Italienische Vogue-Chefin gesteht:

Modeindustrie ist Schuld an Magersucht

04.04.2012

Jetzt gibt die Vogue-Chefin zu, dass auch die Modeindustrie einen erheblichen Teil zu Essstörungen beiträgt.

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Franca Sozzani, seit 1988 Chefredakteurin der italienischen Vogue, äußerte sich vor einem Publikum von 600 Menschen an der Harvard Universität zum Einfluss der Modeindustrie auf  Essstörungen und die Definition von Schönheit.

Der Code der Ästhetik
Sozzani, die immer wieder selbst mit äußerst dürrer Figur schockiert, legte ein ehrliches Geständnis ab: „Einer der Gründe, warum junge Mädchen eine extrem strenge Diät anfangen, ist weil sie die Notwendigkeit verspüren, einem ästhetischen Standard zu entsprechen. Einen Standard weiblicher Schönheit bereitwillig anzunehmen, der dünn sein verherrlicht, hat verheerende Folgen auf Essgewohnheiten vieler Frauen. Und das ist der Punkt wo die Mode neben Models, Modemagazinen, und allem was Ästhetik miteinbezieht, ins Spiel kommt. Was führte uns dazu, festzuschreiben, dass dünn gleich schön ist und dass dünn sein der ästhetische Code ist dem wir folgen müssen?“

Internet-Gefahren
Weiters sprach die Journalistin über die Gefahren von Pro-Ana Seiten (Pro-Anorexia) und rief das Publikum dazu auf, ihre Petition solche Seiten zu schließen, zu unterstützen.  „Ich wollte die Macht der Modewelt nützen, um schlecht beeinflussten Menschen zu helfen, die in Selbstzerstörung enden.“ Im vergangenen Jahr schiebte Sozzani die Schuld am Magerwahn noch auf soziale Netzwerke wie facebook. Nach einer Studie der Universität von Haifa in Israel würden Mädchen zwischen 12 und 19 Jahren eher anorektisch werden, umso länger sie im sozialen Netzwerk  facebook online sein würden. Die seit Jahren für den Mager-Trend verantwortlich gemachte Modeindustrie hätte absolut keine Schuld an falschen Vorbildern, so Sozzani.

Den Kampf gegen den Magerwahn nahm auch Israel nun auf. Laut einem neuen Gesetz dürfen untergewichtige Models weder bei Schauen mitlaufen noch geshootet werden, ohne eine ärztliche Bestätigung mit entsprechendem BMI mitzubringen.

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