AIDS 2010: Drogenabhängige besonders gefährdet

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Ein Faktum, das die Weltgesundheit bedroht: Drogenkranke mit intravenösem Suchtgiftkonsum sind besonders durch HIV und Aids gefährdet. Erstens, weil sie sozial fast immer benachteiligt und diskriminiert sind. Zweitens, weil sie durch "Spritzentausch" und nicht-sterile Nadeln ein enormes Risiko für die Ansteckung mit HIV, Virus-Hepatitis etc. haben.

Eine weltweite Studie, die am 1. März in der Fachzeitschrift "Lancet" erschienen ist, belegt: Weltweit bekommen pro Monat Suchtgift spritzende Abhängige im Durchschnitt nur zwei sterile Spritzen. Bradley Mathers vom Nationalen Australischen Drogenforschungszentrum in Sydney und seine Co-Autoren haben die wissenschaftliche Literatur zu Spritzentauschprogrammen, Drogenersatztherapie, Aids-Behandlung und Kondomprogrammen mit Hinblick auf i.v.-Drogensüchtige ausgewertet. Die Experten: "Im Jahr 2007 wurde die Zahl der injizierenden Drogenabhängigen auf weltweit zwischen 11 und 21,2 Mio. geschätzt. Intravenöser Drogenkonsum ist eine bedeutende Ursache für die HIV-Übertragung. Geschätzt sind zwischen 0,8 und 6,6 Mio. i.v.-Drogensüchtige HIV-positiv." Die Zahlen, welche die Experten zusammentrugen, sind ernüchternd:

In Australien und Asien werden im Jahr pro i.v-Drogensüchtigem 202 sterile Spritzenbestecke ausgegeben. In Lateinamerika und in der Karibik sind es nur 0,3 Nadeln und Jahr, im südlichen Afrika gar nur 0,1, in Nordafrika und im Nahen Osten 0,3.

Eine Behandlung mit oral einnehmbaren Opiaten (Methadon, retardiertem Morphin oder Buprenorphin) bekamen in Zentralasien, Lateinamerika und im südlichen Afrika nur ein Prozent der vormals i.v.-Drogenabhängigen. In Europa werden von solchen Programmen bereits 61 von 100 Abhängigen betreut.

Weniger als ein Prozent der HIV-positiven Drogenabhängigen erhielten in Staaten wie Chile, Kenia, Pakistan, Russland und Usbekistan eine Aids-Therapie. In sechs europäischen Staaten gibt es hier einen Deckungsgrad von sogar um die hundert Prozent.

Die globalen Durchschnittswerte: Weltweit bekommt derzeit jeder i.v.-Drogensüchtige im Durchschnitt zwei sterile Spritzen, acht von 100 i.v-Drogenabhängigen haben Zugang zu einer Substitutionstherapie und nur vier Prozent der HIV-positiven Abhängigen bekommen eine medikamentöse Aids-Behandlung.

Antonio Mario Costa, Chef des in Wien ansässigen Büros für Drogen-und Verbrechensbekämpfung (UNODC), sagte vor kurzem bei einer Pressekonferenz in Vorbereitung der Welt-Aids-Konferenz (AIDS 2010) in Wien: "Drogenkonsum nimmt eine wachsende Rolle in der Verbreitung von Aids ein. Es gibt weltweit rund drei Millionen infizierte Süchtige. In manchen Ländern sind 40 Prozent der injizierenden Drogenkonsumenten HIV-positiv. Weltweit werden pro i.v.-Drogenabhängigem zwei sterile Spritzen pro Monat ausgegeben. Jeder dieser Abhängigen braucht aber drei bis vier am Tag."

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