W.A.S.P. rockten zur Bierdusche in Wien

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Während Pink am Donnerstag (17.12.) in der Bundeshauptstadt in der erneut ausverkauften Stadthalle ihre Show vom März wiederholte, lief in der wesentlich kleineren, aber ebenfalls volle Szene Wien ein Kontrastprogramm für Hartgesottene: Die amerikanische 80er-Jahre-Heavy-Metal-Formation W.A.S.P. lieferte den Soundtrack zu Verbrüderungsritualen wie Headbangen und fröhlichem Bierüberschütten.

Die vorwiegend männlichen Besucher bekamen viel Testosteron-Gitarren-Powersongs um die Ohren geknallt, manchmal stumpf und plump, bisweilen aber durchaus gelungen und (zumindest zur Entstehungszeit) originell. Blackie Lawless heißt der Mann an der Gitarre und am Mikrofon, das einzig verbliebene Gründungsmitglied mit einer gewissen Ähnlichkeit zu Liz Taylor (der von heute). Herr Gesetzlos hat seine Karriere 1984 mit einem Song über seine Manneskraft begründet und sich dabei mit einem wilden Tier verglichen. In seiner Band spielten zwischenzeitlich so illustre Musiker wie Chris Holmes, entdeckt in einem Nacktmagazin. Waren die ersten Alben von W.A.S.P. wüste, zugleich in ihrer Naivität unterhaltsame Hau-Drauf-Produktionen, lieferte die Gruppe später geschliffenere Hits und schließlich zwei beachtete Konzeptplatten ab. Und löste sich zwischenzeitlich auf.

Heute toupiert Blackie Lawless seine Haare immer noch auf, trägt um die Augen dick Kajal und hat die zwischenzeitliche Flaute in seinem Genre überlebt. Es gibt mit "Babylon" auch eine neue, recht solide LP. Der Song "Babylon's Burning" daraus war einer der Höhepunkte der Show in der Sparvariante längst vergangener Spektakel (im Hintergrund liefen auf der Leinwand alte Clips oder Ausschnitte von früheren Konzerten vor Massenpublikum): hart, treibend, lärmend, rhythmisch, laut, kreischend, dramatisch. Dass der Granit in Sachen Schwermetall dazu Bilder von Barack Obama und Adolf Hitler über den Screen jagte, mutete seltsam an. Ebenso Interview-Aussagen von Blackie Lawless, in denen er vor kommunistischen Umtrieben des US-Präsidenten warnte.

Aber wie ernst soll man denn einen Mann nehmen, der Sägeblätter auf seine Ärmel genäht hat (und diese während des Auftritts als Spiegel benützt, um seine Frisur in Ordnung zu halten)? Versteht man das als bloße Zirkusnummer, durfte man zu Hymnen wie "L.O.V.E. Machine" oder "Blind In Texas", zu Krachern wie "I Wanna Be Somebody" und "Wild Child" oder etwas komplexeren Kompositionen wie "Chainsaw Charlie", dargebracht von einer ambitionierten, kraftvollen, sich sehr ernstnehmenden und fleißig posenden Gruppe, je nach Kondition ausgelassen die Nackenmuskel strapazieren oder anerkennend mitwippen. Beziehungsweise amüsiert oder bloß milde lächeln.

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