Hinter den Kulissen

Backstage beim Opernball

22.01.2010

Teamgeist. „Diese Menschen machen den Ball“, erklärt Desirée Treichl. MADONNA bat die Helfer zum Gespräch.

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© Fally
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Mit Desirée Treichl-Stürgkh (44), sind sich die Ball-Macher hinter den Kulissen – klitzekleiner Seitenhieb auf die vorherigen Ballmütter – einig, sei wieder das Prinzip der Demokratie in die Opernballorganisation eingekehrt. „Desi Treichl ist sehr teamfähig, offen, und sie hört alle Mitarbeiter an. Sie hat tolle Ideen, lässt aber auch mit sich reden“, bringt es Eva Dintsis, Generalsekretärin des Balls und seit 1982 dabei, auf den Punkt. Zusatz: „Fest steht, dass wir gerne mit ihr weiterarbeiten würden.“ Denn, ob Treichl-Stürgkh, die seit 2008 die Geschicke des wohl glamourösesten Balls Europas managt, auch für 2011 noch zur Verfügung steht, ist ausständig.

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Fakt ist, dass sie dieser Tage vom „Opernballfieber“ infiziert ist, und mit ihrem Team fast rund um die Uhr mit der Organisation für den 11. Februar beschäftigt ist. Doch wer sind die Leute eigentlich, „ohne die es diesen Ball nicht gäbe“ (O-Ton Treichl). Und die jedes Jahr, quasi kostenlos („alle hier machen Überstunden für den Opernball“) zum Gelingen des Staatsgewalzes beitragen?

Für MADONNA hat die demokratische Ballchefin eine Ausnahme gemacht, und lässt erstmals hinter die Kulissen blicken. Exklusiv bittet Treichl-Stürgkh samt ausgesuchter „guter Geister“ zum Talk über den Opernball backstage, „Verlugnerisierung“ und das weniger noble Gerangel um die Ballspende.

 

Frau Treichl, wir sitzen hier mit einigen Helfern des Balls. Was macht diese Menschen für Sie so wichtig?
Desirée Treichl-Stügkh:
Diese Menschen hier machen den Ball! Ohne sie wäre der Opernball undenkbar. Man kann als Ballchefin mit tollen Ideen kommen, aber wenn es kein Team gibt, um diese umzusetzen, geht gar nichts. Gerade mit Eva Dintsis habe ich mich von Anfang an gut verstanden. Wir haben viel Schönes, aber natürlich auch weniger Schönes, miteinander erlebt. Wir sind mittlerweile eng befreundet. Mit ihr – schließlich ist sie seit 1982 dabei und hat selbst zwei Jahre den Ball organisiert – haben sich für mich alle Türen der Staatsoper geöffnet.

 

Es ist Ihr dritter Ball. Was haben Sie gelernt?
Treichl:
Teamwork! Allein schafft man gar nichts. Und: Eine Nacht darüber zu schlafen. Sich nicht sofort über Dinge aufzuregen. Das war ein Lernprozess.

 

In diversen deutschen Medien wurde Richard Lugner als Opernballveranstalter bezeichnet. Kränkt das?
Treichl:
Die Medien, die Sie ansprechen, lesen wir gar nicht! Für uns ist Herr Lugner ein Gast wie jeder andere – und er lädt Gäste ein, wie 100 andere Logennehmer auch. Er nützt das für seine Zwecke aus – soll er doch. Das ist uns egal.

 

Frau Dintsis, Sie haben schon viele Ballmütter kommen und gehen sehen. Was zeichnet Frau Treichl denn aus?
Eva Dintsis:
Sie ist teamfähig, offen und hört alle Mitarbeiter an. Sie hat tolle Ideen und lässt trotzdem mit sich reden.

 

Frau Rudolph, Sie koordinieren die Ballspende, sind am Abend auch für die Ausgabe derselben zuständig. Sicher nicht immer ein leichter Job.
Annie Rudolph:
Nein, denn die Spende gibt es ja nur gegen Vorlage der Karte. Nach fast 30-jähriger Erfahrung ist es Gefühlssache: Manche Leute, die ihre Karte verloren haben, muss ich beschwichtigen, zu anderen auch mal streng sein.

