Ruth Maria Kubitschek:

Keine Angst vor dem Tod

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Glamourös & attraktiv mit 82 Jahren –wie geht das? Schauspielerin Ruth MariaKubitschek im MADONNA-Interview über ihr Jugend-, Lebens- und Liebesgeheimnis.

Am 2. August feiert sie ihren unfassbaren 82. Geburtstag. Wer glaubt, dass das berühmte „Spatzl“, wie sie in der 1980er-Jahre-Kultserie Monaco Franze von ihrem Schauspielkollegen Helmut Fischer genannt wurde, deshalb Trübsal bläst, der irrt. „Mir hat mein vierzigster Geburtstag weit mehr Probleme bereitete, als mein achtzigster“, lacht Ruth Maria Kubitschek – während das Telefon im Stakkato klingelt. Ihre beste Freundin will wissen, ob sie wie üblich zum Kaffeetratsch vorbeikommt, bevor sie zusammen die Gartenarbeit in ihrem Paradies in der Schweiz erledigen. Die Bunte sagt sich indes zum großen Interview an. Anlass ist das neue Buch der Autorin, Anmutig älter werden, in dem die Schauspielerin, die sich seit vielen Jahren mit Esoterik beschäftigt, das Geheimnis ihrer Ausstrahlung und Gelassenheit erklärt.

Wieso haben Sie das – doch recht altmodische – Wort „anmutig“ in Ihrem Buchtitel verwendet?
Kubitschek:
Weil in diesem Wort „Mut“ steckt – und man eine ganze Menge Mut braucht, um älter zu werden. Das heißt aber nicht, dass man im Alter hart werden und stur bei seinen Ansichten bleiben soll – sondern „anmutig“ bedeutet für mich, biegsam zu bleiben.

Hat Anmut auch mit Schönheit zu tun?
Kubitschek:
„Anmutig“ bedeute für mich schon auch, mit Disziplin zu versuchen, seinen Körper fit zu halten und sich das, was noch an Schönheit geblieben ist, zu bewahren. Man darf sich nicht gehen lassen! Meine Freundin und ich bewundern immer die Damen in Venedig, die so tänzerisch und aufrecht gehen. Gut, ich gehe auch nicht gerade tänzerisch (lacht), aber Anmut liegt auch im Lächeln.

Was hat Ihnen den Mut verliehen, den Sie ganz offensichtlich haben?
Kubitschek:
Ja, ich bin wirklich mutig: Letztens bin ich elf Stunden mit dem Auto selbst in die Provence gefahren. Das sind Dinge, da fragen mich die Leute: Was, Sie fahren noch Auto? Natürlich, warum soll ich nicht fahren? Man darf nicht aufgeben. Was mir so viel Kraft gibt, ist meine tägliche Meditation. Die Stille, aus der ich die Kraft schöpfen kann, um dem lauten, heftigen Alltag, der mich bestimmt sonst umhauen würde, entgegenzutreten.

Sie erzählen in Ihrem Buch von der großen Krise, die Sie mit 40 Jahren hatten. Was war der Auslöser dafür?
Kubitschek:
Das waren viele Faktoren. Bis 36 war alles prima. Dann kam eine große Enttäuschung in einer Liebe, beruflich lief es auch nicht so gut – und ich dachte: Jetzt bin ich eine alte Frau! Jetzt ist das Leben vorbei. Dann habe ich aber gemerkt, dass ich auf dem falschen Weg war. Deshalb habe ich nach geistigen Hilfen gesucht.

Zwanzig Jahre später, mit 60 Jahren, haben Sie dann alles aufgegeben – Sie schreiben: Sie wollten loslassen…
Kubitschek:
Ja, ich habe alles verkauft. Meine Wohnung, alle meine Möbel, einfach alles... Das war das Beste, was ich je gemacht habe. Ich hatte danach so ein Gefühl der Freiheit. Mit diesem Schritt habe ich mich von allem mit einem Schlag befreit – auch von allem Schmerz, den ich bis 60 erlebt habe. Die Vergangenheit war auf einmal weg – ich konnte endlich loslassen!

Sie haben sich ein neues Zuhause in der Schweiz geschaffen. Haben Sie seither noch einmal alles losgelassen?
Kubitschek:
Nein, aber ich würde es gerne noch einmal tun. Weil das so ein schönes Gefühl war damals. Das ist die Gefahr bei mir. Wenn ich es irgendwo schön finde, möchte ich am liebsten alles wegschmeißen und neu anfangen. Durchaus möglich, dass ich es auch tue – bei mir ist alles drin (lacht).

Sie sind seit 37 Jahren mit dem Produzenten Wolfgang Rademann glücklich liiert. Was sagt er zu alledem?
Kubitschek:
Der lacht immer. Er nimmt das mit Humor. Dadurch, dass wir nicht zusammenleben, habe ich meine Freiheiten – und in meinem Kopf habe ich die sowieso.

Wünschen Sie sich nicht manchmal, dass sie doch zusammenleben und gemeinsam alt werden?
Kubitschek:
Manchmal schon, aber ich finde, es ist gut so, wie es ist. Wir sehen uns regelmäßig und das ist immer wieder wie ein neues Kennenlernen. Dann geht wieder jeder seiner eigenen Wege, aber wir wissen, dass wir immer füreinander da sind. Und das ist die Hauptsache.

Sie schreiben, dass Sie keine Angst vor dem Älterwerden haben. Haben Sie Angst vor dem Tod?
Kubitschek:
Ne! Das schon gar nicht. Denn das Leben ist nur eine Erfahrung deiner Seele.

Haben Sie Angst vor dem Tod eines Ihrer geliebten Menschen?
Kubitschek:
Auch nicht. Weil ich weiß, sie treten ja nur hinüber und ich treffe sie ja eh alle wieder. Ich habe meine Schwester beim Sterben begleitet – und das ist sehr schön.

Im August feiern Sie Ihren 82. Geburtstag. Welche Pläne und Träume haben Sie noch?
Kubitschek:
Dass ich mein Leben vielleicht noch einmal ändere. Aber was wird, weiß ich nicht. Ich schmiede keine Pläne, denn dann brauche ich auch keine Pläne umzuschmeißen. Ich lebe lieber im Jetzt.

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