Wunderspritze?

Allround-Talent Botox

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Botox bügelt vor allem Falten glatt, kann aber weit mehr: Es wird nun immer öfter gegen Migräne, Depressionen oder Akne eingesetzt. Wie sinnvoll ist das? Ein Experte klärt auf!

Das Einsatzgebiet von Botulinumtoxin Typ A, kurz Botox, liegt überwiegend in der Schönheitschirurgie: Das Nervengift soll vor allem Mimikfalten rund um die Augen und Stirn glätten. Doch der Faltenkiller kann noch mehr: Er soll gegen krankhaftes Schwitzen ebenso helfen wie gegen Migräne, Akne oder Depressionen.
Wir wollten wissen: Ist da was dran? Und baten den renommierten Wiener Chirurgen Dr. Jörg Knabl um Aufklärung im Botox-Jungle.
 
1. Botox gegen Schwitzen
Der Chirurg hat mit Botox gegen übermäßiges Schwitzen („Hyperhidrose“) selbst sehr gute Erfahrungen gemacht: „Man spritzt in die oberste Hautschicht, wo die Schweißdrüsen sitzen. So wird die Bildung des Schweißsekrets gehemmt.“ Die Behandlung zeigt sehr gute Erfolge. Einziger Nachteil: Die Wirkung dauert im Schnitt nur sechs Monate an. Danach ist in der Regel eine Wiederholungsbehandlung erforderlich.

2. Botox gegen Akne
Die Grundidee: Botox soll die Fettproduktion der Haut hemmen und so neue Akneschübe verhindern. Es wird hier ganz oberflächlich in die Haut an Wangen und Stirn gespritzt. Die Mimik bleibt erhalten. „Die Resultate sind noch nicht zu hundert Prozent überzeugend. Die Behandlung wirkt auch nicht bei jedem Patienten“, erklärt der Experte.

3. Gegen Depressionen

Jüngste Studien belegen: Botox wirkt tatsächlich gegen Depressionen. „Dafür gibt es mehrere Erklärungen“, weiß Top-Chirurg Knabl. Erstens sehe man nach einer Botox-Behandlung besser aus und fühle sich dadurch wohler und attraktiver. Und: Man könne durch eine positivere Mimik Einfluss auf die Psyche nehmen. Sprich: Wenn sich die Augenbrauen nicht mehr zu einem zornigen oder traurigen Ausdruck zusammenziehen können, werden auch keine „negativen Signale“ ans Gehirn gesendet. Studien haben eindrucksvoll belegt: Die depressiven Symptome der Patienten gingen nach Botox-Behandlungen im Schnitt um etwa 50 Prozent zurück. Gerade wenn man bedenkt, wie schwierig Depressionen oftmals zu behandeln sind, ist dies ein eindrucksvolles Ergebnis.

4. Botox gegen Migräne
Auch hier belegen klinische Studien, dass Botox einen positiven Effekt auf die Schmerzen hat. Ein Großteil der Migräne-Patienten, die eine Botox-Behandlung bekommen, berichten über eine deutliche Besserung der Beschwerden. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Botox etwa bei jeder zweiten Migräne-Patientin Erfolge zeit“, bestätigt der Experte. Weniger gut wirke die Behandlung, wenn die Migräne hormonell bedingt ist beziehungsweise der Schmerz vor allem in der Schulter-Nacken-Region sitzt. „Gleicht die Migräne jedoch eher einem Spannungskopfschmerz, der von der Stirnmitte ausgeht, dann hilft Botox am besten“, so Knabl.

5. Schlank mit Botox
Ob sich Botox tatsächlich auch zur Gewichtsreduktion eignet, ist mehr als fraglich. In experimentellen Studien wurde das Nervengift in den Magen von Probanden injiziert, um die Entleerung zu verlangsamen und so das Sättigungsgefühl zu verlängern. Das Ergebnis war jedoch ernüchternd: Zwar konnte die Botox-Injektion eine verzögerte Magenentleerung bewirken, jedoch kein früheres Sättigungsgefühl.
„In dem Fall ist es sicher zielführender, einfach weniger und bewusster zu essen“, kommentiert Knabl. Auch von jüngsten Beauty-Trends wie Botox-Injektionen für schlankere Waden (soll zwei bis drei Zentimeter weniger Umfang bringen) oder etwa, um ein Zahnfleischlächeln zu beseitigen, hält der Schönheitsexperte nicht viel: „Man kann mit Botox theoretisch bewirken, dass sich die Oberlippe beim Lachen nicht so weit nach oben schiebt – aber ich halte derartige Eingriffe eher für bedenklich.“


Fazit: Botox kann mehr als Falten ausbügeln – ist aber dennoch keine Allzweckwaffe.

Die wichtigsten Fragen zu Botox 1/4
 Wie finde ich den richtigen Arzt?
Hier zählt vor allem Erfahrung. Außerdem sollte der Arzt fachlich aus­gebildet sein.
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