Brustkrebs: Hormon-Chemotherapie nur wenig besser

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Die Vorliebe von US-Onkologen für eine Chemotherapie - auch wenn bei einer Brustkrebserkrankung eine antihormonelle Behandlung genügen könnte - bringt offenbar nur einen kleinen zusätzlich positiven Effekt. Das hat eine US-Studie mit einem Beobachtungszeitraum von zehn Jahren ergeben, die in "Lancet" erschienen ist. Dem stehen laut Wiener Experten Risiken durch Nebenwirkungen entgegen.

Die US-Wissenschafter unter Leitung von Kathy Albain (Loyola University in Maywood im US-Bundesstaat Illinois) hatten 1.558 Frauen mit hormonabhängigen Brustkrebs und Lymphknotenbefall in die Studie aufgenommen. Ein Teil von ihnen erhielt nach der Operation fünf Jahre lang Tamoxifen, ein seit langer Zeit verwendete Medikament bei solchen Formen von Brustkrebs, die auf den Wachstumsimpuls des körpereigenen Östrogens ist. Ein Teil der Patientinnen erhielt hingegen noch zusätzlich (in zwei verschiedenen Verabreichungsformen) eine Chemotherapie (Cyclophosphamid, Doxorubicin und Fluorouracil) über einen Zeitraum von bis zu einem halben Jahr hinweg.

Die Beobachtungszeit betrug schließlich maximal 13 Jahre, im Durchschnitt waren es fast neun Jahre. Der Vergleich der drei Patientengruppen erbrachte kaum Vorteile für jene Frauen, welche die belastendere zusätzliche Chemotherapie bekommen hatten: Zwar erkrankten um 24 Prozent weniger Frauen neuerlich an einem Mammakarzinom, was statistisch signifikant war, die Gesamtüberlebensrate erhöhte sich aber - statistisch nicht signifikant - nur um fünf Prozent.

Vor allem die österreichische Studiengruppe ABCSG zur Erforschung neuer Therapien bei Brust- und Darmkrebs hat in den vergangenen Jahren international für Aufsehen gesorgt, weil sie bewiesen hat, dass eine antihormonelle Therapie (z.B. mit Tamoxifen oder sogenannten Aromatase-Hemmern) bei bestimmten Patientinnen zumindest genauso wirksam wie eine Chemotherapie ist - bei wesentlich weniger Nebenwirkungen.

"The Lancet" lud daher den ABCSG-Präsidenten, den Wiener Chirurgen Michael Gnant, und den Wiener Onkologen Günther Steger (beide MedUni am Wiener AKH) zu einem Kommentar ein: "Zunächst einmal nicht schaden, lautet ein Hauptprinzip der Medizin", schrieben die beiden Experten. Die erzielten fünf Prozent Überlebensvorteile hätten auch ihren Preis. So traten nach der Hormon-Chemotherapie mehr Fälle von Blutbildveränderungen, Thrombosen, Herzschwäche, Leukämie und andere mögliche Langzeitfolgen einer Zytostatika-Behandlung auf.

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