Bye-bye, Winterblues

Frühjahrsputz für die Seele

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Ballast abwerfen, sich für Neues öffnen: So starten Sie glücklich in den Frühling. Plus:Expertin Renate Pils im Talk.

Wenn es morgens wieder heller wird, die Tage sonniger und die ersten Knospen an den Bäumen sprießen, ist alles auf Neuanfang programmiert. Mit dem Verräumen der Wintergarderobe und dem gründlichen Reinigen der eigenen vier Wände wird dem Winter Ade und dem Frühling Grüß Gott gesagt. Doch auch unsere Seele könnte mal wieder von alten Ansichten und Verhaltens­weisen „entstaubt“ werden – sich von Ballast zu befreien, ist wohltuend für Körper und Geist. Warum es uns guttut, uns von Dingen zu lösen, und wie es funktioniert, erklärt uns Renate Pils, Klinische und Gesundheitspsychologin & Humortrainerin, im Talk. Denn laut Studien sollen Stapel – dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Papier- oder Wäschestapel handelt – eine blockierende Wirkung auf die Psyche haben, da sie uns unbewusst ständig ein schlechtes Gewissen verursachen. Wir verraten Ihnen die besten Strategien für Ihren Frühjahrsputz für mehr Gleichgewicht.

Aller Anfang ist schwer

Egal, ob Haushalt, Kleiderschrank oder Gewohnheiten: Entrümpeln fällt vielen Menschen schwer. So sammeln sich Berge von alten Zeitschriften an, in denen irgendwo ein in­teressanter Artikel zu finden sein könnte, aufgehobene Kleidung, in die man vielleicht irgendwann noch einmal hineinpassen wird oder die dekorativen, jahrelang zusammengetragenen Staubfänger wie Mitbringsel aus dem Urlaub. Die Liste dieser gehorteten und zumeist unnützen Dinge ist lang. Der Frühjahrsputz ­bietet jedoch die Gelegenheit einer Erneuerung, einer in­neren Reinigung. Denn jedes äußere Ausmisten meint auch ein inneres Aufräumen. Bevor man sich von Altlasten befreien kann, sollte man sich zunächst einmal selbst die Frage stellen, wo es im eigenen Leben und Alltag alte Verhaltensweisen, Sachen oder auch zwischenmenschliche Beziehungen gibt, die belasten oder einengen. Auch wenn es schwerfällt, sich von Menschen oder bestimmten Gegenständen zu trennen: Hat man den ersten Schritt zunächst gewagt, fällt das Loslassen leichter.

Vorarbeit leisten
Wer sich ans Entrümpeln macht, sollte zunächst einmal seine Wohnung säubern und dadurch Raum und Luft schaffen. Ein gründlicher Hausputz zum Frühjahr macht wirklich Sinn. Vergessene Dinge im Winter werden wieder hervorgeholt, Unbrauchbares wird entsorgt. Man sorgt für frischen Wind – und mit diesem Tatendrang können wir neue und positive Energien freisetzen  und mit dem motivierenden „Auf zu neuen Ufern“-Gefühl dann auch das schaffen, was wir uns vornehmen.

Raus aus dem Winterschlaf: Bewegung macht Sie frühlingsfit
Während sich die meisten Menschen in der kalten Jahreszeit gerne im behaglichen Zuhause aufhalten, wird es im Frühling Zeit, wieder nach draußen zu gehen. Denn Bewegung an der frischen Luft bringt das Herz-Kreislauf-System in Schwung und steigert die Produktion roter Blutkörperchen – diese transportieren den Sauerstoff von der Lunge in jeden Winkel des Körpers. Neben Ausdauersport wie Laufen, Radfahren oder Wandern toben wir uns beim Krafttraining aus. Ein heißer Tipp ist jedoch Bikram-Yoga. 90 Minuten Yoga bei sehr warmen Temperaturen sollen nicht nur bis zu 1.500 Kalorien verbrennen, das starke Schwitzen wirkt auch entgiftend.

