Hepatitis-C: Experten warnen vor Krankheitsfolgen

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Geschätzte fünf Mio. Menschen sind in Westeuropa mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) infiziert. Der größte Teil der Betroffenen weiß nicht, welche lebensbedrohliche Zeitbombe in ihnen schlummert, warnten europäischen Experten bei einem Medienseminar am Wochenende in London. Hoffnungen werden in die Entwicklung einer neuen Therapie für den Typ 1 des Virus gesetzt, der vor allem in Europa auftritt.

Weltweit seien rund 180.000 Mio. Menschen mit dem HCV-Virus infiziert, das in den meisten Fällen eine chronische Leberentzündung hervorruft. Für Westeuropa schätzt man, dass rund 0,5 bis 0,8 der Bevölkerung Virusträger sind, hieß es bei der vom belgischen Biotech-Unternehmen Tribotec organisierten Veranstaltung. "Viel zu viele wissen nicht, dass sie betroffen sind, weil erst spät relativ unspezifische Symptome auftreten können", sagte Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung. Er geht davon aus, dass nur 25 Prozent der Infizierten auch diagnostiziert sind. "Auch nur leicht erhöhte Leberwerte sollten entsprechend abgeklärt werden", rät Manns.

Die Übertragung erfolgt über den Blutweg. Bis in die späten 1990er Jahre wurde das Virus in vielen Fällen über infizierte Blutkonserven und Plasmaspenden übertragen, heute gelte dieses Risiko als weitestgehend ausgeschaltet. "Jeder, der vor 1990 eine Bluttransfusion bekommen hat - beispielsweise bei einer Geburt - sollte sich testen lassen", betonte der Mediziner und Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover in Hinblick auf die oft erst spät auftretenden Symptome.

Nadeltausch bei Drogenmissbrauch gilt als häufigste Infektionsursache. Aber auch Tätowierungen und Piercings, die unter unzureichenden Hygienestandards durchgeführt werden, können zu einer Übertragung führen, warnte der Leberforscher. "Niemand ist davor gefeit - die Hälfte der Patienten weiß nicht, wie sie sich infiziert haben", schilderte Manns. Die Übertragung durch Sexualverkehr ist selten, aber möglich; das Risiko steigt während der Menstruation und bei verletzungsträchtigen Sexualpraktiken.

Anzeichen für eine Erkrankung können u.a. unerklärliche und chronische Müdigkeit, Gelenk- und Muskelbeschwerden sowie erhöhte Leberwerte sein. Meist melden sich die Infizierten daher erst nach Jahren oder Jahrzehnten beim Arzt. Eine Gelbfärbung der Haut/Augen ist relativ selten. Während für andere Formen des Hepatitis-Virus Impfungen am Markt sind, gibt es noch keinen Impfstoff gegen Hepatitis C.

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