Brustkrebs:

Alles, was Sie darüber wissen sollten

25.09.2013

Think pink! Allein in Österreich werden pro Jahr 5.000 Frauen mit der Diagnose „Brustkrebs“ konfrontiert. Rechtzeitig erkannt, steigen die Heilungschancen: Alles über Prävention und Vorsorge!

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Dass Prominente via Twitter etwas Relevantes mit­zuteilen haben, kommt eher selten vor. Einen wirklich bemerkenswerten Tweet setzte jedoch kürzlich US-Sängerin Anastacia ab: Scheinbar beiläufig teilte die 44-Jährige da­rin mit, sie habe den Brustkrebs besiegt, und zwar für immer. Die Twitter-Meldung im O-Ton: „Ach übrigens: Ich bin für immer krebsfrei.“


Häufig
Brustkrebs – der medizinische Ausdruck dafür lautet Mammakarzinom – ist in den westlichen Staaten die häufigste Krebsart bei Frauen. Jede achte bis zehnte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens daran. Allein in Österreich werden rund 5.000 Frauen jährlich mit der Schreckensdiagnose konfrontiert. Zum Vergleich: Bei Darmkrebs sind es 2.400, bei Lungenkrebs 1.200.


Traditionellerweise steht der Oktober im Zeichen der rosa Schleife – sie gilt als internationales Symbol der Solidaritätsbekundung mit Brustkrebspatientinnen. In Österreich startet in Kürze auch das Brustkrebsfrüherkennungsprogramm: Alle Frauen zwischen 45 und 69 Jahren sollen regelmäßig im Intervall von 24 Monaten in einem persönlichen Brief zur Mammografie-Untersuchung eingeladen werden. Die Zielgruppe umfasst circa 1,5 Millionen Frauen. Denn Brustkrebs ist nicht vermeidbar.
„Aber je früher die Erkrankung erkannt und behandelt wird, umso höher sind die Heilungschancen“, betont Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe und Vorstand der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe am Krankenhaus Hietzing (siehe Info-Kasten rechts).


Lifestyle
Fest steht: Ein gesunder Lebensstil – mit bewusster Ernährung und regelmäßiger Bewegung – kann das Risiko, an (Brust-)Krebs zu erkranken, reduzieren. Umgekehrt gibt es Faktoren, wie etwa die Hormonersatztherapie im Wechsel oder eine genetische Veranlagung, die das Risiko negativ beeinflussen.
So wie bei Hollywoodstar Angelina Jolie: Seit sich die 38-Jährige aufgrund einer Genmutation, die ein deutlich erhöhtes Krebsrisiko bedeutet, vorsorglich die Brüste amputieren ließ, steigt die Anfrage an Gen-Tests auch hierzulande (siehe Interview links). Die Entscheidung für eine vorbeugende Entfernung der Brüste oder für ein maßgeschneidertes Früh­erkennungsprogramm können aber nur die Betroffenen selbst fällen.

„Jede dritte Betroffene entscheidet wie Jolie“

 

Seit Angelina Jolies Outing verzeichnet die genetische Beratungsstelle bei erblichem Brust- und Eierstockkrebs am AKH Wien fünf Mal so viele Anfragen. MADONNA sprach mit Prof. Dr. Christian Singer, dem Leiter des Labors für erblichen Brust- und Eierstockkrebs, über den „Jolie“-Effekt.