Die „Magic-Cleaning“-Philosophie von Marie Kondo: Dem Gerümpel kurzen Prozess machen
Nach der „KonMari“-Methode soll das Heim in relativ kurzer Zeit (ein halbes Jahr) gründlich ausgemistet werden. Die Autorin des Buches Magic Cleaning Marie Kondo – sie gilt als japanischer „Aufräum-­Profi“ – schaffte es, mit ihrem Buch auf Platz 1 der Beststellerliste der New York Times. Nach einem japanischen Sprichwort entspricht die Unordnung in Zimmern der Unordnung im Herzen. Ihr Credo klingt einfach, denn sie sagt, wer seine Gewohnheiten ändern will, muss seine Ein­stellung ändern. Nach ihrer Reinigungs-Methode dürfte ein Drittel des Haushalts unnütz sein. So wird’s gemacht: Zuallererst Gedanken darüber machen, von was man sich lösen möchte. Das Ausräumen beginnt mit Aussortieren und Reduzieren, erst danach wird über Ordnungsprinzipien oder Ort zur Aufbewahrung nachgedacht. Es wird nach Kategorien vorgegangen – so werden Kleider, Bücher, Papiere, Kleinkram und Erinnerungsstücke getrennt voneinander behandelt. Alles in die Hand nehmen und Dinge, die keine Begeisterung  auslösen, wegwerfen. Auch Teures wird bei Nicht-Verwendung entsorgt. Weiters: Auch „heilige“ Dinge (z. B. das erste Geschenk des Freundes) dürfen weg. Laut Kondo ist Aufräumen nicht das Ziel, sondern ein Werkzeug. Das eigentliche Ziel ist es, den Lebensstil einzurichten, den man sich wünscht – in einem Zuhause, das in Ordnung gebracht wurde.

Sortieren mit System: Mit der „Drei-Stapel-Methode“

Eine weitere, bewährte Methode ist die „Drei-Stapel-Methode“. Hierbei gibt es einen Stapel für „Behalten“, einen für „Verschenken oder Verkaufen“ und einen für „Müll“. Wem es wirklich sehr schwerfällt, sich von Sachen zu trennen, hilft ein Probelauf: Die Dinge in einer Box verstauen und in den Keller räumen. Wenn die Gegenstände nach einer Zeit nicht vermisst wurden, fällt das Ausmisten leichter. Unbedingt entsorgt gehören beschädigte Sachen und alte Rechnungen, Postkarten und Mitbringsel aus dem Urlaub, die nur für den Moment schön und praktisch waren, aber nun nur mehr zu den Staubfängern zählen.

Energetische Hausreinigung für eine heitere Atmosphäre

Räume lassen sich auch mit einfachen Reinigungsritualen von verhafteten Energien und negativen Stimmungsfeldern befreien. Beispielsweise absorbieren Pflanzen mit grünen Blättern dunkle Energien und wandeln sie in positive um.

Es ist Zeit, Platz für Neues zu schaffen   
Das schöne Wetter motiviert uns, Neues in Angriff zu nehmen. Wollten Sie schon immer in dieses eine süße Café an der Ecke oder eine neue Sportart ausprobieren? Im Frühling ist der ideale Zeitpunkt dafür! Außerdem: Gönnen Sie sich auch etwas Gutes! Zeigen Sie sich Ihre Wertschätzung, und schenken Sie sich etwas Schönes. Wie wäre es zum Beispiel mit einer neuen Sonnenbrille oder den Sandalen, auf die Sie ein Auge geworfen haben? Nachdem man Platz für Neues geschaffen hat, dürfen neue, sinnvolle Anschaffungen her.

Warum Checklisten helfen können
Es gibt nicht nur eine To-do-Liste, die hilfreich ist. Auf einer Aktionsliste fassen Sie alle geplanten praktischen Tätigkeiten zusammen – diese werden in Einzelschritten aufgeschrieben. Statt nur „Kleiderschrank ausmisten“ sollte auf der Liste stehen, welche an der Reihe sind, wie in etwa Winter oder Sommer. Auf eine andere Liste, die Wunschliste, kommen alle Dinge, die Ihrer Seele guttun könnten. Sei es eine Schnupperstunde Yoga oder mehr Kontakt zu alten Schulfreunden. Notieren Sie Träume und Pläne, die Sie schon lange in Angriff nehmen wollten. Saubermachen im „Seelenhaushalt“ heißt, sich über Gewohnheiten klar zu werden,  die unzufrieden machen. Die nächste Liste, die Entrümpelungsliste, ist dazu da, alle Dinge zusammenzufassen, die Sie ablegen wollen, wie etwa das Beharren auf Standpunkten oder lästige Angewohnheiten wie das Rauchen. Lassen Sie bei jedem Thema Platz für mögliche Alternativen. Es gilt: ausprobieren und nicht die ­Geduld verlieren! Schlechte Gewohnheiten lassen sich nicht immer gleich von heute auf morgen „entrümpeln“.

