Johanna Mikl-Leitner

Die Landesfürstin

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Am 19. April findet die Hofübergabe in St. Pölten statt: Johanna Mikl-Leitner wird erste Landeshauptfrau von Niederösterreich und damit eine der mächtigsten Politikerinnen des Landes. Der Talk.

Als Landesfürst wird Erwin Pröll gern bezeichnet, als einer der mächtigsten Politiker Österreichs. Jetzt, genauer am 19. April, übergibt er den Stab nach unglaublichen 25 Jahren im Amt an seinen politischen Zögling Johanna Mikl-Leitner (53). „Hanni“, wie er die gebürtige Hollabrunnerin liebevoll nennt, wird damit nicht nur zur dritten Landeshauptfrau österreichweit – sie übernimmt mit dem Chefsessel in Niederösterreich ein besonders wichtiges politisches Amt: „Es ist, glaube ich, ein Mutmacher für Frauen, dass jetzt in Niederösterreich eine Frau an der Spitze ist“, verrät die Ex-Innenministerin im Talk mit MADONNA. Vielleicht, so hofft die Mutter zweier Töchter, auch ein Signal an die Männer, dass es mehr Frauen an der Spitze braucht.
 
Wie wollen Sie denn jetzt angesprochen werden, Frau Landeshauptmann?
Johanna Mikl-Leitner: Landeshauptfrau ist richtig.
 
Das hatten wir schon anders, bei Waltraud Klasnic nämlich ...
Mikl-Leitner: Ich meine, im 21. Jahrhundert, als moderne Frau, muss es Landeshauptfrau heißen.
 
Was bedeutet es, dass eine Frau dieses doch sehr wichtige Amt übernimmt?
Mikl-Leitner: Es ist, glaube ich, ein Mutmacher für viele andere Frauen, dass jetzt in Niederösterreich eine Frau an der Spitze ist. Mutmacher für Frauen, Verantwortung zu übernehmen.
 
Haben Sie da die ultimative gläserne Decke der heimischen Politik durchbrochen?
Mikl-Leitner: Sagen wir es so: Es ist sicher ein gutes Signal für andere Frauen, Herausforderungen anzunehmen. Vielleicht ist es auch ein Signal an die Männer, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Denn da haben wir noch einen großen Nachholbedarf.
 
Drei Ihrer fünf Stellvertreter als Obfrau sind Frauen: haben Sie das bewusst so gewählt, soll die Partei weiblicher werden?
Mikl-Leitner: Weiblichkeit tut der Partei gut. Allein Frau zu sein, reicht aber nicht. Diese Frauen, meine Stellvertreterinnen, haben sehr viel Kompetenz. Sowohl fachlich als auch sozial. Es geht darum, die Anliegen und Sorgen der Menschen zu verstehen und Weitblick zu beweisen. Erst kommt die Kompetenz, dann das Geschlecht. 

Bleiben wir bei der Frauenpolitik: Erst kürzlich haben Sie die Diskussion um Gender-Mainstreaming als entbehrlich bezeichnet. Was haben Sie denn gegen das Binnen-I?
Mikl-Leitner: Gar nichts. Aber schauen wir uns doch an, worum es den Familien in Österreich geht. Viele haben damit zu kämpfen, wie sie mit ihrem Einkommen über die Runden kommen. Und in der Politik wird über Randthemen diskutiert. Das verpflichtende Binnen-I ist dafür ein gutes Beispiel. Dafür haben viele Frauen kein Verständnis und letztendlich hilft das allein auch keiner Frau weiter. 

Aber muss man nicht gerade bei solchen Punkten ansetzen, um die Situation der Frauen in diesem Land zu verbessern?
Mikl-Leitner: Mir geht es um die richtige Gewichtung. In der Politik muss klar erkennbar sein, wo geht es um Randthemen und wo geht es um echte Probleme. Wo geht es nur um einen Buchstaben – und wo geht es um die Existenz ganzer Familien, wie beim Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Da fehlt den Leuten zu Recht das Verständnis für solche Diskussionen.
 
