Formel Frau

Erobern Frauen jetzt ­endlich die Formel 1?

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2019 startet die neue W-Series, die erste Formel-Rennserie für Frauen. Doch nicht alle Rennfahrerinnen begrüßen das. Die Hintergründe.

Erfreuliche Nachrichten erreichten motorsportbegeisterte Frauen am letzten Dienstag: Zum ersten Mal seit drei Jahren – nämlich seit Super-Gasgeberin Susie Wolff (35), Ehefrau von Austro-Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff – wird wieder eine Frau in einem Formel-1-Auto Platz nehmen. Die 25-jährige Kolumbianerin Tatiana Calderón wird für das Sauber-Team bei einer Formel-1-Testfahrt Gas geben. Erfahrung hat die Powerfrau genug, stand sie doch bereits im Alter von 18 Jahren in der Star-Mazda-Serie auf dem Podest. Mit 20 Jahren düste sie erstmals bei der britischen Formel-3-Meisterschaft mit. Aktuell fährt Calderón in der GP3. Dass ein Formel-1-Wagen dennoch eine andere Herausforderung darstellt, streitet sie nicht ab und trainiert dementsprechend hart, denn, wie sie selbst sagt: „Wir Frauen haben ja von Haus aus 30 Prozent weniger Muskeln, also muss ich dementsprechend mehr arbeiten. Vor allem an der Nackenmuskulatur.“

Harte Kritik
. Könnte man meinen, dass es für Gasgeberinnen wie Tatiana Calderón auch erfreulich war, als jüngst bestätigt wurde, dass im nächsten Jahr die erste Formel-Serie für Frauen startet. „W-Series“ wird sie heißen und unter anderem von Formel-1-Profi David Coulthard sowie Adrian Newey, ehemals technischer Direktor bei Red Bull, gestaltet. „Wir glauben in der W-Series absolut daran, dass Frauen und Männer im Rennsport sich miteinander messen können, wenn sie die gleichen Voraussetzungen haben“, so Coulthard. Dennoch wolle man mit der Meisterschaft, die zunächst mit Rennen in Europa startet, Frauen eine Chance geben, im Rennsport richtig Fuß zu fassen.

Ein Argument, das Profifahrerinnen wie Susie Wolff – sie war von 2013 bis 2015 Testfahrerin bei Williams – oder Formel-3-Pilotin Sophia Flörsch äußerst kritisch sehen. „Die Analyse und das Anliegen, Frauen zu fördern, ist richtig. Aber das muss dort geschehen, wo der Wettbewerb richtig abgeht. Wir brauchen keinen geschützten Raum, sondern Chancengleichheit“, stellt sie in der deutschen Bild-Zeitung fest. Die britische Indy-Pilotin Pippa Mann wiederum sprach in Fachmedien von „einem traurigen Tag für den Motorsport, einem historischen Rückschritt“. Befürworter sehen in der W-Series indes ein „Sprungbrett“ für Frauen in Richtung Königsklasse.

Ewige Männerdomäne? An dieser bissen sich bis dato leider alle die Zähne aus. Wolff versuchte mehrfach, in der Formel 1 Fuß zu fassen – vier Mal nahm sie an den freien Trainings teil und war damit eine von nur fünf Frauen, die diese Chance bekamen. Die Erste, Maria Teresa de Filippis, träumte bereits 1958 von einer Formel-1-Karriere, die ihren eigenen Aussagen nach nur daran scheiterte, dass man sie in der Männerdomäne verhinderte. „Der Organisator sagte, der einzige Helm, den eine Frau tragen sollte, ist der beim Friseur“, erzählte die Italienerin, die 2016 im Alter von 89 Jahren verstarb. Eine Aussage, die heute ein Skandal wäre. Ob die Einführung einer gesonderten Rennserie für Frauen fortschrittlicher und effizienter ist, wird sich weisen.

W-Series-Fakten
Die W-Series startet 2019 zunächst nur in Europa. Laut „Bild“-Zeitung startet sie voraussichtlich in Deutschland.

Die Teilnehmerinnen (18 bis 20) werden im Rahmen von Fahrtests ausgewählt.
Die Boliden sind Formel-3-Autos mit rund 230 PS. Alle Starterinnen fahren mit dem gleichen Auto.

Die Preisgelder klingen verlockend:

In der Saison werden insgesamt 1, 5 Millionen Dollar zu gewinnen sein.
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