1000 Tage an der Seite der Macht

Eveline Steinberger-Kern im MADONNA-Talk

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Top-Managerin Eveline Steinberger-Kern (44) im MADONNA-Interview über die Beziehung zu ihrem Ehemann, dem Bundeskanzler, und über ihren eigenen Erfolg, Missgunst und Feminismus. 

Vor rund 100 Tagen sprach MADONNA schon einmal mit Top-Managerin Eveline Steinberger-Kern. Denn am 17. Mai wurde ihr Ehemann Christian Kern zum Bundeskanzler ernannt. Nun baten wir die sympathische Powerfrau zum ersten Resümee der Regentschaft. Was hat sich wirklich verändert im Privatleben der 44-Jährigen? Wie sich der Stressjob auf die Familie auswirkt und wie sie trotzdem – unabhängig von der hohen Funktion ihres Mannes – die eigene Karriere verfolgen kann.
 
Wie war Ihr Sommer, konnten Sie ein wenig entspannen? Soweit ich weiß, waren Sie auch in Tel Aviv unterwegs. 
Eveline Steinberger-Kern: Danke. Ich hatte einen schönen, aber vollen Sommer. Gemeinsam mit meiner Familie konnte ich aber auch ein paar entspannte Tage verbringen. In Tel Aviv war ich auch. Unser 2014 gegründetes Software-Start-up sitzt dort. 
 
In den ersten Interviews nach der Angelobung Ihres Mannes meinten Sie, dass sich wenig für Sie verändern wird. Ist das auch nach 100 Tagen so geblieben? 
Eveline Steinberger-Kern: Auch nach 100 Tagen hat sich mein unternehmerischer Alltag wenig verändert. Ich liebe, was ich beruflich tue, und mein Mann ist zwischenzeitlich auch voll und ganz in seinen neuen Job eingetaucht. Selbstverständlich gibt es Tage, an denen sehr viel zu tun ist. Das kenne ich aber auch von früher. 
 
Wie gehen Sie als Familie mit der neuen, doch sehr präsenten Öffentlichkeit Ihres Mannes um? 
Eveline Steinberger-Kern: Unsere Kinder gehen wunderbar damit um. Wir haben von Beginn an darauf geachtet, so gut es eben geht, unser gewohntes Leben weiterzuleben. Die Privatsphäre muss nun allerdings mehr geschützt werden. Bei öffentlichen Auftritten kommt die Security mit.
 
Sind politische Themen auch Tischthema? Wie trennt man Beziehung und Job im Haushalt Kern? 
Eveline Steinberger-Kern: Ich bin ein politisch interessierter Mensch. Wir tauschten uns schon immer über das Weltgeschehen aus. Wir führen aber auch weiter angeregte Gespräche über andere Themen, wie jüngst zur anstehenden Schul- und Studienwahl unserer Tochter und unseres Sohnes.
 
Inwiefern bewerten Sie nach über 100 Tagen im Amt die Handlungen Ihres Mannes? 
Eveline Steinberger-Kern: Es hat sehr gut begonnen. Viele Dinge sind in Bewegung gekommen.

Was macht Sie und Ihren Ehemann zu einem guten Paar? 
Eveline Steinberger-Kern: Wir lieben uns und können über dieselben Dinge lachen. Wir verbringen viel Zeit mit einander und reden offen über alle anstehenden Themen. Gleichzeitig geben wir einander auch viel Freiraum. Ich kann nicht sagen, ob das das Geheimrezept ist.
 
Mit Barack und Michelle Obama möchte man tanzen gehen, mit den Trudeaus auf ein Bier – auch Ihr Mann rangiert nach Umfragewerten weit oben in der Coolness-Liga – wie cool muss man als Politiker heutzutage sein?  
Eveline Steinberger-Kern: Ich glaube nicht, dass es Coolness ist. Vielmehr geht es um Authentizität und Rückgrat. 
 
