Salzburger führend bei Allergieschutz-Entwicklung

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Ein Forschungsteam der Universität Salzburg ist weltweit führend bei der Entwicklung genetischer Impfstoffe gegen Allergien. "Wir haben in den vergangenen drei Jahren die Tür zu klinischen Studien aufgestoßen", berichtete Josef Thalhamer, der Leiter der Forschungsgruppe, im Gespräch mit der APA.

Sein Team arbeitet an genetischen Impfstoffen auf Basis nackter Ribonukleinsäure (RNA), die gegen Allergene immunisiert und sofort wieder abgebaut wird. Ein Konzept, mit dem die Salzburger Forscher in der Scientific Community mittlerweile weltweit für Aufsehen und Anerkennung sorgen. Anfangs gab es große Skepsis, in der Zwischenzeit haben es die Salzburger mit ihrer Arbeit in die wichtigsten Publikation der Allergieforschung geschafft, freut sich Thalhamer.

In den vergangenen Jahren arbeiteten die Salzburger an der Entwicklung von Impfstoffen auf Basis von DNA. Doch damit seien mögliche Risiken für den Impfling verbunden. Der DNA Impfstoff enthält zusätzlich ein Gen für eine Antibiotika-Resistenz und einen viralen Promotor, außerdem bleibe die DNA wochenlang im Organismus. Sicherer wäre es deshalb, die reine Information über ein Antigen in Form von nackter RNA zu verwenden, erläuterte Thalhamer. Die RNA gebe dem Immunsystem den Befehl, auf bestimmte Allergene nicht mit einer überschießenden Reaktion zu antworten. Wenn diese Information im Immunsystem angekommen ist, wird die RNA vom Körper sofort wieder abgebaut.

"Allergien sind relativ harmlose Krankheiten, die Impfung muss für Kleinkinder geeignet sein", nennt Thalhamer den Grund, warum sein Team nach einer möglichst risikoarmen Impfung sucht. Bisher gibt es nur therapeutische Verfahren zur Behandlung von Allergien. Eine Schutzimpfung gegen Allergien würde prophylaktisch wirken. Das Potenzial ist groß: Immerhin erkrankt jeder dritte Europäer an einer Allergie.

"Wir haben festgestellt, dass ein noch nicht durch Allergene beeinträchtigtes Immunsystem durch eine Impfung dauerhaft geschützt bleibt", sagte Thalhamer. Deshalb wäre eine Schutzimpfung für Kleinkinder besonders wichtig. Schließlich wäre es fast unmöglich, ein Immunsystem, das durch Allergene aus dem Gleichgewicht geraten ist, wieder zu stabilisieren.

Die Salzburger Forscher haben im Tiermodell Impfstoffe gegen rund 30 Allergene - Pollen von Bäumen und Gräsern, Hausstaubmilben oder Nahrungsmittel - erprobt und festgestellt, dass die Immunisierung funktioniert und keine Nebenwirkungen entstehen. Thalhamer geht davon aus, dass das auch bei Menschen funktionieren wird und die künftigen Schutzimpfungen regional unterschiedlich auf die jeweils aggressivsten Allergene abgestimmt werden müssen. Dann sei ein relativ hoher Schutz wahrscheinlich: Schließlich weiß man heute, dass viele Allergien zusammenhängen. Wenn jemand gegen Birke, Hasel und Erle geschützt ist, dann treten auch keine Unverträglichkeiten bei Apfel, Sellerie oder Karotte auf, weiß der Wissenschafter.

Das Wiener Biotech-Unternehmen Biomay, das mit den Salzburger Forschern im Christian-Doppler-Labor für Allergieforschung zusammenarbeitet, hat die weltweiten Patente für die genetischen Impfstoffe angemeldet. Die Vorbereitungen für eine klinische Studie laufen, sagte Thalhamer. Bis die genetischen Impfstoffe allerdings auf dem Markt sind, werden noch Jahre vergehen.

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