Bald im Kino

Natascha: ‚Lebe im Gefängnis ­meiner Gedanken‘

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Die wahre Geschichte? Am 25. Februar startet der Kampusch-Film „3096 Tage“ im Kino. Wie es Natascha wirklich geht und wie sie mit Bettszenen, Gewalt & Co. umgeht

Es ist eine wahre Geschichte, die ab dieser Woche in den heimischen Kinos gezeigt wird. Doch wie viel der tragischen Wahrheit in der Verfilmung von Natascha Kampuschs Buch 3096 Tage tatsächlich gezeigt wird, bleibt – zumindest für uns Zuseher – ein Rätsel. Wolfgang Priklopil († 2006) hatte 1998 das damals zehnjährige Mädchen auf dem Schulweg entführt und mehr als acht Jahre in einem Kellerverlies in seinem Haus in einem Vorort Wiens eingesperrt. Knapp sieben Jahre nach Nataschas Flucht versucht der Film von Bernd Eichinger († 2011) – mit dem britischen TV-Star Antonia Campbell-Hughes in der Hauptrolle – das Martyrium in Spielfilmlänge zu beleuchten. Sex und Gewalt inklusive. Währenddessen schlägt dem Opfer Natascha Kampusch eine regelrechte Hassewelle entgegen. Doch auch noch so viele untergriffige Online-Postings können Natascha nicht aus der Bahn werfen. „Am wenigsten verzieh man mir, dass ich den Täter nicht so verurteilt habe, wie es die Öffentlichkeit von mir erwartet hätte“, kontert sie im Interview. Der Film über ihre unfassbare Entführungsgeschichte könnte nun mehr Verständnis für die vermeintlich ungebrochene junge Frau schaffen.

Was denkt Natascha über den Film?
Welche Gefühle Kampusch bewegten, als sie den Film das erste Mal sah, bleibt wohl auch ihr Geheimnis. „Ein wenig Angst“, gestand sie, „war schon dabei. Beklemmung bei einigen Szenen. Das grausame Geräusch, wenn sich die Verliestür schließt. Der Blick von außen durch die kleine Öffnung in mein Gefängnis – ich habe das Loch ja immer nur von innen gesehen. Dann die Gewaltszenen, als der Täter auf mich einschlägt. Das tat mir wieder weh.“

Kampusch über Sexszenen
Erstmals wird in dem Film auch der sexuelle Missbrauch Nataschas thematisiert. Als Moderator Günther Jauch sie letzte Woche im TV mit den Filmszenen konfrontierte, ging Nataschas Blick zuerst Richtung Himmel, dann Richtung Boden. Sie wirkte verstört. Jauch: „Ist das nun das Signal für die Öffentlichkeit: So ist das gewesen. Das können Sie jetzt sehen. Aber lassen Sie mich damit dann bitte in Ruhe?!“ Nataschas kurze, eindeutige Antwort: „Genau so!“

Kampusch über ihr Trauma

Dass sie durch die Öffentlichkeit eine „Retraumatisierung“ erfuhr, steht außer Zweifel. „Ich fühlte mich selbst als Täter hingestellt – als hätte ich selbst Schuld an meinem Schicksal!“ Wie es ihr jetzt geht? „Gut, aber ich lebe immer noch in einem gefühlten Gefängnis meiner Gedanken.“

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