Zum Thema Start-up: Warum gibt es Ihrer Meinung nach in der Start-up-Szene immer noch verhältnismäßig weniger Gründerinnen als Gründer? Wie könnte man das fördern? 
Eveline Steinberger-Kern: Sie haben recht, die Start-up-Szene ist sehr männlich. Das mag daran liegen, dass Frauen weniger risikoaffin sind, oder Start-ups sich im hohen Maße mit neuen Technologien und Algorithmen beschäftigen; Ausbildungs- und Qualifikationsbereiche, in denen in den vergangenen Jahren Frauen leider unterrepräsentiert waren. In der Blue Minds Gruppe bemühen wir uns sehr auch weibliche Gründerinnen zu begeistern, bei uns an Bord zu gehen. Mit Erfolg. In einigen Bereichen haben wir eine 50%ige Frauenquote.
 
Die Gehaltsschere zwischen den Geschlechtern ist mit rund 23 Prozent immer noch relativ hoch – was halten Sie von dem Ansatz nach schwedischem Vorbild, transparente Gehaltslisten zu veröffentlichen? 
Eveline Steinberger-Kern: Alles, was dazu beiträgt, Gehaltsnachteile von Frauen zu beseitigen, ist zu begrüßen.

Warum ist es so schwer, in Österreich über Geld zu sprechen? 
Eveline Steinberger-Kern: Wer seinen finanziellen Erfolg ungeniert zeigt, zieht hierzulande leicht den Neid und die Missgunst seiner Mitmenschen auf sich – das möchte man natürlich vermeiden. Meine Freunde in den USA haben hingegen weniger ein Problem damit. Gut zu verdienen, ist dort ein Ausdruck von Erfolg.
 
Würden Sie sich eigentlich als Feministin bezeichnen? 
Eveline Steinberger-Kern: Ich setze mich für die absolute Gleichstellung von Mann und Frau ein – insbesondere bei der Kindererziehung, im Job und beim Einkommen. Wenn Sie das unter Feminismus verstehen, bin ich eine Feministin.  
 
Braucht die heutige Welt den Feminismus noch? 
Eveline Steinberger-Kern: Was wir brauchen, sind Menschen, die sich für eine gleichberechtigte Gesellschaft einsetzen. Unterdrückung oder Ausgrenzung jeglicher Form hat in meiner Welt keinen Platz.
 
Sind Sie in Ihrer ganzen Karriere jemals von einem Mann diskriminiert worden oder haben Sie Erfahrung mit dem Phänomen Mansplaining gemacht? 
Eveline Steinberger-Kern: Das ist mir nicht oft, aber doch untergekommen – leider nicht nur bei Männern. Gibt es eigentlich auch den Begriff des Womansplaining?

Sind Sie persönlich ein Bauch- oder Kopfmensch? 
Eveline Steinberger-Kern: Ich bin ein Kopfmensch und löse die Herausforderungen meist sehr analytisch und rational.
 
Sind Sie eigentlich abergläubisch? Und wenn ja, wie zeigt sich das? 
Eveline Steinberger-Kern: Ja. Wenn ich einen Rauchfangkehrer sehe, drehe ich immer am Mantelknopf. Das soll Glück bringen (lacht).

Was bedeutet für Sie eigentlich ein gutes Leben? 
Eveline Steinberger-Kern: Gesundheit und Freunde.
 
Ich habe gelesen, dass Sie viel laufen – hören Sie dabei Musik? 
Eveline Steinberger-Kern: Ich laufe gerne und regelmäßig – allerdings mache ich das ohne Musik. Da kommen mir die besten Ideen.
 
Und vielleicht verraten Sie mir auch, was für Musik bei Ihnen läuft, wenn Sie einen freien Abend haben und sich eine schöne Zeit machen wollen? 
Eveline Steinberger-Kern: Idan Raichel. Mein absoluter Lieblingssong Le’Chakot (To Wait) vom Album At the edge of the Beginning. Leider habe ich sein letztes Konzert in Wien verpasst …
 
Eveline Steinberger-Kern wurde 1972 in der Steiermark geboren, studierte BWL und war für die Verbund AG, den Klimafonds und Siemens tätig. 2014 wurde sie selbstständig und arbeitet heute als Geschäftsführerin und Gründerin der „The Blue Minds Company GmbH“. Sie gilt als Top-Spezialistin im Energiebereich und unterstützt Ideen von jungen Gründern. 
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