Forscher entschlüsselten "Lebensnerv" von Tumoren

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Schweizer Forscher haben gemeinsam mit Kollegen aus Finnland die Struktur eines Moleküls entziffert, das für die Nährstoffversorgung von Krebszellen sorgt. Die neuen Erkenntnisse könnten in Zukunft dafür genutzt werden, um Tumore auszuhungern, wie die Forscher im Fachmagazin "PNAS" berichten.

Tumore sind darauf angewiesen, dass Blut- und Lymphgefäße sie mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen und Abfall abtransportieren, wie das Paul Scherrer Institut (PSI) mitteilt. Sie senden deshalb Botenstoffe aus, die umliegende Gefäße veranlassen, sich zu verzweigen und in den Tumor hineinzuwachsen.

Forscher des PSI und der Universität Helsinki haben nun den molekularen Aufbau einer Bindungsstelle aufgeklärt, an die ein wichtiger solcher Botenstoff andockt. Durch diese Verbindung zwischen Botenstoff und Bindungsstelle wird das Wachstum von Lymphgefäßen angeregt.

Die neue Erkenntnis könnte dabei helfen, das Wachstum der Gefäße gezielt zu blockieren und den Tumor auf diese Weise auszuhungern. Diese Art der Tumortherapie wurde erstmals vor etwa 20 Jahren vom US-Mediziner Judah Folkman vorgeschlagen. Mit Avastin hat der Pharmakonzern Roche bereits ein auf dieser Strategie beruhendes Medikament auf dem Markt.

Der Vorteil dieser Art der Krebsbekämpfung ist, dass sie im Prinzip gegen jeden Tumor nützen kann. Alle Krebsarten seien nämlich auf Blut- und Lymphgefäße angewiesen, um sich ernähren und ausbreiten zu können, sagte Kurt Ballmer-Hofer vom Labor für Biomolekulare Forschung am PSI.

Zur Bestimmung der Molekülstruktur nutzten die Forscher die Synchrotron Lichtquelle des PSI. Dieser Teilchenbeschleuniger erzeugt äußerst intensives Röntgenlicht, das durch die Moleküle geschickt wird. Ein Teil des Lichts wird dabei abgelenkt - und aus den Ablenkrichtungen kann die Struktur des Moleküls bestimmt werden.

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