Was sagt denn Ihre Familie zu Ihrem neuen Job – bleibt jetzt mehr Zeit für Ihre beiden Töchter als früher?
Mikl-Leitner: Zeit ist immer noch Mangelware. Aber mein Mann begleitet und unterstützt mich auf diesem Weg seit 25 Jahren und meine Kinder sind mit mir in der Politik aufgewachsen. Sie freuen sich alle mit mir auf die neue Aufgabe. Meine Familie ist meine Kraftquelle.

Wie hat sich das Land verändert, seit Sie in der Politik angefangen haben?
Mikl-Leitner: Das ist mittlerweile 25 Jahre her. Niederösterreich hat sich zum Positiven entwickelt, ist vom Agrarland zu einem Wirtschafts- und Forschungsland geworden. Das heißt, wir können auf einem Niederösterreich aufbauen, das die besten Voraussetzungen hat, um das Land dynamisch weiterzuentwickeln.

Als Erwin Pröll Sie Anfang 2016 nach Niederösterreich zurückgeholt hat, meinten Sie, Sie wechseln „vom härtesten in den schönsten Job des Landes“. Sind Sie immer noch so zufrieden mit diesem Schritt?
Mikl-Leitner: Auf jeden Fall. Es ist für mich einfach die schönste Aufgabe, für Niederösterreich verantwortlich zu sein und gemeinsam die Weiterentwicklung gestalten zu dürfen. 
 
Sie haben das politische Handwerk von Pröll gelernt. Was hat er Ihnen mitgegeben?
Mikl-Leitner: Dass es in der Politik Handschlagqualität und Verlässlichkeit braucht. 
 
Pröll ist dafür bekannt, sozusagen auf jeder Hochzeit in NÖ zu tanzen. Wird das bei Ihnen auch so sein?
Mikl-Leitner: Das Schöne an der Landespolitik ist ja, dass man direkt bei den Menschen ist. So bekommt man erst eine Sensibilität dafür, welche Anliegen und Sorgen Leute haben und kann konkrete Schritte setzen. Diese Nähe fehlt der Bundespolitik leider oft.

Wie groß sind die Fußstapfen, in die Sie jetzt am 19. April treten?
Mikl-Leitner: Es ist eine neue Zeit angebrochen, mit neuen Herausforderungen. So wie sich Erwin Pröll vor 25 Jahren zu neuen Wegen aufgemacht hat, müssen wir uns jetzt auch zu neuen Wegen aufmachen. 
 
25 Jahre ist es auch her, dass Sie in die Politik gegangen sind. Was hat Sie dazu bewogen?
Mikl-Leitner: Das war zu Beginn eher Zufall oder vielleicht Schicksal. Dann habe ich die Politik aber schätzen und lieben gelernt, auch wenn sie nicht immer angenehm ist. Man braucht sehr viel Herzblut und Liebe dafür. Für mich gibt es keine schönere Aufgabe, als in der Politik für die Menschen Verantwortung übernehmen zu dürfen
Stumpft man in 25 Jahren gar nicht ab?
Mikl-Leitner: Keine einzige Sekunde möchte ich meine politischen Stationen missen. Und jetzt freue ich mich auf meine neue Station.
 
ZUR PERSON
Privat.
Vor 28 Jahren lernte Johanna Mikl-Leitner Ehemann Andreas auf einer Party kennen, er stand als DJ an den Turntables. Die beiden haben zwei Töchter: Anna (15) und Larissa (12). 
Karriere. Die Hollabrunnerin studierte Wirtschaftspädagogik und war zunächst als HAK-Lehrerin tätig, ehe sie vor 25 Jahren in die Politik einstieg. 2011 entsandte ihr Mentor Erwin Pröll sie als Innenministerin in die Bundespolitik. Nun soll sie ihm als Landeshauptfrau von NÖ nachfolgen. 
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