Kinderglück trotz Autoimmunerkrankung

17.03.2010

Für Patientinnen, die an der Autoimmunerkrankung Lupus erythematodes erkrankt sind, lässt sich der Kinderwunsch oft nicht erfüllen. Das hängt mit der Bildung von Phospholipid-Antikörpern zusammen, die zu einer verstärkten Neigung des Blutes, Blutgerinnsel zu bilden (Thrombose) führen. Am Uniklinikum Graz hat sich nun erstmals eine Patientin einer neuen Art der "Blutwäsche" unterzogen.

Zur Vollversion des Artikels
Zur Vollversion des Artikels

Dadurch wurde die Austragung des Kindes dennoch möglich. Heute hält sie glücklich ihren Sebstian im Arm - nach drei missglückten Schwangerschaften hatte eine junge Mutter aus der Steiermark die Hoffnung auf ein eigenes Baby jedoch beinahe aufgegeben. Die Patientin war in der Pubertät an der schweren Autoimmunerkrankung, dem systemischen Lupus erythematodes (SLE) erkrankt.

Bei dieser Krankheit verwechselt das Immunsystem das eigene Gewebe mit dem körperfremden, startet eine Immunantwort gegen körpereigene Zellen und schädigt diese. Die Folge dieser Dysfunktion des Immunsystems sind Hautveränderungen, Entzündungen der Gefäße, Gelenke, Nerven, Muskeln oder verschiedener Organe. Bei manchen Formen kommt es noch zusätzlich zur Bildung von Phospholipid-Antikörpern (APS). Diese führen zu einer erhöhten Neigung zu Thrombosen. In der Schwangerschaft kann von diesen Thrombosen die Plazenta betroffen werden, was zu Fehlgeburten oder erheblicher Fehlversorgung des Kindes führen kann.

Eine rechtzeitige Therapie, z. B. mit niedermolekularem Heparin, bietet eine gute Chance, die Schwangerschaft erfolgreich auszutragen, so die Grazer Nephrologin und behandelnde Ärztin Sabine Horn am Mittwoch im Pressegespräch in Graz. Nach drei Fehlgeburten hat man sich am Grazer Uniklinikum jedoch für die Therapieoption der Immunapherese entschieden: Die Immunadsorption ist eine Behandlungsalternative und Ergänzung zu herkömmlichen Therapien spezieller Autoimmunerkrankungen und dauert in der Regel zwei bis drei Stunden.

Dabei wird das Blut der Mutter außerhalb des Körpers in seine Bestandteile aufgetrennt, von den Antikörpern gereinigt und anschließend wieder in den Kreislauf der Patientin zurückgebracht, schilderte Horn. Die Behandlungen erfolgten alle zwei Wochen bis dann in der 34. Schwangerschaftswoche die Geburt eingeleitet wurde und das Baby mit zwei Kilogramm gesund zur Welt gebracht wurde.

"Weltweit gibt es nur wenige ähnlich dokumentierte Fälle, wobei ein positives Endergebnis nicht in allen Fällen gesehen wurde. Ehrlich gesagt hatten wir etwas Bauchweh und sind umso glücklicher, dass die Therapie so gut funktioniert hat, wenn sie auch eine große Herausforderung für die Mutter war", so Horn. Österreichweit wird die Therapieoption neben der Klinischen Abteilung für Nephrologie und Hämodialyse in Graz auch am AKH Wien durchgeführt.

Zur Vollversion des Artikels