Studie relativiert Problem des "Komatrinkens"

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Eine Studie des Institutes Suchtprävention relativiert den drastischen Anstieg jugendlicher "Komatrinker". Die Mehrheit der unter 18-Jährigen, die mit einer Alkoholvergiftung in eines von fünf Krankenhäusern in Oberösterreich eingeliefert wurden, gaben an, dass ihr Vollrausch ein "Unfall" war. Als gezielte "Spaßtrinker" outeten sich nur acht Prozent.

Diese Ergebnisse gaben Christoph Lagemann, Leiter des Instituts Suchtprävention in Linz und Franz Gschwandtner aus der Abteilung Forschung und Evaluation in einer Pressekonferenz am Mittwoch bekannt. 2007 sei von einem Plus von 140 Prozent an Alkoholvergiftungen von unter 18-Jährigen gesprochen worden, so Lagemann. Die Daten hätten auf jenen der Landeskrankenhausfinanzierung basiert, "die aber irreführend seien", so die Verantwortlichen der aktuellen Studie, die das Problem keineswegs verharmlosen wollen. Der Anstieg könnte unter anderem auf die erhöhte Sensibilität in diesem Bereich zurückzuführen sein. Er lasse sich nicht genau beziffern, weil bei dem Thema verschiedene Faktoren zu berücksichtigen seien. Die Diagnose Alkoholvergiftung dürfte aber in den vergangenen zehn Jahren insgesamt um das Drei- bis Vierfache öfter gestellt worden sein.

Von den nunmehr befragten, im Vollrausch eingelieferten Jugendlichen befand sich nur ein Mädchen in komatösen Zustand. Sie hatte 3,7 Promille Alkohol im Blut. Die 49 anderen Jugendlichen kamen auf einen Durchschnittswert von etwa 1,5 bis 2,5 Promille. Sie waren ansprechbar und bei Bewusstsein. Der niedrigste Wert, mit dem ein Bursch eingeliefert wurde, lag bei 0,7 Promille.

29 von den 50 Befragten beziehungsweise knapp 60 Prozent gaben bei der Befragung an, nicht die Absicht gehabt zu haben, sich stark zu betrinken. 17 Mädchen und Burschen oder 34 Prozent könnten Alkohol als "Problemlöser" ansehen, sie wiesen Risikofaktoren wie etwa aggressives oder suizidales Verhalten während der Alkoholvergiftung, Arbeits- oder Wohnungslosigkeit sowie Suchterkrankungen der Eltern auf, so Lagemann. In nur vier Fällen - das entspricht acht Prozent - erwies sich ein exzessiver Konsum als wichtiger Bestandteil ihres sozialen Lebens, so der Leiter der Studie.

"Spaßtrinken" scheint ein männliches Phänomen zu sein, denn alle vier, die sich in diesem Sinne outeten, sind Burschen. Auffällig sei, dass sich unter den 17 Jugendlichen, die Risikofaktoren aufwiesen, mehr Lehrlinge als Schüler befinden, so Gschwandtner. Keiner der eingelieferten Jugendlichen war unter 14 Jahre.

Die jüngste Studie wurde vom Land Oberösterreich in Auftrag gegeben und in Zusammenarbeit mit dem Ludwig Boltzmann Institut in Wien erstellt. Von Juli bis Dezember 2008 wurden zusätzlich zu den Gesprächen mit den 50 Jugendlichen auch Interviews mit 103 Experten aus den Bereichen Exekutive, Gastronomie, Krankenhäuser geführt.

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