Hass im Netz

Ex-Politiker-Gattin Tajana Gudenus im Talk

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Ein Stalker bedrohte sie im Netz: Jetzt sprach Ex- Politiker-Gattin Tajana  Gudenus im oe24.TV-Interview mit Wolfgang Fellner erstmals über ihre Angst nach den Drohungen und ihren Weg gegen den Hass. 

Sie ist herbe Attacken gewohnt, „schon abgehärtet“, wie die Ehefrau des ehemaligen FPÖ-Politikers Johann Gudenus (44) sagt. Doch seit dem Ibizaskandal wurden die Hasspostings gegen Tajana Gudenus so schlimm, dass die zweifache Mutter nun dagegen vorgeht und Anzeige erstattete. Warum es ihr nun reicht, wie sie anderen Betroffenen mit ihrem Vorgehen helfen will und über ihren Weg vom Flüchtlingskind zur polarisierenden Politikergattin sprach sie zum ersten Mal – im oe24.TV-Interview mit Wolfgang Fellner. Hier die Auszüge über Stalking, Hass und Angst.
 
Wolfgang Fellner: Sie haben bereits viele Bewunderer in ganz Österreich für die Art und Weise, wie Sie das alles ertragen haben und auch wie Sie Ihre Familie durch die Krise durchgetragen haben, die nach dem Video logischerweise aufgetreten ist. Und wie Sie auch jetzt noch unglaubliche Dinge erleben müssen, denn der aktuelle Anlass, weshalb Sie bei mir im Studio sind, ist die Attacke eines Stalkers, die grauenvoller nicht sein könnte. Da bedroht Sie ein Stalker seit Tagen online, richtig? 
Tajana Gudenus: So ist es. Es ist tatsächlich so, dass ich erstmalig vor einer nicht versteckten Kamera im Fernsehen auftrete. Normalerweise bin ich, was Medien betrifft, zurückhaltend, nur bei dem Thema konnte ich mich nicht zurückhalten. Zum einen, weil ich mit Hass im Netz schon seit Jahren konfrontiert bin, eigentlich seitdem ich mit dem Johann zusammen bin bzw. das öffentlich bekannt ist. Zweitens geht es nicht nur mir so, sondern auch sehr vielen anderen, vor allem Frauen, aber auch vielen Kindern und Jugendlichen. Ich finde, dass man in so einer Situation sich nicht einschüchtern lassen darf, sondern viel mehr aktiv dagegenwirken muss.

Fellner: Das, was Sie erlebt haben, ist ja unglaublich – da schreibt ein Stalker an Sie: „Du kannst mich nicht blocken, ich verfolge dich jeden Tag. Pass gut auf deine Kinder auf, wenn du am Sonntag mit ihnen spazieren gehst, ich werde dich verfolgen und stalken, bis ich dich habe und deine Kinder.“ Das ist nur eine von vielen solchen Stalking-SMS. Wo ist das denn passiert? Auf Facebook? Via SMS?
Gudenus: Das war auf Instagram, und bei dem Hassposter war das so, dass mich dieser Mensch über mehrere Fakeprofile versucht hat zu erreichen und mir auch mehrmals bösartig geschrieben hat. In allen Fällen davor hat er aber meine Kinder noch nicht in das Ganze miteinbezogen und deswegen habe ich die Nachrichten so wie immer einfach gelöscht, die Person blockiert. Der war da aber eben sehr hartnäckig und hat jedes Mal, nachdem er blockiert wurde, ein neues Profil erstellt, jedes Mal. Über Jahre hinweg habe ich gelernt, das Ganze zu verdrängen, und immer, als ich von Hasspostern solche ähnlichen Nachrichten erhalten habe, habe ich immer alles gelöscht. Das habe ich alles physisch gelöscht, nur kann man das leider aus dem Gedächtnis nicht einfach löschen und das hat schon eine Nachwirkung in der Psyche. Das ist das, was viele unterschätzen, und damit ist auf jeden Fall nicht zu scherzen.

Fellner: Die Stärke muss man schon haben, damit umgehen zu können – das sind ja Morddrohungen nicht nur gegen Sie und Ihre Kinder. Sie haben dann, glaube ich, versucht das zu blockieren, versucht an Instagram heranzukommen, das ist aber schwer, nicht? 
Gudenus: So ist es und ich weiß, dass jetzt die Initiative gegen „Hass im Netz“ gestartet wird. Ich hoffe, dass den Worten bald auch Taten folgen, weil meines Wissens gibt es momentan nur eine Erklärung und noch keinen Gesetzentwurf, obwohl das Thema schon sehr alt ist und es viele Betroffene gibt. Ich hoffe, dass sie einen Weg finden, die Opfer des Hasses im Netz und des Cybermobbings zu schützen, und zu diesem Thema auch mit Großkonzernen wie Facebook in Kontakt treten. 
 
