Die Staatskünstlerinnen

Vorhang auf für die Femokratie

Teilen

Wie geht es in Europa politisch weiter? Bei diesem brisanten Thema habendrei weibliche Polit-Spitzen jetzt das Sagen. Ein Überblick.

D ie Zukunft Europas liegt ab Herbst zu einem großen Teil in Frauenhänden – für Deutschland in denen von Bundeskanzlerin Angela Merkel, für Großbritannien in Verantwortung der neuen Premierministerin Theresa May, für Schottland in der Pflicht von Regierungschefin Nicola Sturgeon. Und ab November könnte es sogar zu einem weiblichen Machtquartett kommen, wenn Hillary Clinton die US-Wahlen für sich entscheidet und zur Präsidentin des mächtigsten Landes der Welt wird. Doch bevor die rosa Feministen-Brille allzu pink leuchtet, sollte man wissen, dass die drei europäischen Machthaberinnen sehr  unterschiedliche Pläne verfolgen. Der Ursprung dieser weiblichen Neuordnung findet sich im Brexit-Referendum, eine fast Seifenoper-taugliche Performance, gespickt mit Intrigen und gebrochenen Versprechen. Kurz gesagt: Die Männer haben Chaos gestiftet, die Damen dürfen aufräumen.


Make Britain great again

Allen voran die neu designierte Premierministerin Theresa May im britischen Königreich. Die 59-Jährige gilt als fortschrittlich und liberal, positioniert sich aber in Menschenrechts- und Immigrationsfragen konservativer als so manch deklarierter Rechter. So schaffte die Priestertochter beispiels­weise das zweijährige Visum für ausländische Uniabsolventen ab und machte mit einer Art Gesundheitsgebühr für ausländische Arbeitnehmer von sich reden. Flüchtlingen will sie helfen – aber bitte nur im Nahen Osten, nicht in Europa. Und obwohl sie die EU stets befürwortet hat, bleibt für May der „Brexit Brexit“.


Pro Europa

In Schottland sieht die Situation ein wenig anders aus. Die 45-jährige Regierungschefin Nicola Sturgeon hat bereits am Tag nach dem Referendum verkündet, dass Schottland erneut über die Unabhängigkeit abstimmen werde, damit das Land in der EU bleiben kann. Denn für den „Bremain“ hatten in Schottland 62 Prozent der Wähler ­gestimmt. Eine, die diese Idee sicherlich befürwortet, ist Kanzlerin Angela Merkel. Sie fordert die EU und die amtierenden Regierungen auf, die Staatenverbindung nicht aufzugeben, sondern wieder zu ­ihren glorreichen Zeiten zurückzu­führen. Europa solle „der wettbewerbsfähigste und wissensbasierteste Kontinent  auf der Welt sein“, so Merkel. Was die drei vielleicht sehr verschiedenen Frauen zu einen scheint, ist ihre pragmatische Entschlossenheit und eine ­gefestigte Haltung in stürmischen Zeiten.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.