Sara Nuru über ihre Arbeit in Äthiopien

Leben in zwei Welten

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Vergangene Woche wurde Sara Nuru mit dem „Leading Ladies Award“ für ihr soziales Engagement ausgezeichnet. Im MADONNA-Interview spricht sie über ihre Charity-Arbeit, die ihr längst Herzensangelegenheit geworden ist!

Sara Nuru (24) ist nicht nur Germany’s next Topmodel-Gewinnerin und eines der gefragtesten Models Deutschlands, vergangenen Dienstag wurde sie nun auch mit einem „Leading Ladies Award“ ausgezeichnet. Nuru durfte sich über den Preis in der Kategorie „Soziales Engagement“ freuen, wurde für ihr Engagement bei „Menschen für Menschen“ ausgezeichnet.

Selbst Kind äthiopischer Eltern, unterstützt das Topmodel seit 2009 die von Karlheinz Böhm gegründete Äthiopienhilfe und bereist das Land fast jährlich, um sich selbst ein Bild der Situation zu verschaffen. Mit Erfolg, denn sie sammelte insgesamt bereits 290.000 Euro für den Bau ihrer Schule, 1.100 Kinder und Jugendliche haben jetzt Zugang zu Bildung und die Chance auf eine bessere Zukunft. Im privaten MADONNA-Talk erkennt man: Saras Engagement ist viel mehr als reine Charity-Arbeit. Es ist eine Herzensangelegenheit.


Sie haben den MADONNA Leading Ladies Award in der Kategorie „Soziales Engagement“ erhalten. Wie wichtig ist eine solche Auszeichnung für Sie?
Nuru:
Ich freue mich wirklich sehr über den Preis und fühle mich auch sehr geehrt. Ich mache meine Arbeit für „Menschen für Menschen“ aber nicht, um Auszeichnungen zu erhalten, sondern ich sehe den „Leading Ladies Award“ als ein Zeichen dafür, dass meine Arbeit wertgeschätzt wird, und freue mich dementsprechend.


Wie ist es zu Ihrem Engagement bei „Menschen für Menschen“ gekommen?
Nuru:
2009 hat mich die Organisation gefragt, ob ich sie unterstützen will. Das war noch vor meinem Sieg bei Germany’s next Topmodel. Daraufhin folgte ein erstes persönliches Treffen in München. Da mir als Äthiopierin „Menschen für Menschen“ schon seit Kindesalter ein Begriff war, habe ich mich über eine Zusammenarbeit sehr gefreut. Allerdings unter der Voraussetzung, mir die Projektgebiete und die Arbeit vor Ort genauer anzuschauen.


Was haben Sie bis jetzt erreicht und was sind die Pläne der ­nahen Zukunft?
Nuru:
Ich bin mittlerweile seit fünf Jahren für „Menschen für Menschen“ im Einsatz. 2012 eröffnete ich die erste Schule. Die nächste ist fast fertig und wird ebenfalls demnächst eröffnet. Eine dritte ist bereits im Bau. Aber ich sehe meine Aufgabe nicht darin, nach Äthiopien zu reisen und Schulen zu eröffnen. Nein, ich bin Botschafterin und im deutschsprachigen Raum in Schulen unterwegs, um gemeinsam mit Schülern Spendengelder für das Bildungsprojekt „Generation ABC-2015“ zu sammeln. Ich versuche, junge Menschen zu mobilisieren, sich sozial zu engagieren. Egal ob sie einen Euro spenden oder sich einfach Gedanken machen, wie man helfen kann, ich will Bewusstsein bei der jungen Generation schaffen. Diese Schultouren hat damals schon Karlheinz Böhm gemacht und ich freu mich, dass ich das jetzt fortführen darf.


Wie schwer ist es, nach einer längeren Äthiopien-Reise zu den Ärmsten der Armen am nächsten Tag für ein Hochglanz-Magazin zu posieren?
Nuru:
Ich bin mindestens einmal pro Jahr in Äthiopien. Das sind zwei Welten. Mittlerweile muss ich ehrlich sagen: Ich bin es gewohnt! Am Anfang, 2009, war es natürlich ein riesiger Kulturschock. Ich habe gerade GNTM gewonnen und meine Welt war von Glamour dominiert. Als ich mich dann plötzlich in einem Land fand, wo die Menschen am Existenzminimum leben, war das natürlich hart. Doch nach jeder Reise fühle ich mich dem Land, den Menschen sowie meinen Wurzeln ein Stück weit näher. Was mich sehr prägt und mich in all meinem Handeln, ob privat oder auch beruflich, positiv beeinflusst!


Wie hat Sie Ihr Einsatz für „Menschen für Menschen“ verändert? Stehen Sie Ihrem doch so privilegierten Leben jetzt demütiger gegenüber?
Nuru:
Ich glaube, dass die Arbeit bei „Menschen für Menschen“ das Beste war, was mir ­jemals passieren konnte. Es hat mich unfassbar geerdet und mich neu geformt. Mir persönlich hat diese Arbeit bis jetzt mehr gegeben, als ich jemals geben könnte. Ich habe durch die Reisen nach Äthiopien eine ganz neue Bodenhaftung und Wertschätzung bekommen. Durch meine Arbeit in Äthiopien habe ich auch mehr Leichtigkeit bekommen. Ich nehme dieses ganze Glamour-Business gar nicht so ernst. Denn es ist sehr schnelllebig und ich muss dazu sagen, dass ich mich selbst noch nie so ernst genommen habe. Ich weiß, es gibt Wichtigeres im Leben als Glamour. Und alles, was ich tue, sehe ich durch diese Augen. Durch die Augen, mit denen ich in Äthiopien unterwegs war. Und das erleichtert mir auch, das alles so handzuhaben.


Sie arbeiten ja ausschließlich für Kinder in Äthiopien. Wie sieht es eigentlich mit einem eigenen Kinderwunsch aus?
Nuru:
Ich bin in einer großen Familie aufgewachsen und will auch definitiv später mal Kinder haben. Aber jetzt widme ich mich erst einmal meiner Karriere.


Wo sehen Sie sich in zehn ­Jahren?
Nuru:
Glücklich mit zehn Kindern (lacht). Nein, Spaß. Ich hoffe, dass ich in zehn Jahren meinen Intuitionen gefolgt bin, zurückschaue und mir denke: Du hast alles richtig gemacht. Und in zehn Jahren habe ich dann hoffentlich auch mindestens ein eigenes Kind!

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