Paul Young: "Stecke nicht in bestimmter Zeit fest"

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Seine samtige Stimme und seine Hits hat man auch nach Jahrzehnten noch im Ohr: Mit "Love Of The Common People", "Everytime You Go Away" oder "Come Back And Stay" war der britische Sänger Paul Young in den 80er Jahren erfolgreich. Am 19. Februar spielt Young ein Konzert in Wien (MuseumsQuartier Halle E).

Dass seine Musik für viele gleichbedeutend ist mit einer Nostalgie-Reise in die 80er Jahre, damit geht Young locker um. "Das ist es eben, was Musik bei vielen Menschen auslöst", so Young im Gespräch mit der APA. "Interessanterweise empfinde ich Musik nicht so: Ich höre dauernd Musik aus verschiedenen Jahrzehnten, ich stecke nicht in einer bestimmten Zeit fest", sagt Young, der auch mit seinen musikalischen Projekten zuletzt stilistische Vielfalt zeigte: So spielt er u.a. in einer Tex Mex-Band, und auf seiner bisher letzten CD "Rock Swings" spielte der jüngst 54 Jahre alt gewordene, gelernte Automechaniker Songs von u.a. Metallica und Eminem in Swing-Versionen.

Während des Telefon-Interviews kramt Young in seiner Vinyl-Plattensammlung - "meine Tochter macht eine Fotostrecke, die sie als 'Kind der 80er Jahre' zeigen wird. Und da wollte sie Platten von mir haben - eine der dummen Sachen, die man so machen muss", sagt Young, der für ein paar Momente ausgerechnet eine seiner berühmtesten Platten, "The Secret of Association", nicht finden kann.

Auch in den jüngsten Pop-Veröffentlichungen der "Nuller-Jahre" findet Young spannende Phänomene: "Lady Gaga ist fantastisch, wir brauchen Künstler wie sie, die nahe am Rand der Vernunft agieren", so Young mit einem Lachen. Hat er sich während seiner Karriere auch einmal so gefühlt? "Nein, eigentlich nicht, da gibt es unterschiedliche Zugänge. Menschen wie Prince haben die Grenzen der Pop-Musik erweitert, Lady Gaga agiert mehr zwischen Musik und Drama. Aber das ist gut so."

In Wien wird Young einen Mix seiner größten Hits, weniger Bekanntes und "Lieder, die ich immer gemocht habe, aber nie aufgenommen habe", zum Besten geben. "Meine Hits spiele ich seit 25 Jahren, die habe ich ein wenig umarrangiert, damit sie für das Live-Konzert tanzbarer sind." Er selber wird aber ein wenig gemäßigter auftreten: "Ich rutsche immer noch auf der Bühne herum, aber ich mache weniger als früher. Ich habe mich sehr oft auf der Bühne verletzt - oft an den Knien, und einmal ging sogar ein Nagel durch meine Hand."

Wird er nach seiner letzten Veröffentlichung ("Rock Swings" erschien 2006 und soll nun in den USA auf den Markt kommen) bald wieder neue Musik herausbringen? "Ich arbeite derzeit mit einem deutschen Gitarristen an neuen Songs", so Young. Ob diese aber jemals auf einem Album erscheinen werden, sei unklar: "Das zahlt sich fast nicht mehr aus, weil sich das Business so geändert hat. Die Menschen kaufen keine Alben mehr", sagt Young. "Ohne altmodisch klingen zu wollen", findet Young das "schade. Denn viele wirklich gute Songs brauchen Zeit, die muss man sich oft anhören, bevor sie einem gefallen. Wenn die Menschen nur Singles kaufen, versäumen sie die restliche Musik der Alben. Und daher bekommen diese Songs heute keine Chance mehr." Young selbst geht online, um Alben probezuhören. "Wenn mir ein paar Songs darauf gefallen, kaufe ich mir die CD."

Durch die Umwälzungen im Musikverkauf - seit Jahren gehen die Tonträger-Verkäufe zurück - und die Möglichkeiten des Gratis-Downloads wurde "Musik entwertet", so Young. Doch dass die Musikindustrie als ganzes nachhaltig zu Schaden kommen wird, glaubt Young nicht: "Als Synthesizer erstmals Streichersounds spielen konnten, haben sich die Orchester beschwert. Doch es gibt heuer ein nebeneinander. Die Dinge regeln sich gewöhnlich von selbst."

INFO: http://www.oeticket.com, Offizielle Website: http://www.paul-young.com/

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