Angelina Jolies Outing hat weltweit Aufmerksamkeit erregt: War die Amputation ihrer Brüste aus Ihrer Sicht sinnvoll?
Christian Singer
: Wir kommentieren das nicht – das ist eine höchst persönliche Entscheidung. Aber die Zahlen sprechen dafür: Wenn jemand eine Gen-Veränderung wie Jolie hat, erhöht das das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, erheblich: 85 von 100 Frauen mit dem mutierten Gen erkranken an Brustkrebs – und das noch sehr jung, also typischerweise mit 30 oder 35 Jahren. Es ist verständlich, dass jemand nicht mit diesem Damoklesschwert über sich leben will.
Verzeichnen Sie an der Beratungsstelle am AKH seit dem Outing mehr Anfragen?
Singer:
Allerdings! Die Zahlen haben sich verfünffacht. Es gibt immer noch einen Informationsmangel in Österreich. Viele Frauen wussten nicht einmal, dass es in Österreich mehr als 60 Beratungsstellen gibt (Adressen unter www.brustgenberatung.at).
Welchen Frauen empfehlen Sie einen Gen-Test?
Singer:
Kriterien für eine genetische Testung sind etwa, wenn in der Familie zwei Brustkrebsfälle vor dem 50. Lebensjahr aufgetreten sind, drei vor dem 60 oder ein Fall vor dem 35. Lebensjahr.
Welche Maßnahmen empfehlen Sie bei einem positiven Ergebnis?
Singer: Ein positives Testergebnis – also das Vorhandensein eines veränderten Krebsgens – sagt nicht, wann oder ob überhaupt eine Krebserkrankung eintreten wird, sondern weist auf ein wesentlich erhöhtes Risiko hin. Manche Frauen entscheiden sich für eine vorbeugende Entfernung des Brustdrüsengewebes oder der Eierstöcke, manche für ein maßgeschneidertes Früherkennungsprogramm.
Gibt es dazu Zahlen?
Singer:
Ein Drittel der Frauen mit positivem Testergebnis lassen sich hierzulande die Brüste entfernen. In Schweden sind es bis zu 80 Prozent. Dazu ist es wichtig, zu wissen: Frauen, die sich die Brüste amputieren lassen, dürfen mittlerweile mit sehr guten chirurgischen Ergebnissen beim Wiederaufbau rechnen.
Bedeutet ein negatives Testergebnis, dass ich nicht an Brustkrebs erkranken werde?
Singer: Nein. Etwa jede achte Frau erkrankt an Brustkrebs. Und bei Fällen in der Familie ist das Risiko höher. Deshalb wird auch diesen Frauen ein spezielles Programm zur Früherkennung empfohlen.

 

„Ein gesunder Lebensstil kann Ihr persönliches Risiko senken!“

 

Was erhöht das Brustkrebsrisiko? Und wie kann ich mein persönliches Risiko senken? Gynäkologe und Krebshilfe-Präsident Prof. Dr. Paul Sevelda gibt die Antworten:

 Erhöht die Anti-Baby-Pille mein Brustkrebs-Risiko?
Es erhöht sich geringfügig, normalisiert sich aber wieder innerhalb von fünf bis neun Jahren nach der Pilleneinnahme. Bezieht man die positiven Effekte der Pille, wie etwa reduziertes Dickdarm- oder Eierstockkrebsrisiko, in die Entscheidung ein, überwiegen bei Weitem die positiven Wirkungen der Pille.
 

Welcher Lebensstil reduziert mein Brustkrebs-Risiko?
Etwa 25 % aller Krebsfälle weltweit gehen auf das Konto von Übergewicht und Bewegungsmangel. Ein gesicherter Zusammenhang mit Übergewicht besteht bei Brust-, Darm- oder Gebärmutterhalskrebs. Das heißt: Achten Sie auf Ihr Gewicht und nützen Sie jede Gelegenheit, Bewegung zu machen. Wichtig ist Regelmäßigkeit. Die sportwissenschaftliche Empfehlung lautet 30 Minuten drei Mal die Woche aktiv sein!
 

Schützt auch die richtige Ernährung vor Krebs?
Fest steht, dass gesunde Ernährung wesentlich zur Senkung Ihres Krebsrisikos beitragen kann. Obst und Gemüse erweisen sich aufgrund ihrer sekundären Pflanzenstoffe als besonders wertvoll. Diese Stoffe sind auch für die Färbung der Lebensmittel verantwortlich. Essen Sie daher jeden Tag reichlich Obst und/oder Gemüse in verschiedenen Farben – im Idealfall fünf Portionen am Tag. Reduzieren Sie dafür den Konsum von tierischen Fetten und rauchen Sie nicht!

 Kann man die Entstehung von Brustkrebs vermeiden?
Nein, das kann man nicht. Daher spielt die Früherkennung eine sehr wichtige Rolle: Je früher die Erkrankung erkannt und behandelt wird, umso höher sind die Heilungschancen. Es gibt gerade bei den Krebserkrankungen der Frau seit vielen Jahren die Möglichkeit, durch einfache Untersuchungen (Mammografie, Ultraschall) eine äußerst wirksame Früherkennung zu erreichen.

 Wie oft sollte ich zu Früherkennungsuntersuchungen?
Die Österreichische Krebshilfe erinnert Sie kostenlos und rechtzeitig per E-Mail oder SMS daran. Es funktioniert ganz einfach. Sie können sich anonym anmelden unter: www.krebshilfe.net

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