Umweltsprecherin der Grünen

Christiane Brunner im MADONNA-Talk

05.08.2016

Mit MADONNA-Chefredakteurin Dora Varro sprach sie über die Zukunft, über die Energiewende und über Alexander Van der Bellen.

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© Artner
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Es grünt so grün in Österreich. Die gebürtige Burgenländerin Christiane Brunner (39) sitzt im Parlament und ist Umweltsprecherin der Grünen. MADONNA traf sie zum großen Interview vor ihrem Wiener Büro im Burggarten.  

Für die Zukunft. Die junge Nationalratsabgeordnete sprach über ihr wichtigstes Thema Umwelt, über Frauen in der Politik, über den Präsidentschaftswahlkampf, über Alexander Van der Bellen und auch über ihre Bekanntschaft mit Norbert Hofer. Hier der große Talk.

Wie sind Sie zu den Grünen gekommen?
Christiane Brunner:
Ich war schon immer politisch interessiert, komme aus dem Südburgenland und habe Umweltsystemwissenschaften studiert. Nach meinem Studium habe ich dann in Güssing angefangen zu arbeiten und war eine der Wenigen, die in der eigenen Heimatregion einen Job gefunden hat. In Güssing war ich im Zentrum für erneuerbare Energien. So ist es mir umso bewusster geworden, wie wichtig unsere Umwelt ist und wie viel positive Effekte Umweltschutz haben kann. Projekte wie etwa Güssing bieten große Chancen für junge Menschen, die Region erlebt einen Aufschwung. Menschen pendeln zu uns und nicht umgekehrt.  


Das Projekt Güssing funktioniert seit Jahren vorbildlich, warum funktioniert das nicht in ganz Österreich?
Brunner:
Güssing hatte den Vorteil, dass damals Burgenland Ziel-Eins-Gebiet der EU war und dadurch mehr Förderungen bekommen hat. Durch regionale Initiativen und gute Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen konnte vieles ausprobiert und entwickelt werden. Aber es ist auch mein Vorwurf an die Bundesregierung, dass immer nur solche Einzelbeispiele wie Güssing vorgezeigt werden, aber Aufgabe der Politik ist es auch die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen und so allen Gemeinden diese Entwicklung zu ermöglichen.

Wie wurde in ihrem Fall aus Umweltschutz, Politik?
Brunner:
Ich habe begonnen, mich in Bürgerinitiativen zu engagieren und auch eine gegründet. Durch diese trat ich zum ersten Mal in Kontakt mit den Grünen. 2005 haben sie mich dann gefragt, ob ich nicht für den Landtag kandidieren möchte. Da habe ich den dritten Platz auf der Liste bekommen und lernte zum ersten Mal auch Alexander Van der Bellen persönlich kennen. Danach wurde ich Bezirkssprecherin und ein paar Jahre später gab’s dann die vorgezogenen Wahlen und ich war auf der Bundesliste. So wurde ich 2008 Nationalratsabgeordnete.

Haben Frauen es schwieriger in der Politik?
Brunner:
Ich denke, dass Frauen einen längeren Weg gehen müssen. Männern wird selbstverständlicher zugehört und sie werden ernster genommen. Genau deswegen brauchen wir mehr engagierte Frauen in der Politik, denn die Zukunft unseres Landes zu gestalten ist ein Privileg.


Wie ist Österreichs Position in Sachen Umweltschutz?
Brunner:
Wir haben unsere Vorreiterrolle leider verloren. Ich spreche mit vielen Unternehmen, die sagen, dass wir einen großen Anpassungsbedarf haben. Wir müssen jetzt die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, sonst ist Österreich im Bereich erneuerbare Energien nicht mehr attraktiv und die Firmen müssten Arbeitsplätze reduzieren. Wir haben jetzt endlich den Klimavertrag, das ist eine große Chance, wenn wir darauf setzen. Übrigens hat die FPÖ gegen den Vertrag gestimmt, was ich im 21. Jahrhundert fatal finde.

Die Grünen haben mit der FPÖ mehrere Streitpunkte. Zum Beispiel Parkpickerl …
Brunner:
Ich komme aus dem Südburgenland und weiß ganz genau, was es heißt, von einem Auto abhängig zu sein. Bei mir zu Hause braucht jeder ein Auto. Genau deswegen: Der Klimavertrag bedeutet im weitesten Sinne, dass die Zeit der fossilen Energie zu Ende ist. Und das Klima sich gravierend verändern wird. Und jetzt ist unsere Chance diese Veränderung , die Zukunft zu gestalten. In 10 oder 20 Jahren sollte den Menschen egal sein, wie viel das Benzin kostet, weil sie es nicht mehr brauchen sollten.

Was für ein Auto fahren Sie?
Brunner:
Als ich mein Auto gekauft habe, habe ich auf die Abgaswerte geachtet, so kaufte ich mir einen VW und bin deswegen auch wie viele andere vom VW-Skandal betroffen.

Wie sehen Sie die Zukunft der Elektroautos?
Brunner:
Ich bin mir sicher, dass die Zukunft den Elektroautos gehört und es rasch attraktive Lösungen geben muss.

Was wäre also die Lösung?
Brunner:
Das Bedürfnis, das die Menschen haben, ist nicht Autofahren, sondern mobil zu sein. Ich überlege keine Sekunde, wenn ich nach Salzburg fahre, ob ich mit dem Auto fahre. Ich fahre auf jeden Fall mit dem Zug, denn so kann ich während meiner Reise lesen oder schlafen.

Was kann jeder Mensch für die Umwelt tun?
Brunner:
Vieles. Zum Beispiel regionale Produkte kaufen. Man kann sich auch überlegen,  ob man wirklich jeden Tag Fleisch essen möchte.

Sind Sie Vegetarierin?
Brunner
: Ja, seit neun Jahren. Ich habe eine Dokumentation über Massentierhaltung und Schlachthöfe gesehen und habe mich entschieden, zuerst mal nur Fleisch aus der Region zu essen und dann habe ich es ganz sein lassen.

Thema: Präsidentschaftswahlen. Sie kennen Herr Hofer noch als Energiesprecher der FPÖ?
Brunne
r: Ja, als er Energiesprecher der FPÖ war, hatten wir eine konstruktive Arbeitsbasis, die in der Sache funktioniert hat. Aber gerade für die Energiewende wäre es völlig die falsche Richtung, wenn sich Österreich abschotten würde. Österreich braucht internationale Beziehungen.

Die, Ihrer Meinung nach, Van der Bellen hat …
Brunner:
Ja, er vereint das Land und spaltet nicht. Er kann gut zuhören, ohne dass er sofort gegenargumentiert. Er geht auf die Menschen ein. Ich denke, dass er auch ein zweites Mal zum Bundespräsidenten gewählt wird.

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