Gentherapie: Hauttransplantate senken Blutdruck

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Bluthochdruck und andere systemische Erkrankungen lassen sich möglicherweise einmal durch die Transplantation genetisch veränderter Haut dauerhaft behandeln. Das berichteten Wissenschafter aus den USA und aus Deutschland in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS; online vorab).

Jean-Philippe Therrien von den US-Gesundheitsinstituten NIH in Bethesda (Maryland) hatten aus menschlichen Hautzellen kleine Hautstückchen im Labor gezüchtet. Die Hautzellen bekamen zwei weitere Gene eingefügt: Eines dieser Gene bildet ein Hormon, das auch natürlich beim Menschen vorkommt. Dieses Atrial-Natriuretisches Peptid (ANP) senkt den Blutdruck. Transplantierten die Forscher nun ein genetisch verändertes Hautstück auf Mäuse, stieg der Anteil von ANP im Blutplasma und der Blutdruck der Versuchstiere sank. Der Blutdruck stieg auch dann nicht, wenn den Tieren sehr salzige Kost verbreicht wurde, berichten die Wissenschafter weiter.

Dank des zweiten eingebauten Gens konnten die Forscher die Menge des ANP-Gehalts von außen steuern: Das Gen verschafft der Zelle eine Resistenz gegenüber dem Giftstoff Colchicin. Cremten die Forscher nun das Hauttransplantat mit Colchicin ein, überlebten nur jene Zellen, die das entgiftende Gen besitzen. Da dieses Gen immer gemeinsam mit dem ANP-Gen auftritt, reichern sich auf diese Weise die Zellen an, die ANP bilden können. Als Folge steigt der ANP-Gehalt, der Blutdruck sinkt stärker. Ein Aussetzten der Colchicin-Behandlung führt zu einem Absinken des ANP-Gehalts.

Eine Therapie mit einem genetisch veränderten Hauttransplantat würde Patienten mit Bluthochdruck die ständige Einnahme blutdrucksenkender Mittel zu ersparen. Anhand ihrer Ergebnisse errechneten die Wissenschafter, dass ein Tranplantat mit einer Größe von rund 200 Quadratzentimetern nötig wäre also etwa ein 10 Mal 20 Zentimeter großes Hautstück um im Blut einen wirkungsvollen ANP-Gehalt zu erreichen. Die tatsächlich notwendige Größe müsse allerdings noch experimentell ermittelt werden, da sich die Bedingungen nicht einfach von Mäusen auf den Menschen übertragen ließen.

Für eine Anwendung beim Menschen müssten die Zusatzgene zudem noch ohne die Hilfe von Viren in die Hautzellen gebracht werden. Die Untersuchung zeige jedoch, dass es grundsätzlich möglich sei, therapeutisch wirksame Proteine mit Hilfe eines genetisch veränderten Hauttransplantats zu bilden und in den Körper zu schleusen, betonen die Forscher.

(Fachartikelnummer DOI: 10.1073/pnas.0908882107)

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