Fellner: Sie werden von vielen Frauen bewundert, denn was Sie im letzten Jahr durchgemacht haben, war ja eine Überdosis Hölle. Sie sind viele Monate mit einer unglaublichen Stärke da durchgegangen und haben Ihren Mann und Ihre Kinder in einer unglaublichen Art geschützt. Woher haben Sie die Kraft genommen?
Gudenus: Das frage ich mich manchmal auch. Als das Video herausgekommen ist, war ich ja im 5. Monat schwanger und ich habe das ja absolut nicht kommen sehen. Es hat mich überrascht, es hat mich entsetzt und die Ibizageschichte wird seitens der Medien skandalisiert. Man wird medial vorverurteilt. Meines Erachtens ist der eigentliche Skandal die Art und Weise, wie seitens Obermaier/Obermayer bei der Veröffentlichung des Videos vorgegangen wurde. Sie haben mich als Privatperson beispielsweise nicht verpixelt.  
 
Fellner: Obwohl sie immer gesagt haben, dass sie Privatpersonen schützen werden, nicht?
Gudenus: So ist es, im Buch betonen sie, dass sie über die nachweislich kriminell handelnde Gruppe nichts verraten dürfen, weil in ihrem Fall ein Quellenschutz gilt, aber in meinem Fall, obwohl ich keine politische Funktion ausgeübt habe, obwohl ich in keiner Weise eine Person des öffentlichen Interesses bin, gelten überhaupt keine Rechte. Das nehme ich ihnen schon übel.
 
Fellner: Dazu später noch mehr, jetzt wollen wir mal mehr über Sie erfahren und wer die starke Frau ist, die sich durch die schwere Situation gekämpft hat. Sie waren ja als Kind ein Flüchtlingskind oder? 
Gudenus: Ja, ich bin als Kleinkind mit meiner Familie aus Kroatien geflüchtet, ich kann mich an das ganze Gott sei Dank nicht erinnern. Ich kenne das nur aus ­Erzählungen meiner Familie und von Verwandten, die das alles eben durchgemacht haben. Aus diesem Grund bin ich eben, was das Thema Flüchtlingskinder betrifft, besonders empfindlich. Noch vor der großen Flüchtlingswelle im Jahr 2015 habe ich eine Flüchtlingsfamilie bei mir aufgenommen und ich glaube, dass mir auch das einige übel genommen haben. Das waren vier Flüchtlingskinder mit Mutter, die jetzt schon seit sechs Jahren in Österreich leben, bestens integriert sind und die Kinder sprechen perfektes Deutsch. Ich glaube da sehr wohl, dass eben diese Integrationswilligkeit teilweise auch davon kommt, dass die ersten in Österreich gemachten Erfahrungen positive Erfahrungen waren. Ich bin hier sehr froh, dass ich mich daran mitbeteiligen durfte. Ich habe damals auch für sie Spielsachen gesammelt, Kleidung gesammelt und, ich werde das nie vergessen, sie sind dann auch von ihrer kleinen Flüchtlingsunterkunft in die große helle Wohnung gekommen, die mir meine Tante netterweise zu Verfügung gestellt hat. Sie waren da voll begeistert davon, dass man jetzt ein echtes Bett hat. 

Fellner: Sie haben eine unglaubliche Geschichte: Sie sind an die Wirtschaftsuni gegangen, konnten ursprünglich kein Wort Deutsch.
Gudenus: So ist es, vor 12 Jahren habe ich kein Wort Deutsch gesprochen. 
 
Fellner: Es ist ja aber nicht leicht, ohne ein Wort Deutsch in das Land zu kommen. Sie können wahrscheinlich ähnlich wie die Justizministerin Zadic ja nachvollziehen, dass es nicht leicht ist. 
Gudenus: Deswegen ist sie mir ja auch sehr sympathisch, vor allem auch aufgrund der Vorgeschichte. 

Fellner: Eine sehr ähnliche Geschichte wie Sie und auch eine unglaublich starke Frau, die ja dann hier Karriere gemacht hat und so wie Sie auch ein Bachelor, ein Master gemacht hat, jetzt ein Doktorat. Es ist unglaublich, wie Sie das geschafft haben. Wie kommt man dann in so einer Situation dazu, einen FPÖ-Spitzenpolitiker, einen FPÖ-Klubobmann zu lieben und dann zu heiraten? 
Gudenus: Die Frage wird mir so oft gestellt und ich weiß noch immer nicht, wie ich das in zwei, drei Sätzen erklären kann. Wenn es um solche privaten Entscheidungen geht, dann werden die nicht mit Ratio, sondern mehr eben mit dem Herzen getroffen. Ich wusste damals, dass es nicht leicht wird, ich hätte mir aber niemals gedacht, dass es so heftig kommen würde. Ich weiß aber, dass mein Mann zu mir steht, mich liebt.
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