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Bild: (c) Fally
Ballchefin Desirée Treichl-Stürgkh mit ihrem Team im großen MADONNA-Talk.

Was war für Sie die originellste Ballspende?
Rudoplh:
Eine Barbiepuppe als Herrenspende. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass die Herren so wild auf diese Puppe sind. Der Andrang war enorm.
Dintsis: Die beliebteste Ausrede an diesem Abend war: „Die ist für meine Tochter!“

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Frau Dintsis, Sie sind seit 1982 beim Opernball, haben viel erlebt. Verraten Sie uns Ihr berührendstes Ballerlebnis?
Dintsis:
Ewig in Erinnerung bleiben wird mir eine Debütantin aus Sizilien! Sie hat sich mit ihren Eltern in Sizilien beim Tourismusverband angemeldet und ist am Sonntag vor dem Opernball einfach in Wien aufgetaucht. Als ich ihren Eltern mitgeteilt habe, dass es nicht möglich sein wird, ihre Tochter so einfach debütieren zu lassen, hat die Mutter – auf der Treppe der Staatsoper – sofort fürchterlich zum Weinen begonnen. Ich wusste wirklich nicht, was ich mit der Familie tun sollte. Rein zufällig hat sich dann eine der Debütantinnen den Knöchel am Tag des Balls verletzt. Das Mädchen aus Sizilien hat dann tatsächlich eröffnet. Der Vater schickt uns seither Marzipanfrüchte aus seiner Konditorei. Aber für die Debütanten bevorzuge ich den korrekten Anmeldemodus (lacht).

 

Herr Seidl, seit 23 Jahren helfen Sie als Schuster der feinen Gesellschaft wieder auf die Beine. Wie oft müssen Sie am Ballabend High Heels und Lackschuhe reparieren?
Alexander Seidl:
Es gibt Bälle, da bin ich die ganze Nacht im Dauereinsatz! Man darf nicht glauben, dass nur die Damen Hilfe suchend zu mir kommen. Es sind vor allem die Männer, die einmal im Jahr ihre Lackschuhe verwenden, dafür aber zehn Jahre lang. Nur logisch, dass sich dann die Sohlen lösen. Politiker oder Staatsherren schicken ihre Schuhe per Boten zu mir. Aber alle sind sehr dankbar, denn ohne mich wäre schon für viele Besucher, Stars und Politiker der Abend vorbei gewesen.

 

Apropos Stars: Frau Pal, Sie haben den besten Ball-Job, denn als Maskenbildnerin machen Sie Künstler und VIPs schöner.
Melanie Pal:
Ja, und alle, denen nachgesagt wird, dass sie schwierig sind, haben sich als sehr umgänglich erwiesen.

 

Frau Treichl, auf was dürfen wir uns heuer besonders freuen?
Treichl:
Im diesjährigen Mahler- und Chopin-Jahr wird es eine Eröffnung geben, die wunderschön emotional wird und viele zu Tränen rührt.

 

Ioan Holender verabschiedet sich mit einer lustigen Einlage. Kommt er als Lugner?
Dintsis:
Sicher nicht!
Treichl: Opernball – Lugnerball! Es tut mir in der Seele leid, dass der künstlerische Aspekt untergeht. Natürlich muss der Ball Spaß machen, Stars, Glitzer und Glamour verkörpern. Aber dabei darf doch nicht die Seriosität verloren gehen.

 

Was haben Sie in den zwei Jahren – nicht immer friktionsfreier Zusammenarbeit – mit Herrn Holender gelernt?
Treichl:
Ganz am Anfang hat er etwas Spannendes zu mir gesagt: „Der Wiener schreit nach Veränderungen, aber wehe man verändert was!“ Ich habe gelernt, Dinge durchzu­setzen, durch Kritik nicht den Elan zu verlieren.

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Bild: (c) Fally
Die guten Geitser des Staatsball (von li. nach re.):
- Alexander Seidl - Als Schuster beim Ball im Dauereinsatz
- Annie Rudolph - Organisiert die heiß begehrten Ballspenden
- Desirée Treichl - Opernballchefin im dritten Jahr
- Eva Dintsis - Generalsekretärin des Balls. Seit 1982 dabei
- Melanie Pal - Maskenbildnerin. Schminkt Stars wie Netrebko & Co

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