Kellyanne Conway

Trumps Frau fürs Grobe

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Trumps Beraterin ist eine der einflussreichsten Frauen der Welt. Und seit ihrem „alternative Fakten“-Sager eine der meist gehassten. Versuch einer Annäherung.

In Wahlkampfzeiten galt sie als die große Hoffnung in Trumps Präsidentschaftsteam, selbst Gegner fanden an Wahlkampfmanagerin Kellyanne Conway (50) zunächst wenig auszusetzen. Die Juristin, Meinungsforscherin und Mutter von vier Kindern galt als umgänglich, freundlich, kompetent. „Unerschütterlich in ihrer Meinung“ war detto ein Attribut, das man ihr gerne zollte. Und ein „nahezu psychotisches Selbstvertrauen“. Allerdings: Seit Conways Chef wider aller Erwartungen tatsächlich zum mächtigsten Mann der Welt avancierte, hat es die Lady, die aus ärmsten Verhältnissen stammt, in kürzester Zeit geschafft, Freund und Feind gleichermaßen zu verprellen.

Kellyanne Conway
© Getty

Alternative Fakten. Mit den schon kultigen „alternativen Fakten“ begann Conways Misere. Wir erinnern uns: Nach Trumps Amtseinführung behauptete dessen Pressesprecher, Trumps Feierlichkeiten in Washington hätten eine weit größere Zuschauermenge angezogen als alle seine Vorgänger. Luftaufnahmen bewiesen freilich das Gegenteil. Doch als Conway von einem Journalisten befragt wurde, warum das Weiße Haus derart offensichtlich gelogen habe, widersprach sie selbstbewusst. Trumps Sprecher hätte lediglich „alternative Fakten“ dargelegt. Ein weltweiter Aufschrei in den Medien war die Folge. Die New York Times sah durch diese Aussage sogar das Ansehen des Landes geschwächt: „Pressefreiheit und Wahrheitsliebe sind die Grundlagen unserer Stärke in der Welt genauso wie das Militär und unsere Währung.“ Allerdings: An Conway schien die Kritik abzuperlen, wie Fett an einer Teflon-Pfanne. Ihr Name war in aller Munde, der Chef aus der Schusslinie.


Kentucky-Massaker. Und obzwar sich Conway mit den alternativen Fakten schon längst unsterblich gemacht hatte, arbeitet die Frau, die bei einer Kostümparty nach dem Wahlsieg selbstbewusst als Superwoman aufgetreten ist, auch weiter knallhart an ihrem Image. Neuester Coup von Trumps Lady fürs Grobe: Die Begründung des Einreiseverbotes für Muslime. Ein Terroranschlag in Kentucky wäre demnach ausschlaggebend gewesen. Zwei irakische Flüchtlinge hätten 2011 (!) in Bowling Green – der drittgrößten Stadt des US-Bundesstaats Kentucky – ein Massaker veranstaltet, worüber allerdings, pst, pst, nie berichtet worden war. „Ich wette, es ist eine brandneue Information für viele, dass Präsident Obama das Programm für irakische Flüchtlinge sechs Monate gestoppt hat, nachdem zwei Iraker in dieses Land gekommen sind, radikalisiert wurden und die Köpfe hinter dem Massaker von Bowling Green waren“, plauderte Trumps Chefberaterin das Geheimnis aus. Leider wieder alternative Fakten. Hatte es doch einen Anschlag dieser Art nie gegeben. In Bowling Green wurden 2011 zwar tatsächlich zwei Iraker verhaftet und anschließend zu Gefängnisstrafen verurteilt – laut Washington Post allerdings deshalb, weil sie versucht hatten, Geld und Waffen an die Terrororganisation Al-Kaida in den Irak zu schicken. Alternative Fakten, die sogar Conway berichtigen musste. Sie gab zu, einen Fehler gemacht zu haben, hätte „Bowling-Green-Terroristen“ und nicht „Bowling-Green-Massaker“ gemeint, schrieb sie hinterher auf Twitter. In einem anderen Tweet bedauerte sie den „ehrlichen Fehler“.


Eigentümer.
Nun ja, man wird sich an Kellyanne Conway und ihren Hang zu kleinen und größeren Schwindeleien gewöhnen müssen. Trump scheint nämlich ganz hingerissen von dieser Dame, obwohl sie kein Fan erster Stunde ist:  „Er hat sein Imperium auf dem Rücken der kleinen Leute gebaut!“, hatte sich Conway einst empört und im Präsidentschaftswahlkampf zunächst Ted Cruz unterstützt. So lange, bis Steve Bannon, der ultrarechte Medienmann, sie für die Trump-Kampagne holte. Warum sie schließlich nachgab, erschließt sich sofort: Conway und Gatte George T. Conway III., ein Anwalt der u. a. am Amtsenthebungsverfahren gegen Bill Clinton beteiligt war, gehören ein Appartement in einem von Trumps Gebäuden in New York. „Er hat sich stets um die Bewohner gekümmert und ist zur Eigentümerversammlung gegangen“, so Conway begeistert. Dem ist nichts hinzuzufügen.

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