Detox: Sinnvolle Entschlackung im Frühjahr
Auch der Körper kann es vertragen, gereinigt und – durch Superfoods – zu neuem Leben erweckt zu werden. Gesundes Essen und viel Bewegung machen Ihren Körper regelrecht „frühlingsfit“. Obst und Gemüse liefern das Anti-Erkältungs-Vitamin C – dieses und Vitamin E gelten übrigens als Radikalenfänger. Freie Radikale sind Abfallprodukte des Stoffwechsels, die durch schlechte Ernährung und Umwelteinflüsse entstehen. Weiters sorgen Vollkornprodukte für viele B-Vitamine, mageres Fleisch liefert Eisen und Zink, Milchprodukte sorgen für reichlich Kalzium und Fisch für wichtiges Jod.
 
Frühlingskräuter zur Entschlackung
Von Bärlauch über Löwenzahn bis hin zu Petersilie – diese Kräuter gelten als Boten des Frühlings. Die meisten davon sind reich an Vitamin C und besitzen viele wichtige Mineralien und Spurenelemente. Dadurch wirken sie entwässernd und entschlackend. Außerdem helfen sie bei Frühjahrsmüdigkeit sowie auch zum Ankurbeln des Stoffwechsels. Bärlauch löst Giftstoffe. Damit diese aus dem Körper geschwemmt werden, bietet sich Brennnesseltee an – Brennnessel wirkt zudem entzündungshemmend.  Auch der verdauungsfördernde Löwenzahn und der Giersch mit seiner harntreibenden und entsäuernden Wirkung bieten sich für eine Frühjahrskur an.

Psychologin Renate Pils im Talk:

Welche Vorteile hat der Frühjahrsputz?
Renate Pils: 
Durch vermehrte positive Gefühle wird mehr Wohlbefinden erlangt. Häufig stellt sich auch ein Gefühl des „Befreitseins“ ein.


Was passiert mit uns, wenn wir aufgeschobene Dinge endlich anpacken?
Renate Pils: : Dann tricksen wir unseren inneren Schweinehund aus und tun, was wir schon so lange tun wollten: den Schrank ausmisten, den Keller aufräumen, und, und, und.


Und wenn uns die Sache überfordert?
Renate Pils: Das Gefühl der Überforderung verstärkt die negativen Gefühle, wenn wir merken, dass eigene Ressourcen nicht ausreichen. Hier heißt es: „Wen kann ich um Unterstützung bitten?“  oder „Was brauche ich, damit es gelingen kann?“ Tipp: Besser erst dann ans Werk gehen.


„Damit Neues kommen kann, müssen wir vorher Altes loslassen.“ Wie wird man Ballast am effektivsten los?
Renate Pils:  Zuerst sollte man wissen, was genau man loslassen will. Will man materielle Dinge loswerden, ist es eine bewährte Methode, sie in Kisten an ­einen „Zwischenort“ zu bringen. Gehen sie einem nach Monaten nicht ab, fällt es oft leichter, sich zu trennen.


Wie sieht es aus psychologischer Sicht aus?
Renate Pils:  Mit Visualisierungen zu arbeiten ist hilfreich: sich z. B. den Keller im Detail vorzustellen, wenn er aufgeräumt ist. „Wie fühlt es sich an, wenn Ordnung herrscht?“ Je öfter wir uns dieses Lösungsbild visualisieren, umso leichter wird es uns fallen, es anzugehen.  Auch die Frage, welche emotionale Verknüpfung zwischen uns und den Sachen besteht, ist hilfreich. Statt Babywäsche aufzuheben, können hierbei vielleicht auch Fotos helfen.

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