Nano-Teilchen können auch aus der Ferne schädigen

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Der Expertenstreit, ob sich "Nano" zum Segen oder Fluch entwickelt, ist um einen Aspekt reicher - und zwar um einen beunruhigenden. Britische Wissenschafter unter der Federführung des Bristol Implant Research Centre am Southmead Hostpital in Bristol konnten experimentell nachweisen, dass jedenfalls Nano-Teilchen aus Kobalt-Chrom Zellen durch eine intakte Barriere hindurch schädigen können.

Solche Partikel können als Abrieb von Implantaten entstehen. Die Forscher testeten Teilchen mit einer Größe von rund 30 Nanometern (ein Nanometer ist der Millionste Teil eines Millimeters), also klassische Nano-Teilchen. Um die indirekten Wirkungen solcher winzigen Partikel überprüfen zu können, züchteten sie eine mehrlagige Schicht aus menschlichen Zellen, vergleichbar etwa mit der sogenannten Blut-Hirn-Schranke in einem Organismus. Diese diente dann als dichte Barriere zwischen den Nano-Teilchen und den eigentlichen Test-Zellen.

Es zeigte sich, dass der Grad der Erbgut-(DNA-)Schädigung der durch die nachweislich intakte Barriere geschützten Zellen ähnlich ausfiel, wie bei einem direkten Kontakt mit den Nano-Partikeln. Beim Vergleich zwischen einer porösen Membran und der Zell-Barriere zeigte sich, dass die Erbgut-Schädigungen hinter den Zell-Schichten sogar heftiger ausfielen.

Das brachte die Wissenschafter zu der Ansicht, dass die Nano-Teilchen zwar die Barriere nicht durchqueren konnten, sehr wohl aber Vorgänge in den Barriere-Zellen selbst auslösten und etwa Signalmoleküle freisetzten, welche dann zu den Auswirkungen dahinter führten. Alles in allem resümieren die Wissenschafter, dass derlei indirekte Wirkungen in die Beurteilungen von Nano-Risiken Eingang finden müssten.

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