Kampf um jede Frau

M. Faymann feiert 35 Jahre Wiener Frauenhäuser

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Engagiert. Kanzlergattin und Politikerin Martina Faymann berichtet MADONNA von den vergessenen Frauen. Als Chefin der Frauenhäuser Wien kämpft sie seit 20 Jahren um sie.

Vor 35 Jahren hatten die Wiener Frauenhäuser mit nur zwei kleinen Häusern, wenigen Mitteln und vielen Tabus ihre Arbeit aufgenommen. Jetzt feiern die Frauenhäuser bereits ihr 35-jähriges Jubiläum, und leider gibt es noch viel zu tun. Die Vorsitzende der Wiener Frauenhäuser, Martina Ludwig-Faymann, berichtet MADONNA von ihrer Arbeit, den Schicksalen der Frauen und warum sie sich auch neue Gesetze wünscht. Bereits 1994 engagierte sich die Frau von Kanzler Werner Faymann im Verein. Seit 1996 ist sie dort Vorsitzende.

Was hat sich in 35 Jahren Wiener Frauenhäusern verändert?
Martina Ludwig-Faymann:
Es hat sich sehr viel verändert. Unser Angebot hat sich verzigfacht: Wir haben jetzt vier Frauenhäusern, 54 Übergangswohnungen und eine Beratungsstelle mit 9.400 Kontakten pro Jahr. Sowohl die Quantität als auch die Qualität hat sich enorm gesteigert. Wir haben mehr als hundert Mitarbeiterinnen und sehr hohe Sicherheitsstandards.
Hat sich die Gewalt gegen Frauen verändert? Nimmt sie zu?
Faymann:
Sie nimmt sicher nicht ab. Frauen melden diese Gewalt aber zum Glück auch häufiger als früher. Wir setzen uns jetzt auch stark gegen psychische Gewalt ein und haben zu unserem Jubiläum eine Kampagne gestartet: Manche Frauen müssen in permanenter Angst leben. Man sperrt sie zum Beispiel ein oder kontrolliert sie rund um die Uhr oder man bedroht sie mit Waffen.
Wollen Sie, dass psychische Gewalt auch zum Straftatbestand wird?
Faymann:
Ich rufe nicht immer gleich nach neuen Strafgesetzen, aber in diesem Fall sollte man es überlegen. Psychische Gewalt ist nicht gleich sichtbar, bedeutet aber dauernden Psychoterror. Ein rechtlicher Rahmen dagegen würde es den Frauen leichter machen.  Ganz wichtig ist, dass wir weiter klarmachen: Physische und psychische Gewalt gegen Frauen sind keine Kavaliersdelikte und keine Privatsache.
Hat das Gesetz der Wegweisung geholfen?
Faymann:
Es war ein wichtiger Schritt, aber für viele Frauen reicht das nicht aus. Manche müssen in ein Frauenhaus, weil ihr Leben in Gefahr ist. Andere können in der eigenen Wohnung noch nicht selbstständig leben. Die Hälfte der Bewohner der Frauenhäuser sind Kinder. Wir haben eigene Räumlichkeiten für sie und Spielmöglichkeiten. Und wir haben spezielle Bubengruppen, die mir ein Anliegen sind.
Damit sie lernen, dass Gewalt gegen Frauen eben nicht „normal“ ist?
Faymann:
Ganz genau. Männliche Therapeuten arbeiten mit ihnen und leben ihnen ein anderes Vorbild vor. Wir unterstützen Frauen auch dabei, selbstständig zu werden. Nur wer selbstständig ist, kann sich aus krankhaften Machtbeziehungen befreien.

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