einer, der auf mich aufpasst. Mehr nicht. Denn die größte Liebe trage ich im Herzen.

Dagmar Koller Alexandra Stroh
Dagmar Koller Alexandra Stroh
© Inge Prader

Bild: (c) Inge Prader

Dagmar Koller im persönlichen MADONNA Talk mit Alexandra Stroh.
Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.